Die Geschichte der Endokrinologie
Bereits im 16. Jahrhundert kannte man hormonproduzierende Organe wie Hirnanhangdrüse, Schilddrüse und Nebenniere, wobei die hormonproduzierende Funktion noch unbekannt war.
Die mittelalterliche Medizin vertrat den Standpunkt, dass Erkrankungen bestimmter Organe durch einen Ausfall (lebens)notwendiger Stoffe verursacht werden. Eine Heilung war laut der medizinischen Lehrbücher jedoch nur durch den Verzehr gleichartiger, gesunder Organe möglich.
Brown - Sequard behauptete 1889 er habe durch Einspritzen von Tierhodenextrakt eine körperliche und geistige Verjüngung bei sich selbst erzielt. Dies konnte jedoch zu einem späteren Zeitpunkt widerlegt werden.
1894 gelang dem deutschen Forscher Berthold der erfolgreiche Versuch auf dem Gebiet der inneren Sekretion.
Er nahm Hähnen (männlichen Hühnern) die Keimdrüse heraus und pflanzte diese dann an einer anderen Stelle des Körpers wieder ein. So konnten die sonst üblichen Folgen, die nach einer Kastration (der Herausnahme der Keimdrüsen) auftraten, verhindert werden.
Die an anderer Stelle (z.B. am Rücken) wieder eingepflanzten Keimdrüsen hatten auch noch nach der Operation ohne Verbindung mit dem Nervensystem ihren regulierten Einfluss auf den Organismus beibehalten.
Im Jahre 1901 hatte der japanisch-amerikanische Chemiker Jokichi Takamine (1854-1922) eine Substanz aus der Nebenniere gewonnen, die schließlich als Hormon erkannt wurde. Das Adrenalin (früher: Epinephrin).
Es war das erste Hormon, welches rein dargestellt und dessen Struktur bestimmt werden konnte.
Im Jahre 1902 entdeckten die beiden englischen Physiologen, Ernst Henry Starling (1866-1927) und William Maddock Bayliss (1866-1924), dass die Bauchspeicheldrüse, welche nach dem Durchtrennen aller zu ihr führenden Nerven, noch immer funktionsfähig war.
Es stellte sich heraus, dass die Schleimhaut des Dünndarms unter dem Einfluss der Magensäure einen Stoff absonderte, den Starling und Bayliss "Sekretin" nannten.
Erst 1905 prägte Starling den Begriff "Hormone" zur Bezeichnung aller Substanzen, die durch besondere "endokrine Drüsen" in das Blut gelangten, um ein anderes Organ oder andere Organe zur Aktivität anzuregen.
So entstand ein neues Arbeitsgebiet in der Medizin und Biologie -> die Endokrinologie.
Nun wurden auch andere Hormone rein dargestellt.
1929 gelang es dem deutschen Chemiker Adolf Friedrich Johannes Butenandt (1903-1995) aus den Eierstöcken und Hoden die "Sexualhormone" zu gewinnen. Diese steuern die Entwicklung der sekundären Geschlechtsmerkmale in der Pubertät und den Zyklus der Frau.
Man entdeckte im Laufe der kommenden Jahre eine große Anzahl von Hormonen, die sich in minimalen Konzentrationen in der Blutbahn befanden und ihre Wirkung genau aufeinander abstimmten, um einen sorgfältigen Ausgleich unter den chemischen Reaktionen des Körpers aufrechtzuerhalten oder bei Bedarf eine genau gesteuerte Änderung herbeizuführen.
Die Wirkungen der Hormone auf Körper und Geist werden immer weiter erforscht.
Derzeit vermutet man, dass mindestens 1000 verschiedene Hormone existieren. Doch nur etwas über 100 verschiedene Hormone sind inzwischen analysiert.