Definition Transsexualismus
ICD 10
Definition Transsexualismus aus dem ICD 10 - Diagnosenummer F 64.0
"Der Wunsch, als Angehöriger des anderen Geschlechtes zu leben und anerkannt zu werden. Dieser geht meist mit Unbehagen oder dem Gefühl der Nichtzugehörigkeit zum eigenen anatomischen Geschlecht einher. Es besteht der Wunsch nach chirurgischer und hormoneller Behandlung, um den eigenen Körper dem bevorzugten Geschlecht soweit wie möglich anzugleichen."
Nun, wer wirklich betroffen ist, wird erkennen, daß die obige Definition ein netter Versuch war, aber den Kern der Lage nicht wirklich getroffen hat. Ich werde hier mal ein Beispiel bringen, wie ein solcher Text unsere Lage besser und treffender beschreiben könnte. Here it goes:
"Der Drang, als Angehöriger des empfundenen Geschlechtes zu leben und anerkannt zu werden. Dieser geht immer mit Ablehnung und der inneren Gewissheit der Nichtzugehörigkeit zu den eigenen angeborenen primären und daraus folgenden sekundären Geschlechtsmerkmalen einher. Es besteht der Drang nach chirurgischer und hormoneller Behandlung, um den eigenen Körper dem empfundenen Geschlecht soweit wie möglich anzugleichen."
ICD 11
Am 01. Januar 2022 trat nun der ICD 11 in Kraft. Die Einsortierung und die Beschreibung dessen ist gelinde gesagt ein Desaster! Im Vorfeld zur Erstellung und Neusortierung im ICD 11 wurden sämtliche Gendervereine früh angeschrieben, mit der Bitte um eine schriftliche Stellungnahme, Vereine die sich ausdrücklich um originär transsexuelle Menschen (NIBD) kümmern, haben erst zwei (!!!) Tage vor Fristablauf bescheid bekommen. Ein Schelm der Böses dabei denkt. Ich muß nicht betonen, daß innerhalb von zwei Tagen ein Verfassen einer fundierten schriftlichen Stellungnahme gar nicht machbar ist. Die Vorbereitungen zum ICD 11 waren im Vorfeld demnach nicht so, wie sie hätten ablaufen müssen. Wie dem auch sei, hier nun die "Definitionen" im ICD 11:
Abschnitt 17:
Genderinkongruenz
Genderinkongruenz ist durch eine ausgeprägte und anhaltende Inkongruenz zwischen dem empfundenen Geschlecht und dem zugewiesenen Geschlecht gekennzeichnet. Geschlechtsvariante Verhaltensweisen und Vorlieben allein sind keine Grundlage für die Zuweisung von Diagnosen in dieser Gruppe.
Code: HA60 - Genderinkongruenz in der Jugend oder im Erwachsenenalter
Die Genderinkongruenz im Jugend- und Erwachsenenalter ist gekennzeichnet durch eine ausgeprägte und anhaltende Inkongruenz zwischen dem erlebten Geschlecht einer Person und dem zugewiesenen Geschlecht, die oft zu dem Wunsch nach einer "Transition" führt, um als eine Person des erlebten Geschlechts zu leben und akzeptiert zu werden, und zwar durch eine Hormonbehandlung, einen chirurgischen Eingriff oder andere Gesundheitsdienstleistungen, um den Körper der Person so weit wie möglich und gewünscht an das erlebte Geschlecht anzupassen. Die Diagnose kann nicht vor dem Einsetzen der Pubertät gestellt werden. Geschlechtsvariante Verhaltensweisen und Vorlieben allein sind keine Grundlage für die Zuweisung der Diagnose.
Code: HA61 - Genderinkongruenz im Kindesalter
Genderinkongruenz im Kindesalter ist gekennzeichnet durch eine ausgeprägte Inkongruenz zwischen dem erlebten/ausgedrückten Geschlecht eines Individuums und dem zugewiesenen Geschlecht bei präpubertären Kindern. Sie umfasst den starken Wunsch, ein anderes als das zugewiesene Geschlecht zu sein; eine starke Abneigung des Kindes gegenüber seiner sexuellen Anatomie oder den erwarteten sekundären Geschlechtsmerkmalen und/oder ein starkes Verlangen nach den primären und/oder erwarteten sekundären Geschlechtsmerkmalen, die dem erlebten Geschlecht entsprechen; und Phantasiespiele, Spielzeug, Spiele oder Aktivitäten und Spielkameraden, die typisch für das erlebte Geschlecht und nicht für das zugewiesene Geschlecht sind. Die Inkongruenz muss etwa 2 Jahre lang bestanden haben. Geschlechtsvariante Verhaltensweisen und Vorlieben allein sind keine Grundlage für die Zuweisung der Diagnose.
Auch hier wird wieder von einem "Wunsch" gesprochen und alles mit "Gender" bezeichnet. Bei Transgendern -nach unserer Definition- mag dies stimmen, aber bei originär transsexuellen Menschen (NIBD) ist das alles andere als ein "Wunsch" und hat auch primär nichts mit "Gender" (soziale Geschlechterrolle) zu tun! Und bei HA61 wird auf Hobbies und Spiele eingegangen, nur daß diese beiden Punkte eben NICHT aussagekräftig sind, denn es handelt sich um VORLIEBEN und nicht um geschlechtsbestimmende Aspekte. In ihrem Absatz schreiben sie ein paar Sätze später selber: "Geschlechtsvariante Verhaltensweisen und Vorlieben allein sind keine Grundlage für die Zuweisung der Diagnose". Ich kenne Cis-Männer, die als kleine Jungen mit Puppen gespielt haben und Cis-Frauen, die mit Autos und LKWs gespielt haben. Das sagt also alles nichts. Allein der Leidensdruck aufgrund der primären und/oder erwarteten sekundären Geschlechtsmerkmale ist ausschlaggebend.
Hätte man Vereine für die Belange von originär transsexuellen Menschen (NIBD) einbezogen, würden die Texte ganz anders ausfallen, z. B. so:
Sexusinkongruenz (Neurointersexuelle Körperdiskrepanz - NIBD)
Sexusinkongruenz ist durch eine ausgeprägte und anhaltende Inkongruenz zwischen dem empfundenen Geschlecht und den primären/sekundären Geschlechtsmerkmalen gekennzeichnet. Geschlechtsvariante Verhaltensweisen und Vorlieben allein sind keine Grundlage für die Zuweisung von Diagnosen in dieser Gruppe.
Code: HA60 - Sexusinkongruenz in der Jugend oder im Erwachsenenalter
Die Sexusinkongruenz im Jugend- und Erwachsenenalter ist gekennzeichnet durch eine ausgeprägte und anhaltende Inkongruenz zwischen der inneren erlebten Geschlechtlichkeit einer Person und den angeborenen primären und entwickelten sekundären Geschlechtsmerkmalen, die immer zu dem Drang nach einer Geschlechtsangleichung führt, um als eine Person des erlebten Geschlechts zu leben und akzeptiert zu werden, und zwar durch eine Hormonbehandlung und einen chirurgischen Eingriff, um den Körper der Person so weit wie möglich an das erlebte Geschlecht anzupassen. Dieser Code bezieht sich nicht auf Diagnosen vor Einsetzen der Pubertät (siehe Code HA61). Geschlechtsvariante Verhaltensweisen und Vorlieben allein sind keine Grundlage für die Zuweisung der Diagnose.
Code: HA61 - Sexusinkongruenz im Kindesalter
Sexusinkongruenz im Kindesalter ist gekennzeichnet durch eine ausgeprägte Inkongruenz zwischen dem innerlich erlebten/ausgedrückten Geschlecht eines Individuums und den angeborenen primären Geschlechtsmerkmalen bei präpubertären Kindern. Sie umfasst den starken Drang, das innerlich empfundene Geschlecht auch äußerlich zu sein und so akzeptiert und wahrgenommen zu werden; eine starke Abneigung des Kindes gegenüber seinen primären und den erwarteten sekundären Geschlechtsmerkmalen, sowie ein starkes Verlangen nach den primären und erwarteten sekundären Geschlechtsmerkmalen, die dem erlebten Geschlecht entsprechen. Die Inkongruenz muss etwa 2 Jahre lang bestanden haben. Geschlechtsvariante Verhaltensweisen und Vorlieben allein sind keine Grundlage für die Zuweisung der Diagnose.
Allein das zeigt schon, daß ein Zusammenwürfeln von Sexus- und Genderthemen nicht zielbringend ist. Es muß differenziert und getrennt werden. Diagnosetrennung und damit eine für uns eigene Krankheitsentität ist wichtiger denn je.