Wirkungen & Nebenwirkungen
Wirkungen der Östrogene
Der Hormonkreislauf ist zwar nicht mit dem natürlichen identisch, denn es werden ja von außen Hormone zugeführt. Die Wirkungen sind aber analog. Von Interesse ist auch die oben beschriebene Rückkopplung über die Hypophysenhormone, die auch bei der gegengeschlechtlichen Hormontherapie funktioniert.
Unter Gabe von Östrogenen ist bei den meisten Mann-zu-Frau-Transsexuellen eine Abnahme der Libido und eine teils erhebliche Senkung der sexuellen Potenz zu beobachten. Diese Beruhigung der Sexualität wird zunächst oft als entlastend empfunden.
Weiterhin wird das Brustwachstum eingeleitet. Bereits in den ersten Wochen nach Beginn der Hormoneinnahme ist meist eine verstärkte Berührungsempfindlichkeit der Brust zu verzeichnen, die in der ersten Zeit auch als schmerzhaft empfunden werden kann. Während sich zunächst die Brustwarzen vergrößern, nimmt später auch das Drüsengewebe zu. Auch Mamillenreaktionen sind zu beobachten, d.h. bei Kälte oder sexueller Erregung verkleinern sich die Brustwarzen. Es sei noch angemerkt, daß sich durch eine Steigerung der Hormondosis keineswegs ein größerer Busen erreichen läßt, da die endgültige Brustgröße in erster Linie von der Veranlagung abhängt.
Infolge der Hormonbehandlung kommt es auch zu einer weiblichen Fettverteilung, so daß sich der Körper innerhalb gewisser Grenzen dem weiblichen Vorbild immer mehr annähert. Dabei sind natürlich Grenzen gesetzt, etwa durch den Knochenbau. Die Gesichtszüge werden insgesamt weiblicher. Die Haut wird zarter und empfindlicher gegenüber Berührungen. Meist ist eine deutliche Verringerung der Körperbehaarung zu verzeichnen, ein hemmender Einfluß auf den Bartwuchs wurde bisher nur in Einzelfällen berichtet (s. Epilation). Auch ein Muskelschwund wird erreicht, so daß eine weibliche Muskulatur entsteht. Die
Hoden und Genitalien schrumpfen etwas, werden „atrophisch“. Dadurch bedingt kommt es nach einigen Monaten auch zur Sterilität, da keine Spermien mehr produziert werden. Früher oder später, individuell unterschiedlich, ist damit zu rechnen, daß diese Unfruchtbarkeit dauerhaft auch nach einem Absetzen der Hormone bestehen bleibt.
Typischerweise beginnt die Östrogen-Substitution relativ vorsichtig, mit ca. 2 mg Östradiol pro Tag. Besonders im Hinblick auf das Brustwachstum hat sich dies bewährt. Es sollte ein gewisses Spannungsgefühl und eine Empfindlichkeit in den Brüsten zu beobachten sein - Anzeichen für ein Wachstum der Brust. Stagniert die Entwicklung, können die Östrogen-Rezeptoren über Monate hinweg mit einer schrittweisen Erhöhung der Dosis jeweils wieder aktiviert werden.
Abhängig von der individuellen Situation kann es angezeigt sein, die noch im Körper vorhandenen männlichen Hormone (Testosteron) mit einem Antiandrogen in ihrer Wirkung zu hemmen. Nach Entfernung der Hoden wird deren Einnahme überflüssig, doch es müssen weiterhin Östrogene eingenommen werden. Eine Dosis von 2 mg/Tag könnte als Richtwert angesehen werden. Zur Vermeidung einer Osteoporose sind mindestens 0,2 – 0,4 mg/Tag erforderlich.
Gestagene spielen bei der Feminisierung nur eine Nebenrolle. Es werden positive Wirkungen auf Psyche und Libido genannt, dies scheint jedoch individuell unterschiedlich zu sein. Auch auf das Brustwachstum soll eine zyklische Hormongabe mit Gestagenen förderlich wirken.
Die Wirkungen nochmal tabellarisch festgehalten:
- Brustwachstum
- weibliche Fettumverteilung
- Senkung von Potenz und Libido
- Hautbild wird zarter
- weibliches Muskelbild
- Hodenatrophie
Einige fotographische Beispiele von der Östrogenwirkung:
Nebenwirkungen
- Erhöhung des Thromboembolie-Risikos (rauchen verstärkt den Thrombose-Risikofaktor!)
- Spannungsgefühle in den Brüsten
- Gewichtszunahme
- Übelkeit
- Natrium- und Wasserretention und in deren Folge Ödembildung
- Hyperpigmentierung der Haut
- Generelle Hautänderungen
- Herzinfarkt
- Bluthochdruck
- Leberschäden
- Kopfschmerzen
- Sehstörungen
- Depressionen
Östrogene sind in jedem Falle kontraindiziert bei:
- Mammitumoren
- Leberfunktionsstörungen
- thromboembolische Erkrankungen
- Zustand nach Herzinfarkt oder Schlaganfall
- extremer Bluthochdruck
- Sichelzellenanämie
- Hyperbilirubinämie
- diverse Krebserkrankungen
- diverse Lebererkrankungen
Mittel, die die Östrogenwirkung einschränken:
- pflanzliche Alkaloide
- Mutterkornalkaloide
- Barbiturate
- Carbamazepin
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