Gunte Morgen und wiederum ein großes Dankeschön an alle.
Euer eingehen auf mich und die immer sehr konkrete Bezugnahme ist toll.
Ihr helft sehr viel, ich kann nicht auf alles oder alle Bezug nehmen, das würde den Rahmen des öffentlichen Forums hier wohl sprengen.
Sehr bemerkenswert für mich ist (u.a.) der Hinweis von Marlene:
... am Anfang nicht nur eine Befreiung viel mehr Zerstörung von fast allem was ist und sein könnte. Was man hat ist alles andere als gut - aber sicher. Die ganze Unsicherheit wegen der Freunde, der Eltern, gemobbt zu werden, später womöglich arbeitslos zu sein, "Trümmertransenartig" auszusehen - überhaupt nicht ans Ziel zu kommen den Körper zu verändern, der Alltagstest... Am Anfang hat man so ziemlich gar nichts. Keine Sicherheit ...
Keine Befreiung, sondern ein Trümmerhaufen ... - genau so kam es von unserem Kind rüber im Gepsräch, zum Teil mit praktisch genau den Hinweisen/Themen wie hier von Dir, Marlene, geschrieben.
Ich möchte mal aus der Sicht von mir als Vater, dies noch verstärken:
Natürlich sieht man die Schwierigkeiten des Kindes, wei es heranwächst und aneckt, Probleme hat usw. Darüber habe ich in meinem anfänglichen Beitrag schon geschrieben. Als Eltern hofft man, dass mit dem heranwachsen, dem alter werden, sich die Dinge Regeln, Sohn/Tochter glücklich (und für sich erfolgreich) wird.
Und dann kommt dieser Moment, dieses Outing und da wird einem buchstäblich der Teppich unter den Füssen weggezogen. Anstatt dass sich die Dinge für unser Kind erleichtern, sthet man wie vor einem Scherbenhaufen und weiß: "Autsch - das wird jetzt heftig und nichts ist mehr klar".
Als Eltern kommt man also in die verrückte Situation, dass genau in diesem Moment, wo unser Kind sich öffnet, erklärt und an uns wendet, wir selber nicht gleich den sicheren Halt und Hafen bieten können, sondern zuerst mal uns selber wieder finden müssen.
Wir sind als Eltern selber umgehauen und müssen eigentlich zu allererst mal uns selber wieder kitten, um überhaupt die Kraft und Energie aufzubringen, unser Kind auf dem Weg, den Scherbenhaufen zu sortieren und das Gefäß in neuem, schönen und positiven Glanz auferstehen zu lassen, helfend begleiten zu können.
Die Wurzel der Problematik ist in dem Sinne, dass man als Eltern gar nicht richtig funktionieren kann, wie man dies von Eltern zu erwarten hätte. Und ich glaube, das ist für mich als Vater und für die betroffene Mutter im Moment der größte Frust.
Es ist auch wirklich so: Auch als homosexueller Vater kann man hier kaum besser beistehen, als wie ein Heterosexueller. Es ist am Ende wieder etwas total anderes, berührt total andere Punkte und Drehangeln des Soziallebens. Der Unterschied ist aber trotzdem, dass ich als Gay, doch wesentlich offener bin für das "andere", nicht normative oder allgemeingültige Sein wie von der Mehrheitsgesellschaft definiert.
Erlaube mir, auch Deine (hm ... z.T. heftige) Kritik an der LGBT-Gemeinde zu schwächen: doch, nach meiner Erfahrung in der LGBT-Gemeinde/Szene in der ich mich bewege, sind TS durchaus ein fester Bestandteil und auch anerkannt. Das ist auch richtig und gut so,v.a. die LGB sind was Gesellschaft und Politik angeht wohl objektiv den TS am nächsten. Aber auch für die LGB trifft zu, dass nicht jeder gleich gut mit TS umgehen kann, psychisch, seelisch und auch sexuell.
Ich sage da ganz ehrlich und offen über mich selber, dass ich bei TS-Bekanntschaften, die mit mir physischen Kontakt haben wolten (ok, ok: ja, Sex ...), jeweils nicht konnte und wollte. Ging einfach nicht für mich ...
Das mich das Thema TS nun ganz anders und heftig über mein egens Kind "einholt", ist für mich schon ein Hammer ... - und ich habe es als Gay Mann damit sicher nicht einfacher ...
Schönen Tag an alle, und nochmals herzlichen Dank für die ausführlichen Beiträge für mich,
Beng.