Die Stimme
Wenn MzF bereits die Pubertät durchlaufen haben, werden sie ihre tiefe Stimme nicht mehr so leicht los. Um also "Schadensbegrenzung" zu betreiben, ist bei den meisten MzF eine logopädische Therapie angesagt. Hier werden die Melodik, Intonation und sonstige Sprechweisen der Frau eingeübt. Ich habe im Netz etwas recherchiert und verlinke hier zu interessanten Ausführungen. http://www.transx.at/Dokumente/MzF-Stimmbildung_v1.0.pdf
http://www.transx.at/Dokumente/DipArbeitStimme.pdf
Wenn die Logopädie jedoch nicht ausreichen sollte, gibt es die Möglichkeit einer Operation. Verschiedene Techniken sind dabei im Umlauf.
OP-Techniken:
- Kippen des Kehlkopfes (Cricothyroidapproximation)
- Spannen der Stimmbänder (Cricothyroidopexie)
- Schildknorpel- und Stimmbandverkleinerung
- Vernähen/verkürzen der Stimmbänder (Glottoplastik)
- Entfernung des Adamsapfels (Larynxreduktionsplastik) als zusätzliche Option
Weitere OP-Informationen hier: http://www.transx.at/Dokumente/OpMFKehl.pdf
Da das direkte Arbeiten an den Stimmbändern sehr risikobehaftet ist und sehr oft mit Sprechproblemen verbunden ist, wird meistens das indirekte Arbeiten bevorzugt.
Kippen des Kehlkopfes (Cricothyroidapproximation)
In Bearbeitung
Spannen der Stimmbänder (Cricothyroidopexie)
Durch eine Erhöhung der Spannung der Stimmbänder wird bei dieser Methode, ähnlich wie beim Spannen einer Gitarrenseite, eine Anhebung der Tonhöhe erzielt. Die Stimmbänder selbst werden dabei nicht angetastet, was das Risiko von Heiserkeit oder Stimmverlust drastisch verringert.
Die Cricothyroidopexie nutzt das Prinzip der passiven Spannung der Stimmbänder durch einen Muskel, der die Stellung des Ringknorpels (Cricoid) und des Schildknorpels (Thyroid) zueinander reguliert. Zunächst erfolgt ein möglichst kleiner Hautschnitt in einer Halsfalte über dem Adamsapfel. Dann werden die beiden Knorpel angenähert, zusammengedrückt und in dieser Lage mit Drähten starr verbunden, sodaß die Stimmbänder ständig angespannt bleiben. Durch die hohe Belastung besteht das Risiko einer späteren Lockerung durch Ausreissen der Drahtverbindungen aus dem Knorpel. Um dieses zu verringern gibt es eine alternative Operationsmethode, bei der die Drahtnähte über Titanplatten geführt und fixiert werden.
Um das Operationsergebnis nicht zu gefährden sollte man in den ersten Tagen nach dem Eingriff am besten gar nichts, jedenfalls aber so wenig wie möglich, sprechen und eher breiige Nahrung zu sich nehmen. Mit Schluckbeschwerden ist jedenfalls zu rechnen. Nach ungefähr einer Woche sind die Nähte verheilt und man kann wieder wie gewohnt essen.
Durch die gesteigerte Spannung der Stimmbänder ergibt sich eine Erhöhung der Sprechstimme. Gleichzeitig kann man die unteren Stimmlagen nicht mehr benutzen. Mit der Singstimme kommt man einfach nicht mehr tiefer hinunter. Eine Erhöhung der Singstimme nach oben ist damit aber leider nicht verbunden, der Stimmumfang wird also reduziert. Die Modulationsfähigkeit geht zwar nicht verloren, sie wird aber doch einigermaßen reduziert. Auch die Kontrollierbarkeit der Stimme wird in Mitleidenschaft gezogen, man neigt dazu, die Töne nicht mehr so genau zu treffen. Wer gerne singt sollte sich darüber im klaren sein, daß nach einer solchen Operation entsprechende Einschränkungen zu erwarten sind.
In der ersten Zeit nach der Operation hat man unter Umständen eine unnatürlich hohe Stimme. Das normalisiert sich aber nach einigen Wochen. Sprechen über einen längeren Zeitraum ist anfangs anstrengend und will geübt sein. Schon allein deshalb empfiehlt sich eine Logopädie im Anschluß an die Operation. Vor allem wenn man bereits Versuche unternommen hat, die Stimme mit natürlichen Methoden zu erhöhen, dauert es einige Zeit, bis man diesen eventuell bereits internalisierten Automatismus wieder verlernt hat. Ein Hochziehen der Stimme ist dann nämlich nicht mehr notwendig - im Gegenteil, man strengt dadurch den Sprechapparat unnötig an, was zu einer Art "Muskelkater im Kehlkopf" führen kann.
Üblicherweise fällt die nach etwa drei Monaten erreichte Sprechstimmhöhe dann noch um ein bis zwei Halbtöne ab. Das Erreichen der endgültigen Höhe der Stimme kann bis zu einem Jahr dauern.
Aus dem Artikel "Operative Stimmerhöhung bei Mann-zu-Frau Transsexuellen" der HNO-Klinik Halle-Wittenberg geht hervor, dass die Ergebnisse durchaus mit Skepsis betrachtet werden können. Es wurden 59 Patientinnen über einen Zeitraum von ein bis sieben Jahre nach der Operation beobachtet.
Die Erhöhung der Stimme betrug bei 42% 6 Halbtöne oder mehr, bei 32% 3-5 Halbtöne, bei 19% 1-2 Halbtöne, bei 3,5% gab es keine Erhöhung und bei 3,5% kam es sogar zu einer Vertiefung der Stimme.
Bei zehn Patientinnen mussten aufgrund eines späteren Absinkens der Stimme nach durchschnittlich 13 Monaten Nachoperationen vorgenommen werden, die nur bei drei Patientinnen zu einer Erhöhung um 1-2 Halbtöne führten.

Schildknorpel- und Stimmbandverkleinerung
Vor kurzem berichtete ein Team aus Thai Chirurgen (Kunachak Prakunhungsit Sujjalak 2000) über eine neue, sehr aggressive und sehr effektive (vielleicht zu effektiv) OP-Technik zur Stimm-Erhöhung. Deren Verfahren beinhaltet die offene Resektion eines mittleren Streifens des Schildknorpels, ca. 8 mm breit, mit Resektion der vorderen Drittel der Stimmbänder und Rekonstruktion der vorderen Kommissur (wo die Stimmbänder vorne befestigt sind). Ihre Technik ist in der Abbildung unten erläutert.
Die Autoren berichteten über die Ergebnisse ihrer Verfahren an sechs thailändischen Patienten, von denen die älteste 27 Jahre alt war. F0 stieg bei einem präoperativen Mittelwert von 147 (Bereich 100 bis 172 Hz), auf einen postoperativen Mittelwert von 315 Hz (Bereich 264 bis 420 Hz). Eine mittlere postoperative F0 von 315 Hz ist ziemlich hoch, auch im weiblichen Standard; wenn eine so hohe F0 mit einer männlichen Resonanzcharakteristik kombiniert ist kann ein subjektiv ungewöhnlicher Eindruck entstehen, und ggf. eine unerwünschte Aufmerksamkeit auf die Stimme herbeiführen. Interessanterweise hatten vier Patienten in der Studie eine präoperative F0 von 160 Hz oder höher; derartige F0s erlauben in der Regel bereits eine weibliche Wahrnehmung der Stimme ohne Operation, zumindest nach westlichen Standards (siehe Spenser, 1988, und Wolfe, Ratusnik, Smith, Northrop, 1990). Zwei Patienten entwickelten Granulome der vorderen Kommissur, die leicht mit Laser-Vaporisation behandelt werden konnten. Follow-up-Zeiten reichten von 5 bis 72 Monaten.
Vernähen/verkürzen der Stimmbänder (Glottoplastik)
Operative Verkürzungen der Stimmbänder zielen darauf, diese stärker zu spannen um eine höhere Stimme zu erreichen. Dazu werden die Stimmbänder an ihrem vorderen Ansatzpunkt am Schildknorpel zusammengezogen und vernäht. Diese Eingriffe erfordern eine äußerst präzise Arbeit und stellen ein hohes Risiko dar: Schon bei kleinen Fehlern können die Stimmbänder unterschiedlich stark belastet werden, was eine krächzende und heisere Stimme zur Folge hat. Damit werden weitere Operationen unvermeidbar. Auch die Erfolgsrate ist durchaus unbefriedigend. Laut Klinik für Audiologie und Phoniatrie der Universität Berlin liegt sie nur bei 80%. Wie viele Ärzte raten auch wir vor solchen Eingriffen ab.
Update:
Vocal fold shortening (VFS) nach Dr. Kim im Yeson Voice Center Südkorea
Vor 10 Jahren habe ich erfahren, daß es eine wesentlich bessere Methode der chirurgischen Stimmerhöhung gibt. Ähnlich der Methode der Stimmbandvernähung, wird hier aber nicht mitten durch die Stimmbänder genäht, sondern sie werden wie mit einer "Handschelle" aneinergenähert und verwachsen so narbenfrei aneinander. Das Video und die Bilder erklären es sehr anschaulich wo die Unterschiede liegen. Mehr dazu hier.
Bilderquelle: Yeson Voice Center
Zum Vergleich, die OP-Methode aus Stuttgart:
Entfernung des Adamsapfels (Larynxreduktionsplastik) als zusätzliche Option
Die Entfernung des Adamsapfels - präzise: der bei Männern hervorstehenden obersten Spitze des Schildblatts - zielt ausschließlich auf eine optische Veränderung ab. Nach Öffnung der Haut unmittelbar über dem Adamsapfel wird das Schildblatt abgesägt, der Knorpel geglättet und wieder zugenäht. Stimmbänder und Kehlkopf sollten dabei nicht berührt werden.
Der Eingriff dauert etwa eine Stunde und kann unter Narkose oder unter Lokalanästhesie durchgeführt werden. Der Einschnitt am Hals erfolgt genau wie bei der Cricothyroidopexie und kann ohne technischen Mehraufwand in eine solche Operation einbezogen werden.
Um die Narbenbildung so gering wie möglich zu halten sollte man in den ersten vier Tagen nach der Operation nicht sprechen, breiige Nahrung zu sich nehmen und den Kehlkopf so wenig wie möglich bewegen. Insbesondere in der ersten Woche nach der Operation ist Schlucken und Sprechen schmerzhaft und es dauert drei bis vier Wochen bis die Schmerzen völlig abgeklungen sind.
Als Spätfolge gibt es eine meist kaum sichtbare Narbe in einer Hautfalte am Hals. Bei etwa 10% der Patientinnen bilden sich allerdings Verwachsungen der äußeren Haut mit den darunterliegenden Schichten, was narbige, kosmetisch ungünstige Verziehungen an der Halshaut, besonders während des Schluckaktes, zur Folge hat. Um dies möglichst zu vermeiden sollten ab etwa einer Woche nach der Operation die Schichten unter der Schnittstelle gegeneinander verschoben werden, indem man den Finger leicht auf die Narbe legt und die Haut vorsichtig auf und ab bewegt.
Weiter gehts:
- FFS - Gesichtsfeminisierung
- Stimme
- Brustaufbau
- Orchiektomie
- Vaginoplastik - penile Inversion
- Vaginoplastik - Suporn, Kaushik Co.