Unser Sohn, ein 15jähriger hochbegabter Asperger-Autist, war immer schon sehr zierlich, sehr feminin. Lange Zeit fragten wir uns, ob er wohl im richtigen Körper ist, oder ob er allenfalls Homosexuell sein könnte.
Zweiteres wies er immer schon weit von sich, mit der Aussage, er fände Männerkörper eklig, so werde er garantiert nie mit einem ins Bett wollen. Ersteres wies er auch lange von sich, er fand grundsätzlich die Vorstellung der Metamorphose vom Kinderkörper zum Erwachsenenkörper gruselig, egal welchen Geschlechts.
Er ging 8 Jahre lang in den Ballettunterricht, liess sich schon früh die Haare wachsen, er lebte und spielte sehr unverkrampft und unschuldig mit seinem weiblich-maskulinen Aussehen und Wesen. Er entwickelt sich zu einem wunderschönen jungem Menschen mit faszinierendem Aussehen und Ausstrahlung, meist kleidet er sich schwarz, schminkt sich dezent, hat zwei, drei enge Freunde, und einige sehr gute Kolleginnen, zudem eine Fernliebesbeziehung zu einem gleichaltrigen Mädchen.
Wir gingen eigentlich davon aus, dass er seine Metrosexualität unverkrampft und locker leben kann, darf und will.
Kurz vor seinem 15. Geburtstag eröffnete er aber, dass er sich im falschen Körper fühlt, dass er Frau werden will.
Soweit so gut, nun aber das grosse ABER: Wir haben grosse Zweifel, ob er tatsächlich transsexuell ist. Wir befürchten, dass er als "reine Frau" ebenso wenig glücklich werden könnte. Er legt grossen Wert darauf "normal" zu sein. Er (nicht wir!) definiert Homosexualität als "nicht normal", da er sich aber sexuell eindeutig zu Frauen hingezogen fühlt, hätte er nach eigener Aussage ein Problem, er möchte unter keinen Umständen lesbisch sein.
Sein Psychologe, welcher ihn seit frühester Kindheit kennt, rät ihm/uns, dass er die Chancen, Optionen welche Metrosexualität bietet weiter nutzen und ausbauen sollte. Nach ersten Gutachten ist unser Sohn wohl psychisch eher nicht eindeutig einem Geschlecht zuzuordnen, vielleicht benötigt er dazu auch einfach noch Zeit, Zeit zum Reifen und Entwickeln, gerade auch als Autist?
Egal wohin sein Weg ihn führen wird, wir begleiten ihn, unterstützen ihn, doch haben wir zugegebenermassen Angst, das Falsche zu tun, ihn zu beeinflussen. Zudem muss er seinen Weg gehen, nicht wir. Wir spüren, dass er teilweise noch gerne Entscheidungen, Verantwortung auf seine Umwelt abschieben möchte.
Darum meine Frage, wie verhalten wir uns richtig? Was sollen wir tun, was nicht? Gibt es Unterstützung, dass er Sicherheit erlangen kann, dass er zu seiner wahren Identität findet, dass es wirklich Gewissheit gibt?