Antiandrogene
Mit Antiandrogenen werden die männlichen Hormone in ihrer Wirkung gehemmt. Dies sind Antagonisten (Gegenspieler) der männlichen Sexualhormone. Sie blockieren die Wirkung dieser über die Blockade der zugehörigen Rezeptoren. Sie sollten nicht über einen langen Zeitraum alleine verabreicht werden, da sie ja die Wirkung des körpereigenen Testosterons unterdrücken und die Abwesenheit von Geschlechtshormonen zu Müdigkeit, Antriebsminderung und Osteoporose führen kann. Bei transsexuellen Frauen sollte mit Östrogenen und ggf. Gestagenen kombiniert werden.
Zum "Einstieg" kann aber auch ein Antiandrogen allein sinnvoll sein, da der sexuelle Druck gemindert und Vermännlichungserscheinungen aufgehalten werden können, so daß man besser "den Kopf frei hat" für weitere Entscheidungen. Antiandrogene können auch bei der Einschätzung helfen, wie sich die Libido nach einer Operation entwickeln wird, denn die ist individuell mehr oder weniger vom Testosteronspiegel abhängig.
Antiandrogene in Kombination mit Östrogenen sind außerdem dann sinnvoll, wenn man die Östrogene nicht zu hoch dosieren möchte, etwa, weil man die Leberbelastung bei oraler Einnahme gering halten oder weil man die Östrogendosis langsam steigern möchte. Zur Anregung des Brustwachstums empfiehlt sich nämlich, die Östrogene zunächst niedrig zu dosieren und dann mit der Zeit schrittweise zu erhöhen, da so neue Wachstumsschübe initiiert werden können.
Statt das im Körper vorhandene Testosteron in seiner Wirkung zu blockieren, ist es auch möglich, die Hypophysenhormone LH und FSH zu hemmen, so daß sie die Hoden nicht anregen können. Diese Mittel sind relativ teuer und werden nur in Ausnahmefällen verwendet, z.B. um bei sehr jungen Transsexuellen die Pubertät hinauszuzögern.
Androcur, Virilit
(Wirkstoff: Cyproteronacetat)
Cyproteronacetat wirkt als Antagonist, der die Rezeptoren für Testosteron blockiert, ohne dabei selbst eine androgene Wirkung zu entfalten. Somit kann das Testosteron nicht mehr angreifen. Außerdem hat es eine gestagene Wirkung.
Normalerweise wird es zur Triebdämpfung bei krankhaft verändertem Geschlechtstrieb beim Mann und zur Behandlung schwerer Androgenisierungserscheinungen bei der Frau angewendet.
Für die meisten transsexuellen Frauen reicht eine Tagesdosis von 25 mg (eine Tablette). Falls dabei nur unzureichende Wirkung erzielt wird, kann die Dosis auf bis zu 100 mg erhöht werden; ältere Frauen brauchen dabei häufig eine höhere Dosis.
Wegen der erhöhten Belastung der Leber ist regelmäßige Überwachung der Leberwerte unabdingbar. Auch die Prolactin-Werte werden durch Androcur häufig erhöht. Neben einer lästigen Milchbildung besteht bei erhöhten Prolactin-Werten auch ein Krebsrisiko (Hypophyse)
Als psychische Nebenwirkung von Androcur wird die Tendenz zur Depression genannt, so daß man sich dahingehend selbst beobachten und ggf. die Medikation ändern solle.
Nach einer Entfernung der Hoden sollte wegen der Nebenwirkungen auf Androcur verzichtet werden. Die gestagene Wirkung kann besser durch Gestagene wie Utrogest erreicht werden.
Casodex, Bicalutamid
(Wirkstoff: Bicalutamid)
Ein neueres Antiandrogen, das ähnlich wie Androcur eingesetzt werden kann, aber mit weniger (bzw. anderen) Nebenwirkungen. Insbesondere scheint es weniger Depressionen auszulösen.
Spironolacton
Eigentlich ein Mittel zur Entwässerung des Körpers und gegen erhöhten Blutdruck, hat Spironolacton auch eine antiandrogene Wirkung. Es greift in die Synthese des Testosteron ein, so daß weniger männliches Hormon erzeugt wird, und besetzt ähnlich wie Androcur Rezeptoren, die auf Testosteron bzw. seine weiteren Stoffwechselprodukte reagieren. Auch soll es den Abbau des Testosteron im Körper beschleunigen.
Wegen seiner hier als ungünstige Nebenwirkungen anzusehenden Einflüsse auf den Kaliumhaushalt, den Blutdruck etc. wird es in Deutschland weniger eingesetzt. Gelegentlich wird eine Kombination von jeweils niedrig dosiertem Androcur und Spironolacton empfohlen, da sich die antiandrogenen Wirkungen so addieren, während die jeweiligen Nebenwirkungen gering gehalten werden können.
Typische Dosierungen (präoperativ) bewegen sich im Bereich von 100 – 400 mg/Tag.
Decapeptyl Depot
Wirkstoff: Triptorelin in Retard-Mikrokapseln. Das Medikament wurde zur Hemmung des Testosteron bei Prostatakrebs entwickelt. Injektion alle 28 Tage. Es soll ein sehr wirksamer Androgenentzug erreicht werden. Als mögliche Nebenwirkungen werden allergische Reaktionen auf die enthaltenen Eiweißstoffe angesprochen, sowie ein erhöhtes Thromboserisiko und die allgemein bei Absenkung der Androgene möglichen Depressionen, Appetitlosigkeit, Schlafstörungen.
Die beiden bekanntesten Wirkstoffe sind wohl Cyproteronacetat (Androcur) sowie Flutamid (Fugerel).
Als häufigste Nebenwirkungen wären zu nennen:
- Gynäkomastie
- kardiovaskuläre Störungen
- Übel- und Appetitlosigkeit
- verringerte Libido
- Leberschäden
- Antriebslosigkeit
Antiandrogene sollten, aufgrund ihrer Nebenwirkungen, nach Möglichkeit nicht genommen werden. Nach der GA-OP sind sie nicht mehr nötig.
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