Transsexualität-NIBD

Autor Thema: Alles kaputt  (Gelesen 7020 mal)

Cry

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Alles kaputt
« am: 26.Mär 2015, 19:35 »
Unser Sohn ist 30 Jahre und bisher war alles normal. Lief alles glatt.
Schule, Lehre,  Berufswahl.
Dass seine Freundin 5 Jahre älter ist, störte niemand, eher schon ihr Wunsch keine Kinder zu bekommen.
Aber wir dachten  immer, die Zwei sind noch jung, da kann sich vieles noch ändern.

Jetzt hat sich unser Sohn geoutet, dass er lieber eine Frau wäre und auch schon am Wochenende in Frauenkleidern durch die Stadt laufe. Er hat sich einen Therapeuten gesucht und will durch ein Gutachten erreichen, dass er eine Geschlechtsumwandlung machen kann.
Ich weiß nicht was das Ganze soll, da er nie eine Tendenz in diese Richtung zeigte.

Als wir ein vertrauliches Gespräch mit unserer angehenden Schwiegertochter führten, sagte uns diese, dass sie sich erst jetzt gegenüber unseren Sohn geoutet hätte und früher selber mal ein Mann war.
Ist er deshalb so durch den Wind? Will er nachfühlen ? Oder fühlt er sich getäuscht ?
Oder kann es wirklich sein, dass er auf einmal in einen anderen Körper möchte ?

Wie können wir unserem Sohn helfen, was sollen wir tun ?

Offline Susanne35

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Re: Alles kaputt
« Antwort #1 am: 27.Mär 2015, 05:16 »
Hallo Cry,


Wie können wir unserem Sohn helfen, was sollen wir tun ?


Zeigt Eurem Sohn / Tochter, das ihr Ihm ernst nimmt.
Gibt Ihm das Gefühl das Ihr für seine Sorgen Offenes Ohr habt und ohne  Vorurteile seid.
seid versichert , das er/ sie sich euch ganz sicher nicht leichtfertig Outet und sicher sich
darüber viele Gedanken gemacht hat.
mehr könnt Ihr nicht tun .
Er muss sich selber finden .

LG Susanne :)

Offline Cry

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Re: Alles kaputt
« Antwort #2 am: 27.Mär 2015, 10:36 »
Ehrlich ?

Wir können diesen Satz " er muss sich selber finden" nicht mehr hören.

Wir Eltern sind beide im Rentenalter, über 45 Jahre verheiratet und haben in unserem langen Leben viel an Elend und Leid durchlebt. Nun haben wir uns zum erstenmal in Therapie begeben (müssen).
Man will uns helfen. Aber uns wird nur geholfen, wenn dem Sohn geholfen wird. So einfach ist das.

Hier wird immer viel geschrieben von dem Glück, dass man auf diesem Weg findet. Ich bezweifle das stark. Meine Lebenserfahrung hat mich gelehrt, dass man sein Glück nicht auf dem Unglück anderer aufbauen kann. Das ging (geht) immer schief.

Warum sollen (müssen) wir Eltern immer akzeptieren, leiden und für gut befinden was unsere Kinder tun? Auch die Leidensfähigkeit von Eltern hat eine Grenze, auch wir haben nur das eine Leben.
 


Offline Cry

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Re: Alles kaputt
« Antwort #3 am: 27.Mär 2015, 13:57 »
Hallo Gollum,

Danke dir für deine Antwort. Überhaupt allen, die sich doch sehr schnell und fachkundig auf unsere  Sorgen und Ängste gemeldet haben.

Du triffst mit deiner Antwort genau die Punkte, die auch uns so beschäftigen.
Nach fast 5 Jahren, kurz vor der Hochzeit kam sozusagen das Outing der Partnerin .
Wenn wir als Oldies dies schon als Betrug empfinden, wie mag es dann damit erst unserem Sohn ergehen?
Das normale Verhalten wäre einfach ein "und jetzt tschüss" gewesen. Aber genau dies kam nicht von ihm. Sondern es kam eine Selbstdiagnose mit einem wie ich finde verheerenden Ergebnis. Fakt ist und das können wir uns nicht weg- oder schönreden, dass er ein Problem hat.

Etwas beruhigt hat uns allerdings die Auskunft, dass da doch etliche Instanzen zwischengeschaltet sind, die einen Blick drauf werfen, ein Auge darauf haben und die Zeit wohl eher für als gegen uns spielt.

Für uns ergibt sich nun aber noch ein weiteres Problem, nämlich der Umgang mit seiner Freundin. Jetzt im nachhinein erkennen wir alle Anzeichen die da waren und die wir übersehen oder nicht wahr haben wollten.
Sie ist immer noch der liebe Mensch, den wir schätzen und lieben gelernt haben, aber wir kommen uns hintergangen und mutwillig getäuscht vor.
Kontakt gab es seit dem letzten Gespräch nicht mehr und Distanz ist wohl im Moment auch das Vernünftigste.

Offline Cry

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Re: Alles kaputt
« Antwort #4 am: 27.Mär 2015, 14:14 »
Was uns interessieren würde, wäre die Angabe wie das mit dem zeitlichen Ausfall in beruflicher Hinsicht geht, wenn man operiert wird.
Da sind ja wohl zig Operationen nötig, wo nicht jeder Arbeitgeber genügend Verständnis für die OPtermine und die Genesungszeiten hat.
Oder muss das vom Arbeitgeber toleriert werden ?

Offline Jeanne Rising

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Re: Alles kaputt
« Antwort #5 am: 27.Mär 2015, 18:42 »
Ich denke, Gollum hat schon sehr kompetent das meiste beantwortet...daher war ich auch unsicher, ob ich jetzt hier ein bisschen die prinzipienreitende Buhfrau spielen soll...aber irgendwie so stehen lassen finde ich unschön....

Ehrlich ?

Wir können diesen Satz " er muss sich selber finden" nicht mehr hören.

Wir Eltern sind beide im Rentenalter, über 45 Jahre verheiratet und haben in unserem langen Leben viel an Elend und Leid durchlebt. Nun haben wir uns zum erstenmal in Therapie begeben (müssen).
Man will uns helfen. Aber uns wird nur geholfen, wenn dem Sohn geholfen wird. So einfach ist das.

Hier wird immer viel geschrieben von dem Glück, dass man auf diesem Weg findet. Ich bezweifle das stark. Meine Lebenserfahrung hat mich gelehrt, dass man sein Glück nicht auf dem Unglück anderer aufbauen kann. Das ging (geht) immer schief.

Warum sollen (müssen) wir Eltern immer akzeptieren, leiden und für gut befinden was unsere Kinder tun? Auch die Leidensfähigkeit von Eltern hat eine Grenze, auch wir haben nur das eine Leben.

Ehrlich? Okay!
Ich kann das Rumgeprahle von Eltern auf Parties nicht mehr hören, die nur noch von den tollen Achievements ihrer Kinder erzählen, was sie erreicht haben, dass sie jetzt auch bald Nachwuchs bekommen und wie ultimativ außergewöhnlich ihre Position in Unternehmen xy wieder ist. Sowas ist okay wenn die Kinder noch die Flasche brauchen oder in die Grundschule gehen aber danach denk ich mir oft...ernsthaft...sucht euch Hobbies. Kinder sind nicht dazu da, die eigenen Lücken zu füllen oder die eigenen Vorstellungen vom Glück zu verwirklichen und wer seinem Kind langfristig vorwirft, es zerstöre das Glück der Familie, indem es sein eigenes verfolgt, der geht das Elterndasein vom falschen Ende an. Ich kann Besorgnis verstehen, kann Ängste verstehen, die damit verbunden sind, dass dem Kind wegen seiner Entscheidung viel übles widerfahren kann....ich kann sogar zu einem gewissen Grad verstehen, dass die Vorstellung, auf ein traditionelles Familienglück vom Format "Enkel, niedlich, Oma sein" leider verzichten zu müssen, einem das Herz ziemlich schwermachen kann. Aber dafür gibt es den Therapeuten zu dem ihr ja offenbar glücklicherweise auch geht und es ist nicht Kindesaufgabe, sich von euch anzuhören, dass es euer Glück zerstört, denn es ist für euer Glück nicht verantwortlich. Der Weg in den richtigen Körper ist für die meisten echt holprig genug...

Das eben Gesagte nun mal beiseite...muss ich allerdings auch sagen, dass ich die Story zumindest sehr außergewöhnlich finde und definitiv verstehen kann, dass da eine gewisse Skepsis vorhanden ist. Gerade, wenn das mit dem Outing wirklich erst gerade stattgefunden hat, dann würde das ja im Endeffekt bedeuten, dass die beiden sich - das sehe ich doch richtig(?) - wirklich seinerzeit aus Perspektive eures Kindes wie ein "durchschnittliches" Paar kennengelernt haben...was ja dann im Umkehrschluss bedeuten würde, dass sich zwei Transsexuelle da quasi "zufällig" gefunden haben...da ist das böse Statistikmonster in meinem Kopf zumindest etwas irritiert...deswegen denke ich mal, in eurem Fall ist die therapeutische Begleitung elementar wichtig. Allerdings - und das muss man genauso klar sagen - ist Transsexualität, wenn sie denn wirklich vorliegt, nicht irgendeine "Schnapsidee". Auch das elterliche Interesse sollte daher nicht dabei liegen, eine Wunschdiagnose zu bekommen, sondern eine realistische. Der Leidensdruck bei echter TS wird mit den Jahren in der Regel nicht weniger und man müsste als Elternteil schon sehr verquer sein, wenn einem ein totes Kind lieber ist als eins vom anderen Geschlecht - leider soll es ja auch das geben...
Jeanne Rising

  • 09.2014 Vorstellung in der TS-Sprechstunde LVR-Klinikum Essen
  • 01.2015 Therapie bei Herr Frommelt, Essen
  • 01.06.2015 Hormontherapie bei Dr. Lederbogen, Essen
  • 25.02.2016 Logopädie bei Frau Söllenböhmer, Essen
  • 20.01.2023 SRS und FFS bei Dr. Sutin Khobunsongserm in Bangkok, Thailand

Offline Cry

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Re: Alles kaputt
« Antwort #6 am: 28.Mär 2015, 10:42 »
Dein Satz bestätigt die Vermutung in uns,  dass es  nach einer Umwandlung wohl auch kein echtes Glück gibt. Heißt, das Problem der Andersartigkeit bleibt weiterhin bestehen.

Die Zwei haben sich jetzt zum Osterbesuch angemeldet und wir hoffen, dass die hier erhaltenen Informationen uns helfen diesen gut über die Runden zu bringen.
Es wird wohl ein langer und verdammt schwerer Weg werden, für ihn, für sie, für uns, für alle.
« Letzte Änderung: 17.Nov 2021, 21:30 von tech_admin »

Offline Elsker

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Re: Alles kaputt
« Antwort #7 am: 28.Mär 2015, 11:51 »
Dein Satz bestätigt die Vermutung in uns,  dass es  nach einer Umwandlung wohl auch kein echtes Glück gibt. Heißt, das Problem der Andersartigkeit bleibt weiterhin bestehen.

Ich klinke mich auch mal zu dem Thema Glück ein, wenn es gestattet ist.
Ich bin Transmann und damit ist es eh ganz anders, aber ich denke es kommt viel auf das soziale Umfeld an. Ich habe ein rein positives Umfeld (bis auf ein paar wenige, die aber nichts machen, weil sie einfach in der Unterzahl sind) und bin teils geoutet, teils nicht. In der Schule wussten es alle, einfach weil dort mein Weg begonnen hat und da habe ich gemerkt, dass ich zwar als Junge wahrgenommen werde und auch im groben so behandelt, aber richtig dabei war ich bei den Jungs nicht. Das kam erst mit der Zeit, als ich Hormone bekommen habe. Trotzdem war ich glücklich damit, denn es war ein Anfang. In der Uni wissen es jetzt nach einem Semester 6 Leute. Grund dafür ist, dass ich am Anfang nicht damit zurecht kam, dass keiner bescheid weiß und ich das Gefühl hatte mich zu verstecken, das hat mich nicht glücklich gemacht. Nachdem ich es ein paar erzählt habe, viel eine Last von mir runter und ich komme viel besser damit zurecht. Mitlerweile erzähle ich es keinem mehr. Was aber interessant war, dass keiner von ihnen mich durch das wissen jetzt anders behandelt und es ist im Alltag auch nicht wichtig, wer es von ihnen weiß und wer nicht. So habe ich aber die möglichkeit mich an jemanden zu wenden der bescheid weiß, wenn etwas ist in der Uni. Momentan bin ich sehr glücklich und gelassen freue mich über jeden Tag. Und das ist echtes Glück, die Freude am Leben zu haben und die habe ich erst jetzt wieder bekommen. Natürlich liegt noch einiges vor mir, was den Weg angeht und ich weiß nicht wie es enden wird, aber ich merke, dass der Weg mir nur gut tut und mir hilft mein Glück zu finden.
Es spielen natürlich viele Faktoren in diese Sache rein und nicht jeder kann es gut haben, aber ich sehe nicht so das Problem in der Akzeptanz, wie Gollum es zB immer schildert. Ob es daran liegt, dass ich TM bin und nicht TF? Das weiß ich nicht. Ich kann aber aus meiner Erfahrung sprechen, dass wenn man offen, ehrlich und selbstbewusst mit dem Thema umgeht viele merken, dass es für einen der richtige Weg ist. Das musste neulich auch mein Vater sich eingestehen, der Anfangs immer von einer "Verstümmelung eines gesunden Körpers" sprach. Jetzt nach 2 Jahren, wo Hormone und die erste Op ihre arbeit geleistet haben, merkt er wie glücklich ich damit geworden bin, bzw wie unglücklich ich vorher war, obwohl ich immer versucht habe die glückliche Tochter zu spielen.

Im Prinzip möchte ich damit sagen, dass
1. für jeden Menschen Glück anders definiert ist und durch verschiedenes eintritt
2. nicht für alle ein Problem durch die "Andersartigkeit" besteht

und zum Schluss möchte ich euch noch fragen, was denn für ein echtes Glück ist, bzw. was ich unechtes Glück? Woran macht ihr euer Glück fest?
Für mich gibt es Glück und gespieltes Glück. Jetzt bin bzw. werde ich immer glücklicher und vorher habe ich mein Glück nur vorgespielt.
« Letzte Änderung: 17.Nov 2021, 21:31 von tech_admin »
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Oktober 2018: Aufbau

Offline Cry

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Re: Alles kaputt
« Antwort #8 am: 28.Mär 2015, 12:15 »
Wir haben uns wieder durch etliche Berichte gelesen. Sind immer noch auf der Suche nach Verstehen.
Auch wenn die Welt sich grad Schwarz zeigt, lacht die Sonne.
Wir werden jetzt erstmal eine Runde mit unserem Wuffi drehen.

Offline mihi

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Re: Alles kaputt
« Antwort #9 am: 28.Mär 2015, 15:49 »
Eine andere Transfrau von meinem Genitalchirurg hat es mal sehr trefflich auf den Punkt gebracht: "Leute, die es wissen, machen mich krank", denn ab da ist die Transsexualität wieder zurück, erst durch den Gegenüber, und dann im eigenen Kopf.
Dein Satz bestätigt die Vermutung in uns,  dass es  nach einer Umwandlung wohl auch kein echtes Glück gibt. Heißt, das Problem der Andersartigkeit bleibt weiterhin bestehen.
Hier sage ich auch mal etwas dazu, obwohl ich den bisherigen Antworten voll und ganz zustimmen würde, einfach, weil damit Du weißt, daß noch mehr Leute das so ähnlich empfinden.

Das Leben ist für mich viel viel leichter geworden. Ich muß mir nicht mehr so einen Kopf machen, was ich tue und lasse. Die Fragen im Kopf sind weg. Das Leben ist keine Quälerei mehr. Es darf auch mal Spaß machen.

Niemand hat versprochen, daß das Leben immer nur schön ist. Das gilt für Trans-Leute genau wie für jeden anderen auch. Und manchmal hängen die Probleme auch mit dem Trans-Sein zusammen. Aber es sind Probleme, wie jeder Mensch sie hat. Nur hat sie jeder Mensch eben an einer anderen Stelle. Natürlich gibt es auch Menschen, die nie mit ihrem Leben zurechtkommen. Aber das ist kein Grund, für sich nicht nach Wegen zu suchen.

Leute, die wissen, daß man transsexuell ist, beobachten einen auch nach Anzeichen des anderen Geschlechts. Sie nehmen das dann stärker wahr. Das ist der Nachteil, wenn es andere wissen.

Außerdem will ich endlich "normal" sein. Eben dazugehören. Nicht irgendwie anders. Das ging früher nicht. So richtig zu den Männern gehörte ich nicht. Das habe ich immer wieder erfahren müssen. Es tut weh auf die Dauer. Und um so älter man wird, um so mehr. Irgendwann geht es nicht mehr. Dann muß man handeln, sonst lauert der Selbstmord. Glaube es mir, ich war auch ziemlich nah dran.

Mihi

Offline Cry

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Re: Alles kaputt
« Antwort #10 am: 29.Mär 2015, 12:55 »
Wie geschrieben. Sie kommen Beide an Ostern zu Besuch. Von Ablehnung ist also erstmal nicht die Rede.

Was ich vermisse sind Stellungnahmen von betroffenen Eltern, deren Kinder sich als Transsexuell erklärt haben.

Dazu kam leider hier noch keine Einzige.


Offline Nicole0601

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Re: Alles kaputt
« Antwort #11 am: 29.Mär 2015, 20:11 »
Hallo liebe Cry,
sorry aber ich habe hier zuhause das schlimmste Grippelazarett seit Jahren.

Ich habe jetzt einige Stunden gebraucht um das alles in ruhe zu lesen am Stück war es nicht möglich da es zuviel war und Kinder hier rumwuseln.

Gollum und die anderen haben ja eigentlich schon alles gesagt ;-)
Trotzdem möchte ich mal die Sicht der Mama darstellen.

Kurz zur Information ich habe 3 Kinder alle 3 sind gebürtige Jungen 16,9 und 4 Jahre alt
Mein mittleres Kind lebt jetzt seit über einem Jahr offieziell als Mädchen und wir sind froh drum denn dieses Kind wäre damals mit 7 dran kaputt gegangen. An der Stelle ist es wieder Zeit Gollum und Mihi und so vielen anderen zu danken. Ohne Sie und ohne dieses Forum hätten wir es nicht geschafft.

Ich kann Dich wirklich gut verstehen Cry ich als Mutter wäre in dem Moment auch ziemlich überfordert weil eben 30 Jahre alles gut war und man nie das geringste gemerkt hat oder doch?
Das mit der Partnerin wäre für mich auch puuuh,erst mal wäre ich glaube ich ziemlich sauer über so eine Jahrelange Verschwiegsamkeit. Vor allem würde ich mich fragen ob Dein Sohn nichts gemerkt hat bei Zärtlichkeiten usw.
Gollum hat aber recht es gibt momente wo einem die Zeit davon läuft man will es sagen aber es besteht die Gefahr das er geht, sie liebt ihn aber und ist glücklich und verschiebt es wieder usw. und so gehen die Jahre ins Land und ich glaube schon bei jedem Kuss usw. hatte sie sicher an ihr Outing gedacht.

Also bei meinem Kind war es so das wir eigentlich ab dem 3. lebenjahr gemerkt haben das irgendwas nicht stimmt. Nie Jungsspielzeug und in der KiTa spielte sie nur mit Mädchen und hatte nicht einen Freund. Wir dachten dann immer, hui was wird das mal ein Draufgänger, naja sie war NIE Junge und die Jahre vergingen und es ging ihr immer schlechter kein Lachen mehr nichts und in wirklichkeit wusste sie so klein ja selber nicht was los war. Dann kam ich in das Forum hier und mir wurde geholfen. Wir gingen zu Therapeuten usw. Nun lebt sie ofiziell als Mädchen und alle haben es super aufgefasst sogar unser Pfarrer und die Familie ihrer besten Freundin die allerdings Moslems sind und wo ich die meiste Angst hatte.

Ich kann Dir nur raten abzuwarten vielleicht hat Gollum recht und er hat durch ihr Outing ein Trauma oder so wer weiss.

Wichtig ist das Du für Dein Kind da bist und es ernst nimmt.
Es gibt leider auch andere Eltern :-( der Therapeut meiner Tochter hat oft Kinder mit dessen Eltern er alles vor Gericht erzwingen muss und auch Kinder die dem Suizid sehr nah sind.

Wenn Dir danach ist schreib mir doch einfach eine Private Nachricht da ich nicht weiss ob ich Deine Fragen beantwortet habe ;-)

Ich wünsche euch alles Gute
Glücklich ist, wer sein Schicksal nie als Schlag empfindet,
sondern als Chance, sein Leben zu gestalten.
So manches im Leben zwang mich
auf die Knie und riss mich zu boden.
So manches im Leben vergesse ich wohl nie.
Doch eines lehrte mich das Leben immer wieder neu,
es ist nicht wichtig, ob Dich etwas zu Boden drückt.
Wichtig ist, dass Du immer wieder neu das Aufstehen lernst.
Aufrecht gehen werde ich, wenn mir auch Tränen übers Gesicht laufen,
denn Tränen sind kein Zeichen von Schwäche.
Im Gegenteil - Es ist ein Zeichen von Mut, den Anderen zu zeigen, was man fühlt...

Offline Oggi

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Re: Alles kaputt
« Antwort #12 am: 30.Mär 2015, 22:51 »
Hallo erstmals :)

Ich kann Nicole nur vollkommen zustimmen. Es ist sehr bitter wenn die Eltern streiken und ich sags dir jetzt so wie es ist, ich bin 18 und ich hasse meine Eltern.

Ich wusste, dass sie mir nicht erlauben werden den Weg zu gehen, deswegen hatte ich auch bis ich 16 war gewartet bevor ich mich outete (gewusst hab ichs schon mit ca 12 Jahren, zuvor war ich auch schon anders bloß konnte ich es nicht einordnen). Tja nun bin ich ja 18 und ich geh in 2 Monaten zur ersten Therapiestunde wenn ich mein Studium anfange in etwas mehr als einem Jahr zieh ich aus und dann heißt es bye bye. Die alten sehen mich nie wieder.

Dann sollen sie noch so sehr versuchen meine Liebe mit Geld zu kaufen (unzählige Geschenke, neue Handys, jetzt sogar ein Auto bestellt ?!). Sie glauben ernsthaft mich mit Geld kaufen zu können..

Gib deinem Kind die Chance sich zu verwirklichen. Vielleicht merkt es, dass ts garnicht die Ursache ist, ist ja gut möglich wenns bis 30 gedauert hat ;)

Liebe Grüße
Melissa

Offline Nicole0601

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Re: Alles kaputt
« Antwort #13 am: 31.Mär 2015, 23:29 »
Oggi hast Du Deinen Eltern das mal so gesagt?
Hast Du ihnen gesagt das sie Dich verlieren wenn sie Dich nicht akzeptieren und versuchen dich zu kaufen?
Es tut mir echt weh das zu lesen und ich kann mir das nur kaum vorstellen. Bevor ich mein Kind verliere tue ich alles.

Viele Eltern grade im Moment haben ihre Kinder wirklich verloren / siehe Flugzeugabsturz) wo ich mich auch um einige Angehörige kümmere.
Ich kann mir zum verrecken nicht vorstellen das man grade als Mutter so desinteressiert ist oder abblockt. Sie sollen doch froh sein das sie Dich noch haben ! Ist doch egal ob Männlich oder weiblich es zählt doch der Mensch und die Seele.

Neeee schlimm das tut mir so leid wirklich :-(

Glücklich ist, wer sein Schicksal nie als Schlag empfindet,
sondern als Chance, sein Leben zu gestalten.
So manches im Leben zwang mich
auf die Knie und riss mich zu boden.
So manches im Leben vergesse ich wohl nie.
Doch eines lehrte mich das Leben immer wieder neu,
es ist nicht wichtig, ob Dich etwas zu Boden drückt.
Wichtig ist, dass Du immer wieder neu das Aufstehen lernst.
Aufrecht gehen werde ich, wenn mir auch Tränen übers Gesicht laufen,
denn Tränen sind kein Zeichen von Schwäche.
Im Gegenteil - Es ist ein Zeichen von Mut, den Anderen zu zeigen, was man fühlt...

Offline Oggi

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Re: Alles kaputt
« Antwort #14 am: 01.Apr 2015, 01:47 »
Nein hab ich nicht meine Mutter glaub ich würde einen Schlaganfall kriegen wenn ich ihr das so ins Gesicht sag. Ich kann momentan nicht einschätzen ob sie ahnt was ich machen werde sobald ich selbst über mein Leben entscheiden kann.

Hab ihr aufjedenfall gestern gesagt,  dass ich ausziehe wenn ich studiere.  Sie so wer zahlt die Wohnung hab ich gesagt ich natürlich. Sie dann glaubst du, dass du ne Arbeit findest ich na klar mit meinem jetzigen Schulabschluss gehen 1300-1400 netto im Monat.

Dann kam noch die frage wann ich sie besuchen komm da hab ich nur gesagt wenn ich Lust hab.

Sie ist so nervlich stark belastet. Als ich damals sagte ein Mädchen sein zu wollen gings ihr gesundheitlich so schlecht da gab's paar jahre zuvor noch nen 4 cm großen Gehirntumor bei meinem Cousin (er war gerade mal 13-14 ; Hats sehr gut überstanden) aufjedenfall hat sie das damals schon extrem mitgenommen (das war aber 4 Jahre vor meinem outing). Dann vor 2-3 Jahren ist noch was anderes schlimmes in der Familie geschehen. Nun ja das outing hat sie schon arg ruiniert. Meine Eltern gaben mir garnicht die Chance viel zu reden mein Vater wusste erst nix davon.

Dann kam meine Mutter am abend ins zimmer zu mir mein Vater merkte das was ist er kam auch rein.  Mutter saß links ich so weiter weg rechts.  Vater setzte sich neben Mutter fragte was is los. Es kam von ihr nur er will ein Mädchen sein er dann nur "Aha" ging sprachlos raus nacher kamen dann Begriffe wie homo etc.

Ich weiß das alles noch so genau. Ich hasse sie dafür, beide ! Und von mir aus soll sie dann verrecken (es tut mir leid) oder sonst was aber ich habe nicht mehr die Kraft diesen Menschen in die Augen zu sehen.

Irgendwann bekommen sie einen Abschiedsbrief thats it.
Vllt geb ich ihnen die Chance dann nochmal alles zu überdenken aber mehr als einen Telefonanruf wird das nicht sein, denn ganz ehrlich ich hab angst um mein Leben wenn ich mich direkt danach iwo "alleine" mit meinen Erzeugern treffe.

Soweit von mir ich weiß so ein trauriger scheußlicher Gedanke und eventuell wirkt es auch rachsüchtig aber bei meinen Eltern ist Hopfen und Malz verloren.

Wünsche euch noch einen schönen Tag
Melissa