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Neurointersexualität - Eigene Erfahrungen und Erkenntnisse

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Eigene Erfahrungen und Erkenntnisse

Nunja, bis ich endlich in den Genuß einer wirklich gesunden und meinem inneren Sexualwesen entsprechende Sexualität kommen konnte, vergingen sage und schreibe 43 Jahre, in Worten dreiundvierzig! Sicherlich habe ich auch schon mit der falschen genitalen Ausstattung meine Erfahrungen gesammelt, der Sexualtrieb ist nunmal da, aber qualitativ hochwertig und seelisch erfüllend ist dann doch etwas ganz anderes. Da ich in fast allen Transitionsschritten das eine oder andere sexuelle Intermezzo erlebt habe, kann ich durchaus berichten, daß mit jedem Erreichen eines neuen Schrittes auch die Sexualität besser wurde.

"Mein erstes Mal" nach Beginn der Hormonbehandlung war halbwegs interessant, denn ich hatte eine durch Testosteron gesteigerte Libido und die Feststellung, daß die Klitoris gut an Größe zugenommen hatte, machte die Sexualität in dieser Hinsicht spannend, wenn auch nicht gleich seelisch erfüllend, dazu war einfach noch zu viel falsch an meinem Körper. Wirklich fallenlassen konnte ich mich nicht, zumal auch die Scham einfach noch viel zu groß war.

Dann der erste Sex nach der Mastek, das war ein befreiendes Gefühl, auch wenn ich "da unten" rein äußerlich noch so war wie Mutter Natur mich geschaffen hatte, allerdings befreit von Uterus und Ovarien, ich fühlte mich um Welten seelisch sauberer und es war eine mächtige Erfahrung, die Tabuzone Oberkörper losgeworden zu sein und dort endlich auch Streicheleinheiten zulassen zu können. Die anfängliche Euphorie war aber andererseits auch wieder schnell beendet, weil ich innerlich für mich spürte, wie sehr ich mich nach einem eigenen Penis sehnte, um all das tun zu können, was für Cis-Männer einfach nur selbstverständlich ist. Noch immer war die Scham nicht weg, denn ich schämte mich für das falsche weibliche Genital an mir. Aber der Sexualtrieb forderte nunmal sein Recht und so komplett wie ein Mönch leben trotz fester Freundin und späterer Ehefrau wollte ich dann auch nicht.

Dann die Sexualität als ich meinen Klitpen hatte, bereits war ich damit in der Lage rudimentär meine inhärente Sexualität ausleben zu können, wenn auch nur sehr eingeschränkt, denn ein Klitpen ist nachwievor kein Penis, auch wenn ich diesen quasi als meinen "Minipimmel" wahrgenommen habe. Teilweise habe ich mich in meiner Sexualität bestätigt gefühlt, was ein sehr schönes Gefühl war und sich positiv auf mein fast nicht vorhandenes Selbstbewußtsein ausgewirkt hat, die Scham wurde minimal reduziert, aber ganz weg war sie nicht, denn gleichzeitig spürte ich nach wie vor den tiefen Drang einen eigenen Penis aus eigen Fleisch und Blut zu besitzen.

Es folgte lange Zeit nichts mehr, wo ich mich sonst nur mit Masturbation über Wasser gehalten habe, bis ich endlich meinen Penisaufbau, die Hodenprothesen und Eichelnachbildung hatte. Das sexuelle Intermezzo in dieser Phase war schon sehr interessant, zumal man bei mir ja nun endlich "nach Männerart" hantieren konnte. Ich fühlte mich auf ganzer Linie bestätigt, allerdings die Tatsache, daß ich noch keine Erektionsprothese hatte, machte die Sexualität für mich alles andere als reichhaltig. Ich bin in meiner Sexualität ein aktiver Mann, die Tatsache jedoch, daß ich passiv sein mußte, war mir ein sehr großer und schmerzvoller Dorn im Auge. Seelische Erfüllung hatte ich damit immer noch nicht, auch wenn im großen und ganzen der Sex nun wesentlich besser war, denn immerhin hatte ich jetzt meinen Penis.

Mit 38 bekam ich dann endlich die ersehnte Erektionsprothese implantiert. Die Masturbation war einfach nur noch gigantisch, der Sex allerdings leider gar nicht, ich hatte schlichtweg den falschen Partner, wir waren einfach nicht kompatibel. Es dauerte daher noch ganze 5 Jahre bis ich die Möglichkeit bekam, endlich richtigen Sex zu erleben und mein inneres Sexualwesen und die inhärente Sexualität vollends ausleben zu können. Und das auch noch mit einer Frau, die selber Spaß am Sex hat, dies auch ohne Scham zeigt und mir gegenüber keinerlei Berührungsängste hegt. Die erste vaginale Penetration von mir und die Frau bekam einen Höhepunkt. Ich war stolz wie Bolle und mein Selbstbewußtsein machte einen rießen Satz nach oben. Fellatio zu bekommen war für mich eine grandiose Bestätigung. Gleichzeitig war ich aber auch total unerfahren und super ängstlich und sehr vorsichtig, denn mir war es einfach wichtig, daß sie sich gut dabei fühlte und nicht bedrängt. Zudem hatte ich panische Angst davor, aus Unwissenheit oder im Eifer des Gefechtes eine Grenzverletzung zu begehen. Ergo habe ich mich in meiner aktiven Sexualität vorsichtig bei ihr vorangetastet und je mehr Gemeinsamkeiten wir entdeckten, desto mutiger und aktiver wurde ich. War ich anfänglich noch recht passiv bei der Sache, so wurde ich von Mal zu Mal immer aktiver und auch selbstbewußter. Wir entdeckten unsere anatomischen Vorlieben gegenseitig, experimentierten, testeten aus, probierten unterschiedliche Stellungen, nahmen gemeinsam "Feinjustierungen" vor und spielten uns immer mehr ein. Anfänglich hatte ich noch Probleme überhaupt zum Höhepunkt zu kommen, ich war immer noch zu gehemmt und unsicher, eine zuvor gescheiterte Beziehung mit bitterböser genitaler Beleidigung an meiner Person machte es nicht besser und steckte mir noch lange in den Knochen.

Heute sind wir sexuell ein eingespieltes Team, wir kennen unsere gegenseitigen Vorlieben, wissen womit wir unser Gegenüber schnell aus der Fassung bringen können und ich erlebe mit ihr den besten Sex meines Lebens. Die Angst vor Grenzverletzungen ist verschwunden, da das sexuelle Areal in dem ich mich frei und ungehemmt bewegen kann, so groß ist, daß ich kaum in die Nähe der Grenzen komme. Und das allerbeste ist, ich fühle mich jedesmal grenzenlos als Mann bestätigt, wenn ich mit ihr ein erfolgreiches Intermezzo begangen habe. Im übrigen empfehle ich jedem heterosexuell orientierten ehemals transsexuellen Mann (NGS) sich eine sexuell erfahrene Frau zu suchen. Denn sexuelle Unerfahrenheit ist kontraproduktiv.

Das hier war ein recht "technischer" Bericht, im nächsten Kapitel gehe ich dann mal auf die Auswirkungen im Alltag ein, die ein gesundes aktives Sexualleben so mit sich bringt.

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News

 

12.04.24: Erweiterung der Inhalte zur körperlichen Transition

Wir haben uns nun die Mühe gemacht und den Bereich der körperlichen Transition um die Hormonbehandlung erweitert.

 

25.01.23: Neue Grafiken... / New graphics...


...sind nun online. Zu sehen hier und hier.


...are online now. See here and here.

 

24.09.23: Filme und NIBD-Stammtisch

Jetzt bieten wir auch die Möglichkeit, sich gute Filme bei uns zum Thema NIBD anschauen zu können. Hier. Viel Spaß beim gucken und Popkorn futtern. wink

Eine Userin war so freundlich und hat für uns via Zoom einen virtuellen NIBD-Stammtisch aufgebaut. So können wir locker flockig miteinander plauschen und uns dabei sehen. Die Zugangsdaten gibt es nur für registrierte User denen wir vertrauen können.

 

21.07.23: Chat

Nachdem ich heute den ganzen Tag gebastelt habe, steht nun unser eigener Chat. Immer hereinspaziert in die gute Stube. Kaffee und Kuchen stehen bereit. Hier entlang.

 

18.07.23: Zertifikat

Seit heute den 18.07.23 ist unsere Webseite mit einem SSL-Zertifikat versehen. Das berühmte "Schloß" ist nun nicht mehr durchgestrichen.


Neurointersexualität / Neurointersexuelle Körperdiskrepanz (NIBD)
Eine Zusatz-Bezeichnung, die gerne von manchen originär transsexuellen Menschen benutzt wird, um sich von der inflationären Benutzung des Begriffes "Transsexualität", welche durch die genderorientierte Trans*-Community, aber auch durch die Medien getätigt wird, abzugrenzen. NIBD-Betroffene wollen einfach nicht mit anderen Phänomenlagen, die entweder nur ein Lifestyle, Rollenproblem oder sexueller Fetisch sind, verwechselt und/oder in einen Topf geworfen werden. Die Bezeichnung NIBD bezieht sich auf die wissenschaftliche Arbeit von Dr. Haupt.

 


Neurointersexuality / Neurointersexual Body Discrepancy (NIBD)
An additional term which is often used by originally transsexual people to differentiate themselves from the inflationary use of the term "transsexuality" by the gender-oriented trans* community, but also by the media. NIBD patients simply do not want to be confused and/or lumped together with other phenomena that are either just a lifestyle, role problem or sexual fetish. The term NIBD refers to the scientific work of Dr. Haupt.

 

 

 

 


Transgender - Transidentität
Transgender hadern hauptsächlich mit der sozialen Geschlechterrolle (gender), die ihnen seitens der Gesellschaft und kulturellen Konventionen aufgedrückt wird. Einen körperlichen Leidensdruck, wie ihn originär transsexuelle Menschen (NIBD) verspüren, ist bei ihnen nicht gegeben. Gerne und immer wieder wird, auch von Fachleuten, Transgenderismus mit originärer Transsexualität verwechselt.
Transidente hadern mit ihrer Identität als Mann oder Frau. Dieses Problem ist rein psychisch bedingt, einen körperlichen Leidensdruck, wie ihn originär transsexuelle Menschen (NIBD) verspüren, ist bei ihnen ebenfalls nicht gegeben. Auch hier wird das Phänomen gerne mit originärer Transsexualität verwechselt.

 


Transgender - Transidentity
Transgender people mainly struggle with the social gender role (gender) that is imposed on them by society and cultural conventions. They do not experience the kind of physical distress felt by originally transsexual people (NIBD). Transgenderism is often and repeatedly confused with original transsexuality, even by experts.
Transident people struggle with their identity as a man or a woman. This problem is purely psychological; they do not experience the kind of physical suffering that original transsexual people (NIBD) do. Here too, the phenomenon is often confused with original transsexuality.

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