Sehr geehrte Frau Müller ,
der Schulwechsel steht uns bald bevor und da ich ein besonderes Anliegen habe,
wurde ich auch von der Klassenlehrerin motiviert mich frühzeitig um eine weiterführende
Schule zu kümmern.
Mein Sohn Tim war schon immer etwas anders als andere Jungs, seine Lieblingsfarbe
war rosa und im Kindergarten spielte er nur mit den Mädchen.
Er war immer sehr hilfsbereit und liebevoll zu anderen bzw. ist es immer noch.
Jedoch wurde er auch immer unglücklicher und anstrengender.
Er bekam fürchterliche Schreiattacken die kaum auszuhalten waren.
Eines Tages zählte ich eins und eins zusammen und mir kam der Gedanke das es vielleicht
sein könne, das Tim lieber ein Mädchen sein wolle.
Ich googelte und traf auf ein Forum wo es um Geschlechtsidentität geht.
Es passte alles sehr auf mein Kind und ich nahm mir vor mit ihm zu sprechen.
Da war Tim gerade mal 7 Jahre alt.
Ich ging mit ihm auf den Spielplatz und fing ein tiefgründiges Gespräch an bei dem ich ihn
fragte was er fühlt und denkt und zum Schluss kam die entscheidende Frage ob er lieber
ein Mädchen sein würde.
Er bejahte aber es war ihm sichtlich unangenehm.
Um die Situation zu entspannen sind wir ins Schwimmbad gefahren und haben einen tollen
Tag verbracht.
Da er sich innerlich immer schlechter fühlte haben wir natürlich Hilfe gesucht.
Er war in der Tagesklinik der LVR und wir waren mit ihm in Frankfurt bei einem
Spezialisten für solche Kinder.
Die Klassenlehrerin Frau Müller der Klasse 3a sowie die OGS Betreuer der
Spielplatzschule xy habe ich darüber unterrichtet und wir
haben gemeinsam eine Lösung gesucht und auch gefunden.
Auch die Schulpsychologin Frau Krug war Unterstützend an der Seite der Schule.
Ich bin immer noch sehr begeistert mit wie viel Liebe und Selbstverständlichkeit
sich alle dem Thema gewidmet haben um meinem Kind den besten Wiedereinstieg in die
Klasse zu bieten.
Seit dem 01.01.2014 ist mein Sohn Tim also meine Tochter Tina und sie fühlt sich
sehr wohl.
Sie ist eine gute Schülerin, ihre Noten bewegen sich zwichen 1+2 und sie soll laut
Aussage der Klassenlehrerin auf jeden fall auch ein Gymnasium besuchen.
Tina ist super integriert und sie ist nun ein Mädchen wie jedes andere auch und
fällt in der Masse nicht auf.
Sie schwärmt schon länger von Ihrer Schule die wir oft beim vorbeifahren schon gesehen haben.
Witzigerweise habe ich durch dieses Forum über das ich oben schon schrieb einen Vater kennen
gelernt, dessen Kind ebenso fühlt wie Tina und Ihre Schule besucht.
Gerade bei Kinder die sowieso noch einige Hürden in ihrem Leben zu durchlaufen haben ist es
umso wichtiger ein Umfeld zu schaffen was sie auffangen kann und sie als ganz
normale Menschen annimmt.
Da Ihre Schule es schon einmal so souverän und vorbildlich gemeistert hat wie mir
Herr Baum immer wieder sehr zufrieden mitteilt, habe ich die Hoffnung, das wir uns vielleicht
einmal zusammen setzen könnten um darüber zu sprechen und Sie bei der Gelegenheit
Tina einmal persönlich kennen lernen könnten.
Ich wäre sehr erleichtert wenn wir ihr den Übergang auf die weiterführende Schule so
leicht wie möglich gestalten könnten.
Ich danke Ihnen für Ihre Geduld meine Zeilen gelesen zu haben und verbleibe
Mit freundlichen Grüssen
Die Antwort kam prompt ein paar wenige Stunden später die mich wirklich zu Tränen gerührt hat:
Sehr geehrte Frau xyz
Ihre Zeilen haben mich sehr berührt! Die Offenheit, die Sie Ihrem Kind entgegengebracht haben, damit es die Voraussetzunengen hat, ein glückliches Leben führen zu können, haben mich sehr beeindruckt. Vielen Menschen wäre sehr viel Leid erspart geblieben, wenn sie Eltern und Menschen in ihrer Umgebung gehabt hätten, die ihrer Besonderheit mit soviel Verständnis begegnet wären und sie entsprechend unterstützt hätten.
Als christlich orientierte Schule haben wir den Anspruch, der Einzigartigkeit eines jeden Menschen offen zu begegnen. In der Umsetzung dieses Anspruchs bedeutet das auch, jeden Menschen in seiner individuellen geschlechtlichen Identität und sexuellen Orientierung so anzunehmen wie er ist. Das fällt auch an unserer Schule nicht automatisch und sofort allen KollegInnen leicht, aber ich ich freue mich umso mehr, von Ihnen zu lesen, dass uns dieses Bemühen offenbar auch in der Praxis gelungen ist und von Betroffenen, wie der Familie Baum, die Sie in diesem Zusammenhang nennen, auch so wahrgenommen wurde bzw. wird.
Sie können sehr gern zu einem Gespräch mit Tina zu mir kommen. Folgende Termine kann ich Ihnen zeitnah anbieten:
Dienstag, 03.06.2014 um14.30
Mittwoch, 04.06.2014 um 16.30
Donnerstag, 05.06.2014 um 15.00.
Bitte teilen Sie mir kurz mit, ob und welchen der Termine Sie wahrnehmen möchten.
Mit freundlichen Grüßen
Frau Müller
(Stellv. Schulleiterin und SEK I Koordinatorin)
Ihr sehr also einfach Kämpfen und einfach ehrlich drauflos fragen damit sind wir bisher immer am besten gefahren und wir haben immer sehr viel Lob und verständis übermittelt bekommen.
Übrigends war der erste der von ihrer Wandlung erfuhr der Pfarrer der nur ein paar Häuser weiter wohnt und der Vater der besten Freundin die Moslems sind ;-)
Ich wünsche euch ebenfalls soviel Glück, Mut, Kraft und entgegengebrachtets Verständis :-)
Alles wird gut
In diesem Sinne hoffe ich einigen Mut gemacht zu haben und den Umzug beiseite zu schieben ;-)
Liebe Grüsse
Nicole
Namen sind alle geändert !!!!!!!! ;-)