Die Hebamme guckt einfach zwischen die Beine, und nicht einmal das ist immer eindeutig.
Gut daß Du das erwähnst. Passt ja zum Thema Hebammenausbildung. Ich habe mal den holprigen Ausdruck "Hebammengeschlecht" gehört und gelesen. Ist zwar bissel komisch das Wort, aber ich denke, es beschreibt eigentlich sehr gut was gemeint ist, nämlich genau das was Du geschrieben hast. Hebamme guckt zwischen die Beine und gut ist.
Bei mir hat Madame Hebamme eben einen großen Fehler gemacht und sich nur auf das Aussehen meiner Genitalien konzentriert. Aber woher sollte sie es denn auch wissen? Rein äußerlich passte es ja, um mir das Hebammengeschlecht weiblich aufzudrücken und bei den meisten passt eben auch tatsächlich alles zusammen. Aber mein innerstes war und ist eben nicht weiblich.
Tja, die reine Fixierung auf genitale Äußerlichkeiten kann einen dermaßen langen Rattenschwanz nach sich ziehen und das Schicksal in eine fatale Richtung leiten, daß sich der Mensch später nur mühsam davon erholen kann, denn zu tief sind und sitzen die seelischen Schmerzen. Sowas dann aufzuarbeiten um wieder glücklich zu werden kann dann mitunter Jahre dauern.
Ich fände es besser, wenn das Geschlecht offen gelassen wird bis zu dem Zeitpunkt wo das Kind überzeugend von sich aus sagt was es ist. Dann einfach weiter beobachten und wenn sich das ganze nicht ändert sondern weiter festigt, wird dann zum passenden Zeitpunkt die Pubertätsblockung eingeleitet (was ja heute schon häufig der Fall ist), damit das Kind nicht in die falsche Pubertät kommt. Warum Merkmale mühsam durch die Medizin entfernen lassen wenn sie von vorne herein verhindert werden können? Gerade Transfrauen, die das Glück der Pubertätsblockung erleben, umgehen einen ausgewachsenen Spießrutenlauf im Erwachsenenalter. Mit der Pubertätsblockung gibt es dann keinerlei Durchschimmern der Vergangenheit mehr, wodrunter ja gerade viele "späte Mädels" leiden.
Allerdings müssen im Vorfeld (noch vor der Geburt) auch die zukünftigen Eltern aufgeklärt und sensibilisiert werden, daß sie beobachten sollen, daß sie sich nicht schämen brauchen, wenn sich das Kind tatsächlich entgegen der Anatomie entwickeln sollte (es muß nicht so sein aber es kann sein). Und daß die Eltern der bedingungslose Anwalt für ihre Kinder sein müssen, gerade dann besonders, wenn das Kind Opfer von Mobbingattacken und anderen traumatischen Erlebnissen wird. Eltern dürfen niemals die Erlebnisse der Kinder herunterspielen. Wenn das Kind eine Situation als traumatisch erlebt, dann muß ihm bedingungslos geglaubt werden. Ansonsten fühlt sich das Kind in seinem Erleben nicht ernst genommen und wird sich vor den eigenen Eltern verschließen. Lieber hält es dann Mobbing aus bevor es sich auch nur ein zweites Mal seinen Eltern anvertraut. Und eine aufkeimende bewußt werdende TS wird dann ebenfalls verschwiegen, aus Angst von den eigenen Eltern verstoßen zu werden. Ein Kind kann nicht relativieren, ein Kind hat eine einfache Denkstruktur: "Wenn mir meine Eltern schon die Mobbingattacken nicht glauben, dann glauben sie mir erst recht nicht meine TS! Also wozu outen, es bringt doch eh nichts!" - Und schon erziehen wir uns einen Menschen, der vor lauter Selbstzweifel und Minderwertigkeitskomplexen geplagt ist. Sich zurückzieht und sich seine TS aus Angst vor Ablehnung nicht eingestehen kann und auch nicht will. Das Eingeständnis kommt dann, wenn es denn kommt und nicht vorher ein Suizid passiert, wenn das Leid die Grenze des Erträglichen überschreitet. Aber soweit muß es erst gar nicht kommen.
Eltern müssen begreifen, daß TS keine Schande ist. Die Hebammen sollten ihnen einfach nur das nötige Handwerkszeug mit auf den Weg geben. Die "Erlaubnis", daß die Eltern ihrem Kind erlauben dürfen, sich in jeder Hinsicht ausprobieren zu dürfen, experimentieren zu dürfen und die Mitgabe einer Adresssammlung von TS-Fachleuten, die dann zum gegebenen Zeitpunkt das noch minderjährige, im besten Falle präpubertäre Kind untersuchen und ebenfalls mit beobachten falls der Verdacht auf TS aufkeimt. - Wenn dieses Vorgehen flächenweit und bundesweit praktiziert wird und zwar lückenlos bei allen Eltern, bei allen schwangeren Müttern, erst dann können wir nach und nach eine bedingungslose Akzeptanz erreichen. Die bedingungslose Akzeptanz beginnt bei den eigenen Eltern, in der eigenen Familie.
Es wäre schön wenn dieses Vorgehen Schule machen würde.
Apropo: Die Chancen zwischen "alles passt", intersexuell und transsexuell betragen statistisch gesehen pro Anteil gerade mal 33,33.... %. Nicht wirklich viel. Nimmt man Transgender/geschlechtsvariantes Verhalten ((teilweise) in der Rolle des anderen Geschlechts lebend und medizinisch bis maximal Teil-OP) als eigenständige Diagnose mit hinzu, sinkt die Chance auf ein "Cis-Kind" auf 25%.
Laut Statistik ist es also wahrscheinlicher, ein Inter- oder Transkind zu bekommen als ein Cis-Kind. Die Praxis sieht oftmals anders aus. Aber dennoch sollte eine solche Statistik endlich mal aufrütteln.
PS: Das transfreundlichste Land ist Thailand. Da gehören vor allem die prä-OP Transfrauen zum normalen Straßenbild. Sie werden dort Katoeys genannt oder Ladyboys. Nach der OP sind sie dann ganz einfach nur Frauen.