Transsexualität-NIBD

Autor Thema: Alles kaputt  (Gelesen 7033 mal)

Offline Claudia

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Re: Alles kaputt
« Antwort #15 am: 01.Apr 2015, 14:29 »
http://www.bundestag.de/dokumente/textarchiv/2015/kw12_pa_kiko/365216
   Die Kommission zur Wahrnehmung der Belange der Kinder (Kinderkommission, KiKo) im Bundestag beschäftigt sich mit den Problemen transsexueller und intersexueller Kinder. LG, Claudia (im Dornröschenschlaf)

Offline Claudia

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Re: Alles kaputt
« Antwort #16 am: 01.Apr 2015, 14:47 »
 Ich finde es neben der Fremdbestimmung und Diskriminierung durch die selbsternannten Genderspezialisten und konservative PolitikerInnen und damit einer in Ignoranz und Ablehnung erstarrten Gesellschaft, kaum erträglich, dass transsexuelle Kinder , auch oft keine Hilfe durch Eltern erhalten, mitunter warten müssen, bis sie erwachsen sind, dass erwachsene Kinder nach ihrem Coming-Out oft von ihrer Familie und Freunden Unverständnis oder gar Ablehnung erfahren. Denn sie wissen, was sie tun! Aus dem Bundestag: ...Dr. Meinecke (Hamburg) (SPD) : Frau Präsid... Denn es ist keine Neigungsangelegenheit. Sie müssen sich einmal die Bücher, von denen Sie und auch der Bundesrat behaupten, daß es sie noch nicht gebe, zu Gemüte führen. Dort wird klar, daß es sich hier um eine hormonale Fehlsteuerung im ganz frühen embryonalen Stadium handelt und daß sich im Laufe der Embryonalzeit von neun Monaten ... . Dies hat nichts mit Neigung zu tun, dies ist Malheur. Ich würde sagen: Freunde, wir sollten diesen Menschen helfen! 
Quelle: Eins der ältesten Suchergebnisse unter dem Begriff Transsexuelle Plenarprotokoll 8/164 Deutscher Bundestag Stenographischer Bericht 164. Sitzung Bonn, Donnerstag, den 28. Juni 1979 LG Claudia (..nur kurz aus dem Dornröschenschlaf erwacht)

Offline Oggi

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Re: Alles kaputt
« Antwort #17 am: 01.Apr 2015, 17:04 »
Irgendwie fahren wir hier schon auf der Oftopic-Schiene aber es gehört schon auch dazu. Ich seh mich als lebendes Beispiel was bei Ablehnung des eigenen Kindes geschehen kann.

Meine Eltern sind bei sowas bildungsresistent wenn ich aber allein lebe und die Diagnose offiziell hab schick ich ihnen gern gewisse Unterlagen inkl. Brief, dass ich schlicht und einfach krank bin. Ich denke dann können Sie es am ehesten noch verstehen. Das soll jetzt nicht heißen, dass ich mich selbst krank fühle aber ganz gesund ist man doch als TS-Mensch auch nicht - bitte nehmt es mir nicht übel falls ihr das anders wahrnehmt ;)
Das ist meiner Meinung nach der einfachste Weg um an jemanden heranzutreten weil bei meinen Eltern gilt anscheinend die Devise anders = schwul egal was. Und Homosexualität können sie noch weniger akzeptieren. Vielleicht sehen sie irgendwann ein, dass TS schon bevor ich auf dieser Welt war feststand und dann müssten sie doch auch verstehen, dass man keine Wahl hat als Betroffene/r.

LG Melissa

Offline Nicole0601

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Re: Alles kaputt
« Antwort #18 am: 01.Apr 2015, 21:19 »
Harte Worte aber ich denke Du hast alles versucht.
Tut mir trotzdem echt leid für Dich :-(
Ich hoffe Du hast ein paar Leute an Deiner Seite die Dir den Rücken stärken.

Wünsche Dir alles liebe und nur das Beste  :knuddel2:
Glücklich ist, wer sein Schicksal nie als Schlag empfindet,
sondern als Chance, sein Leben zu gestalten.
So manches im Leben zwang mich
auf die Knie und riss mich zu boden.
So manches im Leben vergesse ich wohl nie.
Doch eines lehrte mich das Leben immer wieder neu,
es ist nicht wichtig, ob Dich etwas zu Boden drückt.
Wichtig ist, dass Du immer wieder neu das Aufstehen lernst.
Aufrecht gehen werde ich, wenn mir auch Tränen übers Gesicht laufen,
denn Tränen sind kein Zeichen von Schwäche.
Im Gegenteil - Es ist ein Zeichen von Mut, den Anderen zu zeigen, was man fühlt...

Offline Oggi

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Re: Alles kaputt
« Antwort #19 am: 01.Apr 2015, 22:15 »
Harte Worte aber ich denke Du hast alles versucht.
Tut mir trotzdem echt leid für Dich :-(
Ich hoffe Du hast ein paar Leute an Deiner Seite die Dir den Rücken stärken.

Wünsche Dir alles liebe und nur das Beste  :knuddel2:

Noch nicht so wirklich eine Freundin weiß es, leider sind wir beide sehr beschäftigt und sehen uns viel zu selten. Sonst hab ich noch Kontakt mit Mona über WhatsApp sie hat ja schon so ziemlich alles durch und ist mir echt eine Riesenhilfe mein Alltag ist so relativ trist und meistens häng ich nur daheim rum aus Mangel an Freunden nicht das ich unbeliebt wäre ich kam bis jetzt immer gut über die Runden aber es ist halt einfach so. Die meisten Jungen in meiner Altersgruppe empfinde ich als Primitivlinge und mit Mädchen ists halt nicht so einfach ohne das die gleich denken ich bin verknallt in sie. Am einfachsten ists sicherlich im schulischen Bereich Kontakte zu knüpfen aber in meiner Schule sind fast keine Mädels :motz:

Sprich im Großen und Ganzen ist mein Freundeskreis relativ klein und die Leute die ich kenne würd ich nicht als sonderlich tolerant einstufen. Die sind alle beschäftigt mit ihren Nahrungsergänzungsmitteln und Kraftsport (wobei die meisten eh nur labern ;D)

Liebe Grüße
Melissa

Offline mihi

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Re: Alles kaputt
« Antwort #20 am: 03.Apr 2015, 08:54 »
meine Eltern sind bei sowas bildungsresistent wenn ich aber allein lebe und die Diagnose offiziell hab schick ich ihnen gern gewisse Unterlagen inkl. Brief, dass ich schlicht und einfach krank bin. Ich denke dann können Sie es am ehesten noch verstehen.
Putzigerweise treten solche Effekte wirklich ein. Es könnte also helfen.

Ich habe es zwar nur indirekt erfahren, durch sein Verhalten, aber es scheint so, daß mein Vater nun wirklich der Überzeugung ist, eine Tochter zu haben, seit ein Amt das auf ein Papier gedruckt hat (neue Geburtsurkunde), und ich dieses Papier dort vorgezeigt habe. Und er wirkt ansonsten keineswegs behördengläubig.

Mihi

Offline Kidness

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Re: Alles kaputt
« Antwort #21 am: 03.Apr 2015, 12:25 »
Trans ist ein wirklich schwieriges Thema, es mag Eltern geben, die da wirklich blocken, aber ich denke mal, die meisten sind einfach überfordert damit.
Ich selbst bin momentan dabei, an mir zu arbeiten, damit ich mit meinem Sohn seinen Weg gehen kann. Das dauert aber alles lange, mein Herz hängt immer noch an der Tochter, ich weiss, beides ist mein Kind, aber es fällt so verdammt schwer...
Beide Seiten haben Probleme und müssen lernen, die andre zu verstehen. Das ist ein Prozess, der sicherlich unterschiedlich lange dauert.
Berücksichtige doch auch die Zeit, die du selbst gebraucht hast, um dich zu verstehen und zu akzeptieren, dass du so bist, wie du bist. Auch 'Eltern brauchen Zeit, und ich denke mal, sie verstecken ihre Unsicherheit und ihre Ängste hinter den unterschiedlichsten Fassaden....

Offline Cry

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Re: Alles kaputt
« Antwort #22 am: 06.Apr 2015, 09:45 »
Wir haben den Osterbesuch hinter uns gebracht. Wobei diese Formulierung leider zutreffend ist.
Das Essen war erschreckend schweigsam. Der gemeinsame Spaziergang mit dem Hund brachte wieder etwas Normalität. Das anschließende Gespräch war für uns Horror.
Wir hatten uns an eure Ratschläge gehalten und geschwiegen, aber wir kennen unseren Jungen nicht mehr wieder. Eure Aussagen, es ist immer noch euer Kind, stimmt nicht. Da ist neben der Äußeren auch eine gewaltige Wesensveränderung. So hart, egoistisch, stur kennen wir unseren Sohn nicht.
Und wenn man Oggi liest, ist es das gleiche Fahrwasser.
Nur sie, nur ihre Belange, ihr Wille zählt. Wir haben zugehört, wir haben geschwiegen. Zu unserem Schutz haben wir aber beim Abschied um Abstand gebeten. 

Offline mihi

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Re: Alles kaputt
« Antwort #23 am: 06.Apr 2015, 10:31 »
Hallo Cry,

ich hätte euch einen besseren Verlauf gewünscht.

Wir hatten uns an eure Ratschläge gehalten und geschwiegen, aber wir kennen unseren Jungen nicht mehr wieder. Eure Aussagen, es ist immer noch euer Kind, stimmt nicht. Da ist neben der Äußeren auch eine gewaltige Wesensveränderung. So hart, egoistisch, stur kennen wir unseren Sohn nicht.

Natürlich kenne ich eure Situation nicht, und ich war auch nicht dabei. Aber ich erinnere mich, daß meine Eltern wohl ähnliche Empfindungen hatten wie Du. Und ob Du es mir glaubst oder nicht, mir hat es damals ziemlich wehgetan, daß ich so auf meine Eltern wirke, ich wollte das nicht, aber irgendwie konnte ich es auch nicht verhindern, speziell bei meinem Vater. Lange Zeit hatte ich das Gefühl, daß sich irgendwie eine Art Spannung im Raum ausbreitete, wenn wir beide darinnen waren. Meine Eltern hatten auch den Eindruck, ich rede nur noch über ein Thema, es geht nur noch um Transsexualität und Bekleidung, es war schwierig. Aber mit der Zeit ist es besser geworden. Die drängendsten Übergangsprobleme waren dann gelöst, so daß sie mich nicht mehr so beschäftigt haben, und bei meinen Eltern ist die Anspannung auch geringer geworden, und dann war normaler Umgang miteinander auch wieder möglich. Ich wünsche euch, daß ihr auch einen Weg dahin findet. Es ist schwer, aber es geht.

Nur sie, nur ihre Belange, ihr Wille zählt.

Es sieht vielleicht so aus. Aber ich kann mir vorstellen, in ihrem Kopf sieht es anders aus.

Wir haben zugehört, wir haben geschwiegen.

Zuhören ist gut. Bei dem Wort Schweigen sträubt sich in mir aber etwas. Das klingt so nach stillem Widerspruch. So nach einem "Aber...", das nicht ausgesprochen wird. Das sieht man aber. Zuhören ist kompliziert. Beim Zuhören muß ich erst einmal versuchen, mich in den anderen hineinzuversetzen. Erst später kann ich das dann meinen eigenen Gefühlen gegenüberstellen. Beim Zuhören selber muß ich das trennen. Sonst habe ich nicht das feine Gespür für die Signale, die in dem Erzählten enthalten sind. Das ist schwer, und es ist gleich doppelt schwer, wenn ich selbst emotional aufgewühlt bin und mich eigentlich selbst mitteilen müßte. Auch Du brauchst jemanden, der Dir zuhört. Dein Kind kann es im Moment nicht, aber es wird es irgendwann tun.

Mihi

Offline Oggi

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Re: Alles kaputt
« Antwort #24 am: 06.Apr 2015, 14:05 »
Hey,

Ich habe meine Gründe wieso ich so kaltherzig gegenüber meinen Eltern bin. Sie haben mir die Möglichkeit genommen mit 16 bereits pubertätsblocker zu nehmen und dadurch es jetzt leichter zu haben ich wäre durchaus zufrieden gewesen wenn sie dann gesagt hätten warte bitte bis 18 ab mit den Hormonen. Nein sowas kam garnicht zur Sprache sie ließen mich nichtmal zu einem Psychologen gehen klar könnte ich alleine tun aber sehr viel hätte sich nicht getan und es wäre schwierig gewesen die arztbesuche mit 16 zu vertuschen.

Ich sehe TS als Krankheit und die Transition ist meine Heilung. Genauso wie bei Krebs die Entfernung des Tumors und eine Chemotherapie ans Ziel führen...

Tut mir Leid aber ich zu meinem Teil werde lieber wieder gesund als das ich es den Alten recht mach und ein trauriges leben führe um draufzukommenen mit 40 verflucht bin ja immernoch trans.. und dann die Behandlung durchzuziehen ist echt hart vorallem weils dann optisch sehr teuer werden kann.


Du musst verstehen, dass TS Menschen keine Wahl haben. Wer würde sich schon freiwillig mit synthetischen Hormonen zupflastern seine Libido zum Teil verlieren sowie die Möglichkeit auf direktem Wege eigene Kinder zu zeugen ?

Wenn ich die Wahl hätte würd ich das nicht tun was gerade am beginnen ist.

Für mich hört es sich so an, wie wenn du und dein Lebenspartner nichteinmal versuchen würdet euch mit dem auseinander zu setzen. Ich garantiere dir, dass du in dem Fall nämlich den kürzeren ziehst dein noch Sohn ist alt genug um selbst zu entscheiden und was ist euch lieber eine neue Tochter die euch in Zukunft immernoch besuchen kommt oder euch im höheren Alter noch hilft oder einfach garkein Kind ?

Du wirst dein Kind nicht wieder zur Normalität biegen können,  es ist nämlich vollkommen normal.

Liebe Grüße
Melissa


Offline monamtb

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Re: Alles kaputt
« Antwort #25 am: 06.Apr 2015, 16:46 »
Liebe Cry,

Absolute Hochachtung vor dem was ihr da geleistet habt.
Ihr habt eurem Kind gezeigt, dass ihr versucht zu verstehen, gewillt seid zuzuhören, auch wenn es noch so schwer für euch war.

Es ist der Versuch der zählt, euer Wille das Beste zu tun was ihr tun könnt.

Euer Kind kann jetzt die Hoffnung haben, dass es von seine Eltern doch geliebt wird, auch wenn es diesen Schritt gehen sollte - und Hoffnung ist besser als totale Ablehnung oder dem verstoßen des Kindes - was viele von uns aus eigenen Erfahrung bestätigen können.

Vielleicht habt ihr nun zum allerersten Mal euer Kind gesehen, wie es wirklich ist.
An dem Punkt der Beginn der Transition, werden sicher alle Beteiligten sagen - egoistisch, nur auf sich bezogen - alles andere zählt nicht - nur ich - so wie Ḿihi es beschrieb.

Wenn du darüber nachdenkst kann es aber gar nicht anders sein.
Denn an dem Zeitpunkt der Transition zählen zum ersten Mal im Leben wirklich nur die Person um die es geht, ihre Gefühle, ihre Befindlichkeit und ihr Wesen, welches all die Zeit verdrängt, verleugnet und/oder abgelehnt wurde.

Gegen all die Widerstände die sich ihr bieten, kann sie diesen Schritt nur gehen, wenn sie sich in den Mittelpunkt stellt - UND DAS IST AUCH GUT SO!

Robert Betz betont in seinen Seminaren immer wieder: Wer ist der wichtigste Mensch in deinem Leben?

Die gute und hilfreiche Antwort lautete: ICH SELBST!

Und wenn es mir gut geht und ich in meinem Leben glücklich bin - und das wird nur dann sein, wenn ich meinen Bedürfnissen und Wünschen nachkomme - mich liebe so wie ich bin - und dadurch glücklich leben kann - dann werden es automatisch meine Kinder und alle mich umgebenden Personen das erleben und letztendlich auch zufrieden sein.

Wer sich selbst nicht liebt - und nicht sagen kann, dass er/sie die wichtigste Person in ihrem/seinem Leben ist, der erwartet von anderen Menschen, sie glücklich zu machen - oder diese Person erwartet eine Gegenleistung, für all das was "geleistet " wurde.
Nun habe ich dieses Kind all die Jahre großgezogen - und das ist der Dank .....
Wenn Eltern selbst mit sich und ihrem Leben glücklich sind, dann wird es so eine Haltung nicht geben, stelle ich in den Raum - denn Verständnis und Liebe zu sich selbst sind wohl Voraussetzung für Verständnis und Liebe gegenüber anderen Menschen - egal ob eigene Kinder oder nicht - und gerade in Bezug auf Situationen, die ich als Person nicht so durchlebe wie eine andere Person.

Ihr habt für eure Verhältnisse auf jeden Fall einen riesigen Schritt auf euer Kind zu getan, ihr habt Hoffnung geschenkt . Und ich denke ich spreche für Viele von uns wenn ich sage: wir wünschen euch, dass ihr noch weitere, liebevolle Schritte gehen könnt.

Vielleicht macht der Therapeut diesem Weg eures Kindes ein Ende - möglicherweise sieht er/sie aber eine ganz andere Situation vor sich wie ihr - dann liegt es an euch, diese zu akzeptieren - und hoffentlich in Liebe damit umzugehen.
Ich achte auf mich, bin deswegen aber keine Heilige

April 2013: Outing 24/7
Mai 2013: Beginn Psychotherapie
Oktober 2013: Beginn Hormontherapie
15.05.2014: Personenstandsänderung
01.08.2014 SRS und Trachea Shave Dr. Chettawut/ Thailand
02.02.2015: VFS (Voice Feminisation Surgery) Yeson Voice Center Seoul, Korea
Winter 2015: FGC/FFS FACIALTEAM, Marbella, Spanien
Juli 2016: Revision Dr. Sanguan PPSI, Phuket, Thailand

Offline Cry

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Re: Alles kaputt
« Antwort #26 am: 07.Apr 2015, 10:46 »

Robert Betz betont in seinen Seminaren immer wieder: Wer ist der wichtigste Mensch in deinem Leben?

Die gute und hilfreiche Antwort lautete: ICH SELBST!


Das mag für eure Situation zutreffend sein.
Doch der wichtigste Mensch in unserem Leben war bisher immer das Kind. Aber das kann wohl wirklich nur eine Mutter verstehen.

Offline Oggi

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Re: Alles kaputt
« Antwort #27 am: 07.Apr 2015, 11:34 »
Hey Cry,

Wenn es wirklich so ist wie du sagst dann müsste doch alles passen. Dein Kind verlangt von dir nicht viel mehr als eine Portion Akzeptanz. Dein Kind wird diesen Weg Großteils selbst meistern (müssen) und du wirst wahrscheinlich nur mit einbezogen wenns unbedingt nötig wird. Hätte ich freie Bahn bekommen was Eltern anbelangt hätte ich selbst keine Hilfe gebraucht Arztbesuche,  etwas weitere reisen nach Wien, ist doch für mich kein Hindernis und deinem Kind wird es nicht anders ergehen. Meine Eltern könnten sich was mich angeht zurücklehnen und staunen, leider nahmen sie die schwierigste Methode. Könntest du das probieren, also deinem Kind sagen alles wird gut und einfach zurücklehnen? Ich bin mir sicher dein noch Sohn wird sich melden wenn er Hilfe brauch ;-)

Liebe Grüße
Melissa

Offline Jeanne Rising

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Re: Alles kaputt
« Antwort #28 am: 07.Apr 2015, 13:12 »
Das mag für eure Situation zutreffend sein.
Doch der wichtigste Mensch in unserem Leben war bisher immer das Kind. Aber das kann wohl wirklich nur eine Mutter verstehen.

Das kann sich höchstens "nur eine Mutter" einbilden. Sorry, aber ich denke, es gibt einen guten Grund, warum sich seit Jahrhunderten bis Jahrtausenden Menschen in vielen, vor allem fernöstlichen, Religionen oftmals die Zähne daran ausbeißen, das Ego abzulegen und einen höheren Zustand der Selbstlosigkeit zu erreichen.
Das Konstrukt, das den ein oder anderen dazu verleiten mag, so zu tun, als sei das eigene Kind der wichtigste Mensch im Leben, besteht aus eingeredeten Verpflichtungen und Schuldgefühlen und resultiert im Endeffekt oftmals in Selbstopferung. Das ist auch nicht verboten - wer es für sein positives Selbstbild am wichtigsten findet, eine fürsorgliche Mutter zu sein, der soll das tun, es gibt mit Sicherheit unzählige schlechtere Ideen, denen man sich verschreiben kann. Wer allerdings daraus für sich eine irgendwie geartete Erwartungshaltung ableitet und meint, er habe nun "soviel gegeben, jetzt müsse er doch mal was wiederbekommen", der hat das ganze wohl zu weit getrieben. Da ändert das ganze selbstgefällige "das kann nur eine Mutter verstehen", abgeleitet aus der irrigen Annahme, man könnte einem wegen einem bis einer Hand voll Kinder nun irgendwas generell signifikant bedeutsames über Kindererziehung erzählen, auch nix dran. Mir ist manchmal - auch hier nochmal sorry, der Post ist gerade glaube ich auch ein wenig meiner eigenen Situation geschuldet - echt nach kotzen zumute wegen all der Eltern, die schon beim ersten Kind auf Facebook belehrend die "jetzt ist alles anders Keule" schwingen und meinen, sie hätten jetzt den heiligen Gral der Erkenntnis entdeckt. Das beste Vorbild ist immer noch eines, das einem erlaubt, man selbst zu sein und das kann sich auch das Kind am besten erlauben, wenn die Mutter das auch schon auslebt. Alles andere ist eine Mogelpackung.

Bevor ich jetzt aber in einem störrischen Grundton verharre - der hilft ja nun wirklich keinem - nunmal etwas versöhnlicher zu euch. Ob ich nun eure Philosophie bezüglich Kindererziehung in jeder Hinsicht nachempfinden kann sei dahingestellt, das ist ja jetzt auch vielleicht gar nicht so wichtig. Ganz gleich, wie weit der Weg noch sein mag, ihr springt momentan sehr über euren Schatten und das verdient auf jeden Fall Anerkennung - es hilft ja auch niemandem, wenn man gänzlich unauthentisch wird. Unter diesem Gesichtspunkt ist es sicherlich auch auf jeden Fall besser, sich - wie ihr es tatet - etwas Abstand zu erbitten, als in Situationen zu verharren, die in gegenseitigen Vorwürfen resultieren würden. Im Endeffekt - auch auf die Gefahr hin, jetzt ziemlich nach dem zu klingen, was ich studiere - ist jeder solcher Konflikt auch immer eine Chance, sich auf sich zurückzubesinnen und wieder einmal Abschied von einer fiktiven Sicherheit zu nehmen, die man sich selber konstruiert hat. Wenn ihr Abstand braucht, um die Wunden im eigenen Weltbild zu kitten, dann ist das eine Wertvolle Selbstaussage, die es seitens eures Kindes auch auf jeden Fall zu akzeptieren gilt. Es sind jedoch Wunden, die auf der Fehlannahme beruhen, es sei die Aufgabe eures Kindes, eure Welt irgendwie "vollständig" zu machen - und das ist sie nicht. Es ist seine Aufgabe, es selbst zu sein, und das ist auch eure. Falls ihr das vergessen habt...wird es Zeit das wieder zu entdecken.
Jeanne Rising

  • 09.2014 Vorstellung in der TS-Sprechstunde LVR-Klinikum Essen
  • 01.2015 Therapie bei Herr Frommelt, Essen
  • 01.06.2015 Hormontherapie bei Dr. Lederbogen, Essen
  • 25.02.2016 Logopädie bei Frau Söllenböhmer, Essen
  • 20.01.2023 SRS und FFS bei Dr. Sutin Khobunsongserm in Bangkok, Thailand

Offline Claudia

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Re: Alles kaputt
« Antwort #29 am: 07.Apr 2015, 15:47 »
Es macht mich mehr traurig als wütend, dass Eltern sich so schwer tun, ihre transsexuellen Kinder anzunehmen, sie zu akzeptieren. Im Internet habe ich einen Text gelesen, der vllt hilreich sein kann.
LG, Claudia

Hilfe, mein Kind ist Transsexuell

Ein Beitrag einer Mutter die ihr Kind sehr unterstützt als das was er ist - ihr Sohn.

"Akzeptanz, Toleranz und die Frage, was man als Mutter verliert oder gewinnt..... eher eine short story denn ein Beitrag....

Ich hab lange überlegt.... ich werde versuchen, keine Einzelaussagen zu werten, die ich heute eso gelesen habe... - aber gerade diese machen mir tierisch Kopfschmerzen, das muss ich wirklich zugeben....

Ich werde nun einfach ein wenig von der Geschichte meines Sohnes erzählen.... - manch einer hat es schon gelesen - bitte seid nachsichtig mit mir... !

Der Weg war indirekt für uns - klassisch wohl für viele... unser Kind zog sich beginnend ab der Schulzeit immer mehr zurück in sich, wir haben drauf geachtet, versucht da zu sein, sind aber niemals dahinter gekommen, was wirklich war.. - die Schulzeit war durchgängig schwierig, wir waren froh, ja geradezu erleichtert, als unser Kind sich dahingehend outete, dass es sich zu Frauen hingezogen fühlt.. - was schert's uns... - uns war immer wichtig, dass unsere Kinder glücklich werden - der Weg war uns egal... -

Doch die Erkenntnis, lesbisch zu sein, wirkte nicht befreiend für unser Kind, im Gegenteil, - und es begann weiterhin in eine Ecke zu laufen, aus der es alleine nicht mehr herauskam... Der Knall kam in Form eines Anrufes von der Schule aus (mein Kind rief mich an und sagte, es will so nicht mehr leben) - Ein Lehrer war in der wohl schwierigsten Zeit für unser Kind da und hat eine Nachricht richtig interpretiert und hat es aufgefangen, wo wir als Eltern nicht helfen konnten... denn manchmal scheint es leichter zu sein, sich einem Aussenstehenden zu öffnen...- und es kam die Mitteilung unseres Kindes, dass es im falschen Körper zuhause ist.

Peng - auf einmal hatten all die Jahre all die Sorgen und Probleme einen Namen !

Wir haben mit 1001 Sache gerechnet, hatten unser Kind im Auge, auf Drogen und anderes geachtet, waren offen für Veränderungen, aber Trans war nicht in unserem Fokus... - nicht, weil wir nicht in der Lage waren zu akzeptieren, dass unser Kind ebent kein Mädchen, sondern ein Junge war, sondern weil wir dachten, sowas sei so selten, dass das kaum jemanden trifft - dass das tatsächlich ganz anders ist, wissen wir seitdem...

An dem Tag, an dem unser Kind sich per Notfalltelefon beim Transmann e.v. gemeldet hat, haben auch wir uns via email dort gemeldet, um uns Wissen zu verschaffen, das uns verstehen hilft, was in unserem Kind vorgeht.

Es folgte eine lange Zeit der Therapie zur Stabilisierung der Psyche und dann ebent der normale Transweg, auf dem uns die vielen Tips und Erfahrungen, auch die Harte-Fakten-Tage sehr geholfen haben, unseren Sohn auf seinem Weg zu unterstützen.

Situation heute - nach etwas mehr als drei Jahren:

Unser Sohn studiert Psychologie, benötigt seit mehr als einem Jahr keinerlei Medikamente mehr zur Stabilisierung, VÄ/ PÄ sind ohne Komplikationen durch, wir und unsere gesamte Verwandtschaft kommen mit allen Veränderungen, die das Mann werden unseres Sohnes mit sich bringt, im großen und ganzen klar...

Welche Gefühle begleiten einen nun als Mutter/Eltern.... ?

Wir sind im Grundsatz schon immer liberal und tolerant gewesen. Jeder soll kann und darf nach seiner Fasson glücklich werden, wenn es um sexuelle Orientierung, Ausbildung und andere Dinge geht..
Haben wir etwas verloren ?

Betrachten wir es genau...: Unser Kind war seit der Schulzeit alles andere als ein glückliches Kind, obwohl alle Zeichen dafür gesetzt waren - wir konnten nichts daran ändern, denn die Erkenntnis traf unseren Sohn erst an jenem besagten Tag in der Schule... mit 18 Jahren

Wir haben keine Tochter verloren, sondern endlich ein glücklicheres Kind gewonnen - unseren Sohn... Wie die Verpackung ist, war uns schon bei der Geburt egal... - der Grundwunsch war gesund.. der Rest ist Fügung..

Und so haben wir heute einen Sohn... - - und dann war da noch die Namenswahl... Man muss sehen, dass wir im Grundsatz schon von Anfang an nichts mitzureden hatten - weil unser Kind bereits 18 war, als die Erkenntnis kam. Dass wir dennoch bei nahezu allen Arztterminen dabei waren, über alles informiert waren, Arztgespräche bekamen und ausreichend Einblick, damit auch wir uns ein Bild machen konnten, rechnen wir unserem Sohn hoch an... Dies trug viel zum Verstehen und Nachfühlen bei.

Wir sprachen über die Namenswahl - ja.. - Wir dachten, es wäre schön, wenn es etwas wäre, was zu unserem Nachnamen passt... - wir haben viel vorgeschlagen, diskutiert - letztlich blieb es einfach bei dem allerersten Namen, den sich unser Sohn ausgesucht hat.. - Unser Tenor... Nimm den, der für dich passt, der für Dich authentisch ist, der sich für Dich richtig anfasst.. DU musst dein Leben damit verbringen... - den Rest - kriegen wir schon hin

Gesagt - getan... - und ganz ehrlich - ? wir haben damit kein Problem...

Wenn wir heute zurückblicken, war jede Entscheidung wichtig und richtig, und der Name... - wir werden den Namen unseres Kindes, den damals ich ausgesucht hatte, nicht vergessen, aber wir werden auch nicht vergessen, wie unglücklich unser Kind war und wir genießen heute, dass unser Sohn weiß, was er will, genießen diese Pubertät (mal mehr, mal weniger), so giftig es manchmal auch sein kann und genießen es, die Erfahrung zu machen, unseren Sohn zu einem Mann heranwachsen zu sehen...

Und wir sagen offen - wir wünschen es uns nicht mehr zurück... das tod unglückliche Mädchen, dem wir nicht helfen konnten....

Diesen Beitrag sende ich in Kenntnis und Genehmigung meines Sohnes"