Transsexualität-NIBD

Autor Thema: Suche InterviewpartnerInnen für Projekt am Deutschen Theater Berlin  (Gelesen 2269 mal)

Dirk Schneider

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Liebe LeserInnen des Forums,

für ein Theaterstück am Deutschen Theater Berlin bin ich auf der Suche nach Menschen in Berlin oder Hamburg, die sich mit dem Gedanken einer geschlechtsangleichenden Maßnahme beschäftigen.

Ich arbeite seit 2006 mit dem Regisseur Frankt Abt an Dokumentartheaterstücken, neben dem DT für das Thalia Theater Hamburg und das Schauspielhaus Bochum. Meine Aufgabe dabei ist es, Interviews zu führen, aus denen Frank dann die Figuren und Texte für das Theaterstück entwickelt (im Moment läuft von uns "Glaube Liebe Hoffnung" in der Box des DT).

In unserem neuen Stück soll es um Menschen gehen, in deren Lebensläufen es einen Bruch gibt - sei es freiwillig oder unfreiwillig, immer soll dabei aber auch die Frage nach einer Norm gestellt werden, nach dem "normalen" Leben, das uns im Kopf herumspukt.

In einem Gespräch mit Transgender interessiert uns die Frage nach dem Weg, der schließlich zur Entscheidung einer Geschlechtsangleichung führt, und natürlich die Hoffnungen, die damit verbunden sind.

Das Gespräch würde mit einem Tonaufzeichnungsgerät aufgenommen und anonym behandelt. Als kleines Dankeschön bieten wir zwei Karten für die Premiere an, die voraussichtlich im Spätsommer sein wird.

Soweit erst einmal vielen Dank für Ihr Interesse!

Viele Grüße,

Dirk Schneider

Offline Johanna

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Zitat
Ganzheitliche Trans"sexuelle" (sie gehören nicht zur Gruppe der Transgender)
Oft wird der Begriff "Transgender" als Oberbegriff für alle, die abseits der vorgegebenen Geschlechterrolle leben, verwendet, und dann sind dabei Transsexuelle ausdrücklich mit eingeschlossen.

Offline bea

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Zitat
... Transgender, vor allem diejenigen, die sich zu den "seelisch Transsexuellen" zählen (ich finde diese Beschreibung gar nicht mal verkehrt, habe sie gestern irgendwo gelesen),

Diese Formulierung stammt von Magnus Hirschfeld, als er den Begriff Transsexualität erstmals geprägt hatte. Letzlich sagt Herr Hirschfeld genau das Gegenteil dessen, was Du gerade gesagt hast: diese Menschen waren im Sinne Deiner Begrifflichkeit Transgender (sie konnten gar nicht anders), aber in ihrem Herzen Frauen.

Zitat
... streben jedoch keinerlei medizinische Maßnahmen an ...

Anstreben trifft es nicht. In der Regel ist es eher ein bewusster Verzicht.

Zitat
Ganzheitliche Trans"sexuelle"

Ein Begriff, der im Sinne der Historie nicht sichtbar ist. Es mag gut sein, dass Du als Mann nicht den Blick dafür hast: Frauen haben weitergehende Möglichkeiten, Männlichkeit auszuleben als Männer Weiblichkeit. Daher mag der Schritt hin zur medizinisch unterstützten Transition in der FzM-Richtung eher als Abstufung erscheinen als in der MzF-Richtung.

Zitat
soll und dafür auch die richtigen Begriffe und Beschreibungen zu verwenden. Zu oft werden wir nämlich immer noch in einen Topf geschmissen.

Und das gehört auch zusammen, weil die Identität, das innere Erleben, ja im Vordergrund stehen muss.

Abtrennen muss man davon Aspekte einer sexuellen Motivation (die unabhängig von Identitätsfragen auftreten können oder nicht) und dies bei- gerade übrigens auch im Bereich der Beratung: immerhin geht es darum, Menschen zu helfen, ihre wahren Beweggründe zu erkennen und daraus die für sie notwendigen Schritte abzuleiten.
Anfang 2005: Versuch, als Crossdresser klarzukommen
Oktober 2005: HRT
Anfang 2006: weitgehend kompletter sozialer Wechsel
2007: VÄ, Orchiektomie und offizieller Beginn der Nadelepi
2008: GA-OP bei Dr. Rossi

Offline Fenja

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Zitat (http://de.wikipedia.org/wiki/Transgender):

"... der Begriff Transgender in den 1970er Jahren von Virginia Price in den USA  geprägt, um eine ganz bestimmte Gruppierung zu beschreiben, nämlich jene Menschen, welche zwar die soziale Geschlechtsrolle vollständig wechseln wollten, aber keine chirurgischen Eingriffe, und insbesondere keine genitalangleichenden Eingriffe anstrebten (und diese häufig auch generell ablehnten)."

Den Begriff Transgender lehne ich ab, weil er der Problematik transsexueller Menschen nicht gerecht wird. Der Wunsch nach weitgehender Angleichung ist zwar nach ICD 10, F 64.0) nicht zwingend ein Kriterium, aber es geht um die vollkommene und dauerhafte Übernahme einer weiblichen Identität. Transgender, also zwischen den Geschlechter stehend bin ich nicht. Der Begriff Transsexuell ist ist zwar genauso irreführend, ist aber immerhin soweit etabliert, das auch Bildzeitungsleser eine ungefähre Vorstellung haben worum es dabei geht. Der Begriff Transgender schadet eher, als er für Transsexuelle einen Nutzen bringt. Die Bedürfnisse eines/einer Transsexuellen sind anders, als die eines/einer Trangender. Genauso irreführend ist der Begiff Transidentität, den die DGTI verwendet. Als Transsexuelle habe ich eine klar geschlechtliche Identität und die ist in meinem Fall weiblich.

Für ein Interview stehe ich nicht zur Verfügung. Das Thema ist viel zu komplex und viel zu intim für ein Bühnenspektakel. Stell doch mal dar, wie es ist als Frau in einem Männerkörper zu leben. Das sprengt die Möglichkeiten eines Theaters.

Offline Fenja

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Ich verstehe es sowieso nicht, warum es TG gibt, die Hormone, OP's wollen. Wenn sie sich doch nicht eindeutig fühlen, dann können sie damit in beiden Körpern leben. Also warum der Wechsel von der visuellen weiblichen Eindeutigkeit hin zur visuellen männlichen Eindeutigkeit, wenn sie Geschlecht doch eh schei*e finden?
Das ist vielleicht die Fortführung einer Travestie mit anderen Mitteln.

Offline Johanna

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@Fenja:
Wenn du die Wikipedia komplett zitiert hättest, wäre es klar:

"Obwohl heute fast ausschließlich als Oberbegriff benutzt, beziehungsweise als (Selbst-)Bezeichnung für Menschen, die sich nicht auf eine der oben genannten engeren Kategorien festlegen wollen, wurde der Begriff Transgender in den 1970er Jahren von Virginia Price in den USA  geprägt, um eine ganz bestimmte Gruppierung zu beschreiben, nämlich jene Menschen, welche zwar die soziale Geschlechtsrolle vollständig wechseln wollten, aber keine chirurgischen Eingriffe, und insbesondere keine genitalangleichenden Eingriffe anstrebten (und diese häufig auch generell ablehnten).[/i]"

Wenn der Begriff als Oberbegriff benutzt wird, fällst du (wie auch ich) mit darunter. Die Wikipedia sagt damit auch, dass diese Verwendung als Oberbegriff teilweise im Widerspruch zur urspünglichen Bedeutung, die auf dich nicht zutrifft, steht.

Offline Fenja

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Mir ging es allein darum, den Ursprung des Begriffes auf zu zeigen. Einen Konsens, das zeigt ja diese Diskussion, gibt es zu Transgender noch lange nicht. Warum ich den Begriff ablehne habe ich bereits dar gestellt.

Offline triona

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da habt ihr dem herrn schneider ja schon einen guten teil der fallstricke + fettnäpfchen aufgezeigt, in die man reintreten kann, wenn man so ein vorhaben angeht.  :D

liebe grüße
triona