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Autor Thema: Brauche Hilfe, meine Tochter leidet sehr!  (Gelesen 2025 mal)

Offline Anastasia65

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Brauche Hilfe, meine Tochter leidet sehr!
« am: 07.Okt 2011, 02:18 »
Hallo liebe Eltern, ich habe ein großes Problem oder eher gesagt meine Tochter hat es was mich aber auch mehr als runter zieht.

Ich habe 2 Kinder. Einen 18 jährigen Sohn und eine 24 jährige Tochter.
Meine Tochter ist eine post operative, transsexuelle Frau. Das heißt ich habe bereits alles miterlebt....von der VÄ, PÄ, Alltagstest, HRT bist hin zur großen GaOp welche nun 4 Jahre her ist.

Ich dachte immer meine Tochter sei glücklich, doch eines Tages hat sich irgendwie alles geändert. Sie verlässt plötzlich ihren Freund, kündigt ihren Job und hat keinen Kontakt zu mir. Ich bin dann extra zu ihr persönlich gefahren weil ich wissen wollte was los ist und erst wollte sie mir nichts sagen aber dann saß sie da fing an zu weinen und meinte "Mama, ich glaube ich habe einen Fehler gemacht".

Ich wusste nicht was sie mir damit sagen wollte bzw. was sie falsch gemacht haben soll...dann meinte sie das sie glaubt das die Op ein Fehler war.

Habe dann versucht sie aufzubauen..habe ihr gesagt das sie ein hübsches Mädchen ist, auch wenn sie groß und schlank ist. Aber dann weinte sie nur noch mehr und meinte "Das ist es nicht".

Ich war total besorgt um sie also habe ich mich entschlossen bei ihr zu übernachten, konnte ja nicht einfach gehen.

Im Laufe der Tage verhielt sie sich dann immer merkwürdiger. Sie hat sich nicht geschminkt, die Sachen lagen rum, alles durcheinander...das passt eigentlich nicht zu ihr.
Dann plötzlich klingelt der Postbote und bringt ein Pakett von Bonprix, ich wollte das Paket gerne aufmachen aber da es das von meiner Tochter war hab ich es gelassen.

Habe mich nicht weiter drum gekümmert....doch wer kommt dann in neuen Sachen ins Zimmer?? Meine Tochter!

Aber es waren keine engen Röhrenjeans, Ballerinas oder Pumps wie ich es von ihr kannte sondern eine weite Hose, ein Sweatshirt und Sneakers. Ich musste kein Genie sein um zu erkennen das es sich bei der neuen Kleidung um Herrensachen handelte.

Dazu versteckte sie ihre Haare und hatte eine Sonnenbrille auf.

Ich fragte sie "Was ist los Christina?" woraufhin sie mir sagte "Nenn mich Dean". Daraufhin verließ sie ihre Wohnung.

Ich war total fertig, erst jetzt begriff ich wirklich was meine Tochter mir sagen wollte....

Also wartete ich bis sie wieder zu Hause war und redete mit ihr über alles.

Es sieht so aus als würde sie sich nun doch als Junge oder als Mann fühlen, ein schwuler Mann eben. Ich weiß nicht was ich tun soll!!!

Ich würde meiner Tochter sehr gerne helfen!!! Aber ich weiß nicht ob ich die Kraft habe das alles nochmal mit zu erleben, das ganze war eine harte Zeit für uns alle damals und jetzt soll es wieder von vorne los gehen???

Na gut wenn sie dadurch glücklich wird, dann muss ich das so akzeptieren aber meine Frage ist....ist es überhaupt möglich das sie wieder ein Junge wird???

Bitte helft mir ich bin am Ende und weiß einfach nicht mehr weiter.

Brauche dringend Hilfe!!!!!!!

Offline Johanna

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Re: Brauche Hilfe, meine Tochter leidet sehr!
« Antwort #1 am: 07.Okt 2011, 14:27 »
Hallo Anastasia,

nach deinem Bericht musste ich doch erst mal schlucken.

Es ist zwar selten, aber es kommt vor, dass der Geschlechtswechsel bereut wird. Der bestdokumentierte Fall im deutschsprachigem Raum ist Airin: http://www.transsexuell.de/airin-geschichte.shtml Lies dir mal seinen Lebensweg durch.

Vielleicht ist es aber auch nur eine depressive Phase, weil sie es (noch) nicht geschafft hat, ihre sehr wohl vorhandenen männlichen Anteile in ihr Leben als Frau zu integrieren.

Was du tun kannst? Sieh zu, dass der Kontakt zwischen euch nicht abbricht. Dazu darfst du deine Tochter nicht mit deinen Sorgen und Wünschen belasten, sondern musst bereit sein, dass sie ihre Sorgen bei dir ablädt. Der vorherige Kontaktabbruch beruht darauf, dass ihr alles zu viel wurde und sie sich nicht zutraute, sich auch noch mit den Sorgen anderer Menschen zu belasten.

Es sieht so aus als würde sie sich nun doch als Junge oder als Mann fühlen, ein schwuler Mann eben.
Es ist nicht ungewöhnlich, dass homosexuelle Jugendliche eine Zeit lang den Wunsch haben, dem anderen Geschlecht angehören zu wollen. Dies kann durchaus dazu führen, dass sie deswegen zum Psychologen gehen, aber in der Regel gibt sich der Wunsch, sobald sie ihre Homosexualität annehmen können. Ich habe aber nicht gehört, dass irgendwer deswegen den ganzen Weg bis zur GaOP gemacht hätte. Daher denke ich nicht, dass sie einfach nur ein schwuler Junge ist. Da muss mehr dahinter stecken. Sie hat sicherlich auch eine starke weibliche Seite.

Als Junge mochte sie nicht leben, weil dann ihre weibliche Seite unterdrückt wurde.
Als Frau mag sie nicht leben, weil dann ihre männliche Seite unterdrückt wird.
Sie muss einen Weg finden, beide Seiten miteinander auszusöhnen. Das hat sie scheinbar noch nicht geschafft. Das ist nicht leicht, aber keineswegs unmöglich.

Zitat
meine Frage ist....ist es überhaupt möglich das sie wieder ein Junge wird???
Das kommt drauf an:
Von der sozialen Rolle her geht das.
Rechtlich gesehen geht das ebenfalls (Gutachten müssen aber noch einmal gemacht werden). Sie muss den gleichen Weg noch mal durchlaufen.
Äußerlich gesehen wird das vermutlich auch gehen.Ihre Statur wird nicht übermäßig feminin sein, Brüste lassen sich entfernen und mit männlichen Hormonen wird ihr vermutlich ein Bart wachsen.
Von den Geschlechtsteilen her geht das nicht. Die GaOP lässt sich nicht rückgängig machen. Sie wird keinen Penis mehr haben können.
Sie wird nicht Vater werden können (außer ihr hättet Samen eingelagert). Das ist bei Homosexuellen aber ohnehin unwichtig.

Aber ob das der richtige Weg ist? Ich habe meine Zweifel, aber ich weiß es natürlich nicht. Wenn sie als Mann leben würde, hätte sie nicht wieder die Probleme, die sie vorher hatte? Ich denke, es wäre erst einmal besser, sie würde versuchen, ihre männlichen Interessen in ihr Leben als Frau zu integrieren, zu dass ihr ihre weibliche Rolle nicht mehr gekünstelt vorkommt, also kein Wechsel, aber möglichst natürlich leben, egal ob sich eine andere Frau auch so verhalten würde oder nicht.

Offline ChiliLily

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Re: Brauche Hilfe, meine Tochter leidet sehr!
« Antwort #2 am: 07.Okt 2011, 14:48 »
Hallo Anastasia,

willkommen im Forum. Gleich vornweg kann ich sagen, es gibt zu deiner Situation eine Themensammlung, zwar klein aber besser als nichts.

Die Freischaltung damit du auch Zugang dazu hast wird sicher in den nächsten Stunden/vll.Tagen erfolgen.

Ich habe auch an anderer Stelle im Netz von jemanden gelesen, der den Weg rückwärts gegangen ist also quasi 2xTS.

Soweit ich weiß ist es durchaus möglich auch wieder zurück zu gehen aber einfacher geht das nicht. Was durch OP weg is kommt auch nicht mehr, die Brüste müssen mit OP entfernt werden und eine gegengeschlechtliche Hormonbehandlung. In diesem Fall mit Testosteron, was dann bis ans Lebensende weiterverabreicht werden muss.
Im Grunde ist es dann wie bei Transmännern (FzM) nur dass der Knochenbau, Stimme usw ja schon vorhanden ist. Testo wirkt auch noch im Alter gut also vom Passing her kein Problem bis auf unten herum. Was es da für Möglichkeiten gibt weiß ich leider nicht in dem speziellen Fall.

Fakt ist aber, dass du und deine "Tochter" nicht alleine dastehn, weder mit dem Problem noch mit der Lösung.

Ich persönlich finde, dass es auf jeden Fall wichtig ist nochmal miteinander zu reden. Ein Therapeuth für dein Kind wäre auch keine falsche Idee.
Die Frucht vor dem Weg den ihr ja schon kennt, hat sicher auch dein Kind. Versuch einfach nochmal ins Gespräch zu kommen und geh es langsam an.

Ich bin zwar kein Elternteil aber als 24jährige Betroffene fühle ich genauso mit dir und deinem Kind und hoffe dass Alles gut ausgeht egal wie.

Hoffentlich konnt ich dir etwas weiter helfen.

Alles Gute und viele liebe Grüße

Steffi

PS: Im grunde das gleiche wie Johanna geschrieben hat, nur hat sie es wohl besser getroffen. Ich lass es jetzt trotzdem mal stehn, damit es nicht umsonst war. Johanna's Schlussgedanken kann ich mich aber nur anschließen!
Freedom is just another word for nothing left to lose.
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Offline Anastasia65

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Re: Brauche Hilfe, meine Tochter leidet sehr!
« Antwort #3 am: 07.Okt 2011, 15:04 »
Erstmal bedanke ich mich euch sehr für eure Worte, das hilft schon ein klein wenig.

Ich bin wirklich verzweifelt aber diese Seite mit Airin hilft auch, werde heute Abend mal mit ihr telefonieren.

Wie ihr schon sagt wird sie dann als Mann keinen Penis mehr haben können...genau deshalb frage ich mich ob es wirklich das richtige wäre den TS Weg wieder zum Ausgangsgeschlecht zu gehen. Als Mann ohne Penis wird sie mit Sicherheit auch nicht glücklicher.

Aber wie es so aussieht komme ich wirklich nicht mehr drumherum wieder den Gang zu den Psychologen zu gehen, mit ihr zusammen!

Wie ihr schon sagt...ein schwuler Junge würde doch nicht den ganzen Weg bishin zur OP gehen, 3 Jahre danach mit einen Mann zusammen leben und dann plötzlich alles wieder rückgängig machen.

Ich denke auch das dort mehr dahinter steckt.

Offline Johanna

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Re: Brauche Hilfe, meine Tochter leidet sehr!
« Antwort #4 am: 07.Okt 2011, 15:41 »
Nochmal zu Airin,

soweit ich weiß, nimmt es jetzt Testosteron statt Östradiol, er hat sich die Silikoneinlagen aus den Brüsten wieder entfernen lassen aber er hat keinerlei weiteren medizinischen Schritte unternommen. Er lebt jetzt als Mann ohne Penis. Der soziale Wechsel war der entscheidende.

Wie ihr schon sagt...ein schwuler Junge würde doch nicht den ganzen Weg bishin zur OP gehen
Vermutlich wollte sie damals die OP und war froh, den Penis loszuwerden. Die meisten Schwulen legen jedoch sehr viel wert auf genau dieses Teil. Auch deswegen wird sie sicher nicht einfach ein schwuler Junge sein.

Auf die leichte Schulter nehmen kann man die Situation aber nicht.

Aber wie es so aussieht komme ich wirklich nicht mehr drumherum wieder den Gang zu den Psychologen zu gehen, mit ihr zusammen!
Es wird reichen, wenn du nur gelegentlich mitkommst. Mittlerweile ist dein Kind ein Stück älter und eindeutig erwachsen.

Offline Anastasia65

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Re: Brauche Hilfe, meine Tochter leidet sehr!
« Antwort #5 am: 07.Okt 2011, 16:05 »
Ja du hast Recht, ich sollte sie etwas mehr loslassen.


Offline selfmademan

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Brauche Hilfe, meine Tochter leidet sehr!
« Antwort #6 am: 07.Okt 2011, 19:57 »
Hallo Anastasia,

daß mit Airin kann sicher ein guter Ansatzpunkt sein, den ich nicht aus den Augen verlieren würde. Des weiteren möchte ich dringend den Rat geben, einen Therapeuten aufzusuchen, der sich nicht scheut, an die Ursachen des Unglücklich-seins ranzugehen. Ich vermute, daß in der Kindheit Deines Kindes einiges im Argen ist und dringend wieder erinnert und aufgearbeitet werden muß. Bei mehr Interesse bin ich bereit, Dir per PN die Kontaktdaten eines sehr kompetenten Fachmannes zukommen zu lassen.

LG aus dem Krankenhaus in München-Bogenhausen