Transsexualität-NIBD

Autor Thema: Eltern stemmen sich gegen alles  (Gelesen 2271 mal)

Offline LindaBadBerka

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Eltern stemmen sich gegen alles
« am: 03.Jan 2016, 16:06 »
Hallo!
Jaa, das ist eines der größten Probleme, die TS wahrscheinlich (vor allem in der Jugendzeit) haben: Die Eltern.
Wie bei anderen auch bei mir:
Ich bin ein 16,5 jähriges Mädchen im Jungenkörper und habe schon das ganze Leben damit zu kämpfen. Nie traute ich mir es meinen Eltern zu sagen, denn ich hatte Angst, dass sie mich verstoßen könnten. Allgemein ist meine Familie sehr konserativ geprägt, ich bin doch eher libereal, wozu es öfters zu Diskussionen kommen kann, aber na ja.
Es war halt immer mein größtes Geheimnis. Aber irgendwann konnte ich es nicht mehr aushalten und berichtete es meinem Freund. Er hatte großes Verständnis dafür und gab mir die Kraft, mich zu outen bei meinen Eltern. Im Sommer 2015 ergab sich dazu die Möglichkeit und da habe ich es getan. Zuerst hat meine Mama es gar nicht verstanden, wie eig. zu erwarten. Aber als das mein Papa noch erfuhr, gab es großen Stress. Sie machten mir große Vorwürfe, dass ich mich vom Internet beeinflussen lassen würde und sie haben mir darauf hin Internetverbot gegeben (was soll das!?). Ich war wie in einem Verhör und ständig wurde mir gasagt, dass ich kein Mädchen sein kann, weil ich angeblich mit Autos gespielt habe und nie Rosa mochte. Stimmt ja eigentlich auch, aber ich denke, das hat nix damit zu tun. Sie haben gesagt, wenn ich mit einem Kleid vor der Haustür stehe, kann ich draußen bleiben. Das Thema TS hat meinen Eltern sehr beschäftigt und sie wollten damit nix zu tun haben. Ich konnte dann mit ihnen überhaupt nicht darüber reden. Ich war dann immer schlecht gelaunt und hatte keine Freude mehr. Manchmal war es so schlimm für mich, dass ich gar nicht reden konnte und ganz deprimiert war und mich zurückzog. Das war auch nicht mehr auszuhalten und ich musste es meinen Mitschülern erzählen. Ich wurde eigentlich zuvor schon vor den Idis als Junge gemobbt und geärgert. Aber zum Glück ist die Klasse, in der ich gehe, sehr nett. Meine Mitschüler haben das ganz gut aufgenommen und sie akzeptieren mich,, so wie ich bin und unterstützen mich dabei, indem sie mir zuhören. Allgemein ist meine Klasse echt klasse, das wir alle zusammenhalten und fleißig und nett zueinander sind. Ich behandle auch alle mit Respekt. Sie haben mir sogar angeboten, mich während der Klassenfahrt als Mädchen zu kleiden :-)
Da shat sich schon in die ganze Schule herumgesprochen. Die Idis ärgern mich immer noch, aber das ist mir eigentlich egal. Meine Lehrer wissen das auch und unterstützen mich dabei. Auch habe ich regelmäßige Termine mit unserer Schulpsychologin, die mir helfen will, einen Therapeuten zu finden. Ich könnte also eigentlich schon morgen als Mädchen in die Schule kommen, das würde ich ja auch am liebsten sofort machen.
Aber meine Eltern kommen damit überhaupt nicht zurecht. Sie machen sich Sorgen, dass ih evtl. vergewaltigt werden würde oder angepöbelt oder dass ich keine Parterschaft oder Job bekommen könnte. Klasr, das sind berechtigte Sorgen, aber ich denke, sie wollen es mir damit ausreden. Meine Mutter sagt mir andauernd, dass sie mich nicht als Mädchen sehen will. Mein Vater will schon gar nix mehr davon wissen. Die Auseinandersetzungen häuften sich immer mehr und ich will ihnen klar machen, wie ich mich fühle. Außerdem sagt meine Mama ständig "Wenn du groß bist, kannst du alles machen, was du willst, dann lass dich aber nicht mehr blicken". Nunja, eines Abends hat sie mich richtig angeschrien und geschlagen. Da hatte ich richtige Angst, wofor ich mich heute nicht erholen konnte. Seitdem konnte ich nicht mehr weinen und musste meine Schmerzen anstauen, bis ich mich selber schlug. Das mache ich immer noch, leider :-(. Heute hatte ich wieder eine Auseinandersetzung, weil es in mir kochte. Dann haben sie mir die ganze Zeit Vorwürfe gemacht, wie faul ich doch bin (habe in der Schule nur einsen und zweien, interessiert wohl aber keinen) und wie respektlos ich meinen Eltern begegnen soll und sie angeblich jeden Tag beleidigen tue. Ich werde behandelt, wie das Schwarze Schaft in der Familie. Sie wollen mich sogar raus schmeißen! Wenn ich so in einen halben Jahr mit der Schule fertig bin, soll ich ins Heim gehen, da ich angeblich "misslungen" bin und nicht der Sohn bin, den die sich gewünscht hatten (haben sie mir so gasagt". Ich will doch gar nicht böse sein und das bin ich doch nicht! Sie sagen, solange ich in diesem Haus wohne, muss ich der Sohn sein der ich bin. Ich weiß, dass das nicht geht. Aber ich kann nicht weg, ich hänge sehr an meinen Elten und sonst sind sie sehr lieb und unterstützen mich. Sie wollen alles aufgeben, nur weil ich mich als Mädchen fühle. Was soll ich denn nur machen. Jeder Tag in meinen Leben, den ich als Jungen verbringen muss, ist für mich nach verschenkt :´-(. Und ich kann nicht warten, bis ich 18 bin. Ich bin noch sehr jung und für 16 sehe ich noch aus wie 14. Aber ich will auch nicht ausziehen, ih liebe meine Eltern und will sie für immer behalten. Aber sie wollen mich dann nicht haben.
Habt ihr vielleicht eine Idee, wie ich mich schon früher als Mädchen leben könnte als ich 18 bin? (Ich will nicht in das Jungendheim, ich will hier bleiben!). Ehrlich gesagt, habe ich keine konkret gerichtete Frage an euch, sondern wollte meinen Schmerz mal niederschreiben.
Danke für das Lesen des langen Textes! Ich hoffe, ich konntet mir folgen :-)
Liebe Grüße, Linda

Offline Tilly Anna

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Re: Eltern stemmen sich gegen alles
« Antwort #1 am: 03.Jan 2016, 16:52 »
Hallo Linda,

Echt Sch...., was deine Eltern abziehen!
Dass du in deiner Klasse doch eine Menge Rückhalt hast, ist schon mal richtig gut!
Wie deine Schulpsychologin drauf ist, kann ich nicht beurteilen. Unterstützt sie dich, als Mädchen? Oder ist ihr eher wichtig dass du funktionierst?
Tja, und dass du nicht in ein Jugendheim willst kann ich verstehen, du hast noch eine starke emotionale Bindung zu deinen Eltern.
Wobei, Jugendheim... klingt bescheuert, es sind Wohngruppen, oder Pflegefamilien.
Da könntest du sicher über die Psychologin weiterkommen.
Ich will dir auch keinen Rat geben.
Nur Fragen die du selbst beantworten musst.
Kannst du dir vorstellen, bis 18 oder gar noch länger, bis die Kohle für ein eigenes Leben reicht, den Typen zu spielen?
Ohne daran zu zerbrechen?
Kannst du dir vorstellen, dass deine Eltern, in nächster Zeit ihre Meinung ändern?

Mit ganz liebem Gruß   Tilly Anna
 
2013 Ein schweres Jahr, mit der Erkenntnis: Ich bin eine Frau

12. 2013  Outing in der Familie
 1. 2014  Erste Schritte in die Öffentlichkeit
 3. 2014  Laserepi  Laserzentrum Dr. Raulin Karlsruhe
 5. 2014  Hormone
 7. 2014  Begleitende Therapie  Dr. Nezold Reutlingen
 4. 2015  Rechtlich Frau  Amtsgericht Stuttgart
12. 2015 Nadelepi  Katharina Wolff Bretten
22. 1. 2016  GaOp  Dr. Amend Tübingen
21. 3. 2017  Korrektur Dr. Heß Essen

Offline Nickie

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Re: Eltern stemmen sich gegen alles
« Antwort #2 am: 03.Jan 2016, 19:16 »
Also das mit dem Jugendheim es mag es zwar geben, aber so ganz ohne weiteres kann man da auch nicht hingeschickt werden.
Da müsstest du schon irgendwas anstellen sonst könnte ich mir das absolut nicht vorstellen.

Auf jeden Fall kann ich verstehen das du nicht von deinen Eltern weg möchtest,
denke mal das will kaum jemand. Doch so wie ich das gelesen habe, kanns auch nich weitergehen. Tilly´s Rat sehr gründlich mit der Schulpsychologin zu reden finde ich gut.
Vor allem das du deinen Standpunkt absichern kannst.
Ehrlich es bricht mir das Herz das sowas wie du es erlebst, immer noch passiert. :(

Mir fällts schwer irgendwie Rat zu bieten, aber ich möchte mit all dem was ich weis helfen wo ich kann. Schreib mir ne PN , das ein oder andere weis ich schon.
Eines bewundere ich sehr, dass du dich in deiner Klasse geoutet hast und du dort Unterstützung erfährst. In meinem tiefsten Träumen wünschte ich hätte das damals auch gemacht.

Es ist ein Schritt in die Richtige Richtung das du hierher gefunden hast, hier kannst du austauschen,
fragen stellen oder einfach mal Dampf ablassen.

Naja mit dem Internetverbot das kommt mir vertraut vor, es ist noch nicht lange her.
Aber du hast den Vorteil du weist schon mehr über dich selbst, dann weist wonach du
suchen kannst wenn du das Verbot übergehst. Zumindest in dem Punkt bin ich tausend prozentig sicher,
niemand oder iwas könnte einen dazu bringen TS zu sein. Das ist immer da wenn es einmal einem selbst bewusst geworden ist. Bis zum heutigen Tag hab ich zumindest nie meine Meinung geändert und bin den Weg weitergegangen.

Wegen den Gefahren naja das ist nicht unwahr würde man leichtsinnig werden und es kommt
zu Übergriffen. Aber wenn man Freunde hat die hinter einem stehen, ist das nicht ganz so krass. Man muss halt lernen zwischen möglichen Gefahren und Risiko zu balancieren.

Offline Oggi

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Re: Eltern stemmen sich gegen alles
« Antwort #3 am: 03.Jan 2016, 19:56 »
Außerdem sagt meine Mama ständig "Wenn du groß bist, kannst du alles machen, was du willst, dann lass dich aber nicht mehr blicken".
Darauf wird es dann wohl hinaus laufen. Dein inneres Empfinden ist wie es ist. Die Haltung deiner Eltern auch. Die wird sich nicht ändern und wenn allenfalls dadurch, dass sie dich wirklich verlieren, oder wenn sie mal die fertige Frau als Ergebnis sehen.
Du kannst nicht beides haben, Frau werden und Friede Freude Eierkuchen. Also  musst du den Weg gehen oder selbst verzichten.

Vielleicht solltest du  dich mal mit Oggi unterhalten, da ist die Lage zu Hause wie bei dir und unlängst eskaliert.

Davon ab haben deine Eltern nicht mit allem Unrecht, leider. Das Leben als verzichtenden Transfrau ist gesellschaftlich einfacher (angepöbelt werden, Job, etc). Nur was nützt es, wenn man am Verzicht noch mehr zerbricht...?

Zu Befehl !

Hab ihr schon eine PN geschrieben.
Ich bereue meine Entscheidung die 2 1/2 Jahre zu warten bis ich 18 wurde im Endeffekt ist dadurch garnichts besser geworden nur schlechter.

Meine Eltern machen mir jetzt noch Vorwürfe, dass ich auch manchmal Bob der Baumeister gesehen habe und das Internet ist natürlich an allem Schuld...

Mittlerweile sagen sie, ihnen ist egal was ich tue. Ich lebe auch wieder daheim aber sobald wir wieder zuhause sind vom Urlaub (Erholung gab's nicht eher knapp 2 Wochen Psychoterror jeden Tag) geht's zum Bezirksgericht Unterhaltssituation klären und dann zu einer "Pflegefamilie" (es sind Leute die meine Situation kennen und mich unterstützen, bis ich mich selbst effizient erhalten kann- Also wahrscheinlich bis ich Uni beginne).

Gut vieles davon ist jetzt für dich irrelevant.

Ich würde dir raten einfach deinen Weg sogut es geht zu machen und deine Therapeutin oder Therapeut sollen dann deine Eltern einladen und dir helfen über den Rechtsweg eine Behandlung zu erzwingen. Im schlimmsten Fall bedeutet es, dass das Jugendamt sich dann um dich kümmern muss. Ich nehme an, dass die nichts gegen eine Behandlung haben und du somit bald als Mädchen leben kannst.

Liebe Grüße
Hana

Offline Susanne35

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Re: Eltern stemmen sich gegen alles
« Antwort #4 am: 03.Jan 2016, 20:13 »
Hallo Linda, schön das Du da bist!
erstmals willkommen hier bei uns , wo die Welt noch in Ordnung ist. ;)
mich bewegt deine Geschichte gerade sehr. Hey du bist nicht alleine :troest:
Wie gut kann ich deine Zerrissenheit nachvollziehen.. :-\
einerseitst liebst du deine Eltern und möchtest von Ihnen verstanden und geliebt werden,
anderer seits deine immer mehr sich steigernde Rebellion gegen so sein zu müssen wie es erwartet wird von deinen Eltern und so sein zu wollen wie Du Dich fühlst. :help:
Klar das behütete Zuhause besser als Heim, aber was ist der Preis dafür....
deine voranschreitende falsche Pubertät..deine Seelische qwal...
deine bis zur daraus resultierende seelische Wunden.....  :(
Du muss es für Dich entscheiden , wie viel Du bezahlen willst für Elternliebe
und wo ist die Grenze.... :so_nicht:
leider oder Gott sei dank sind wir sehr leidensfähig..... :schwitzen:
aber eines ist sicher, wenn Du eine Frau bist , dann wird sich dein Selbstbewusstsein
als Frau entwickeln und deine Bereitschaft für die Liebe der Eltern schwinden...
Ja das Leben als TsFrau ist kein Zuckerschlecken  :)
Ja auch dieser Weg ist voller schmerzen,
aber mit unterschied , das wir unser eigenes Leben leben
und nicht das Leben die andere von uns erwarten. :dance:
ich denke das Du verbündete brauchst und einen gangbaren Kompromiss zu finden. :friends:
das kann deine Schulpsychologin sein oder Freunde Die Dich nicht nur mit Worten , sondern auch mit taten unterstützen.
Ich denke da an Gespräche mit deinen Eltern von anderen kompetenten Menschen Die deine
Position für Dich deinen Eltern klar machen.
Eine Psychologin die Ts Erfahren ist kann für Dich und deine Belange bei Eltern einstehen.
Ich wünsche Dir viel Kraft für weitere Entscheidungen .
Ich wünsche Dir Eltern Die Dich nicht nur Lieben, Sonden auch respektieren!
ich wünsche Dir für das Neue Jahr klarere Verhältnisse in deinem Leben!
lass Dich drücken  :knuddel2:
LG Susanne :)