Transsexualität-NIBD

Autor Thema: Forderungspapier zur Reform des Transsexuellenrechts Bundesweiter Arbeitskreis  (Gelesen 6371 mal)

Offline Claudia

  • Eltern
  • Internationaler Chirurgenvergleich
  • *
  • Beiträge: 48



http://www.tsgreform.de/

Die Antidiskriminierungsstelle des Bundes (ADS) spricht sich für eine Reform des TSG aus und verweist dabei auf das Konsenspapier des bundesweiten AK TSG-Reform.
Zur Pressemitteilung hier.

Forderungspapier
zur
Reform
des
Transsexuellenrechtes
des
bundesweiten
Arbeitskreises
TSG


.
Das
vorliegende
Papier
ist
das
Ergebnis

eines
mehrmonatigen
Arbeitsprozesses,
an
dem
sich

Vertreter_innen
von

Inter*


und
Trans*

Verbänden,


Organisationen
1

und
Einzelpersonen
aus
dem

gesamten
Bundesgebiet
beteiligt
haben.



............

Offline Claudia

  • Eltern
  • Internationaler Chirurgenvergleich
  • *
  • Beiträge: 48
Jede Stimme zählt!

Je mehr Menschen die Forderung nach einer selbstbestimmungsorientierten und menschenrechtskonformen Reform des Transsexuellenrechts unterstützen, desto mehr Gewicht hat unsere Stimme in einem künftigen TSG-Novellierungsverfahren.

Hallo

Die Leerzeichen entstanden durch Kopieren des Textes aus einem anderen Format.


Auch mein Sohn hat schon unterschrieben! Das wusste ich vorab gar nicht. Was ich wusste ist, dass er das TSG sehr kritisch betrachtet. Allein die Begutachtung von forensichen Psychiatern und Ärzten des MDK erscheinen mit absolut entwürdigend.


Grundgesetz Die Grundrechte Artikel 1
(1) Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt.

Je mehr ich mich mit dem Thema Transsexualität als Mutter eines 22-jährigen Transjungen beschäftige, desto mehr erkenne ich mit Entsetzen, wie die Würde transsexueller Menschen mit den Füßen getreten wird. Das TSG erscheint mir dringend reformbedürftig.

LG
Claudia

Offline Gollum

  • Ex-Member
  • Fest verwurzelt
  • *******
  • Beiträge: 4.475
Zitat
Leerzeichen zwischen den Worten?  :kratz:
unwichtig ;) Thai macht auch keine Freizeichen zwischen Wörtern bisdersatzzuendeist :)

stören mich andere Sachen viel mehr, wohl wissend, dass mich das unbeliebt macht


Ich bin absolut uneingeschränkt FÜR Begutachtung. Niemand hat was davon, wenn sich serienweise Leute nur für Bisschen rumprobieren 10x vor und zurück umbenennen. Das Recht sieht ein öffentliches Interesse an Namensbeibehaltung vor, welches grundweg sinnvoll ist. Denn sonst kann sich ja jeder per Belieben umbenennen und untertauchen. Als eine Ausnahme hat der Gesetzgeber Transsexualität festgestellt. Ist also einer irrtümlich für das falsche Geschlecht gehalten und daher falsch benannt worden, darf er es ändern. Was will man eigentlich mehr?!? Dafür meine ehrliche psychisch nachweisbare Betroffenheit von F64.0 nachzuweisen, habe ich überhaupt gar kein Problem mit. Im Gegenteil, wer meint, er wäre innerlich gebürtige Frau, aber Angst hat, das objektiv nachzuweisen, der spürt in sich eine Unsicherheit, die er da nicht haben will, und über die er mal besser nachdenken sollte.

Ich bin ganz ausdrücklich noch viel mehr FÜR Begutachtung im Anblick von Genitaloperation und das unter dem Hinweis darauf, dass ich den Schritt hinter mir habe, die meisten "Aktivisten", die Regelungen lockern wollen, aber eben nicht -oder die sind selbst gar nicht betroffen. Genitaloperation ist ein Schritt so immens groß in der Tragweite, dass jedes gesund tickende Gehirn über jede Möglichkeit der weiteren Absicherung nur froh sein kann. Wer es nicht ist, der tickt nicht sauber und ist für diese Operation in keinster Weise geeignet. Weshalb diese Leute sich ja auch darüber nicht mit ihren Zweifeln beschäftigen wollen, indem sie Regelungen kippen wollen. Und hinterher ist das Genital weg und das Geheule groß...

Ich bin absolut gegen eine Geschlechtsanerkennuung ohne Genitaloperation, solange diese eh nicht angestrebt wird. Für die, die sich eh operieren lassen wollen und das psychisch glaubhaft vorhaben, spricht nichts gegen eine vorweggenommene Anerkennung. Aber wer das alte Genital eh behalten will, braucht den neuen Titel nicht und wer sich mit den alten Genital auch noch fortpflanzen will, hat im neuen Titel schlichtweg nichts zu suchen. Ich bin nicht für die gesetzliche Ungleichbehandlung von Mann und Frau, wo doch vor dem Gesetz alle gleich sein sollen. Aber solange das realjuristisch so ist, und der Unterschied an "Zipfel oder Schlitz" festgemacht wird, ist auch genau das der Unterschied. Danach werden im richtigen Körper Geborene zugeordnet, also auch Transsexuelle. Es gibt nur zwei Geschlechter, Mann und Frau. Dass die Natur da Fehler macht, körperlich (Zwittertum) wie seelisch (Transsexualität), ist schlimm genug, aber den Fehler noch kulturell weiter spinnen bin ich ganz massiv dagegen.
Meinetwegen können wir gerne 4 Geschlechter raus machen, Mann, Frau, dazwischen (Körper), dazwischen (Psyche). Mann und Frau sollte sich nur der nennen, der sich auch im gebürtig unterschiedenen Sinne mit dem Wort identifiziert, und das tun "Shemales als Endziel" und "Hefemales als Endziel" nicht.

Ich bin ganz massiv gegen die Abschaffung vom TSG. Es sichert Betroffenen, die den Status auch nachweisen können, Behandlung und Kostenübernahme zu und es gibt die juristische Grundlage dazu, Vorname und Geschlecht ändern zu dürfen. Wer das abschaffen will, sägt am eigenen Ast und hat den letzten Hau nicht gehört. Eine juristisch passende Neuformulierung wäre wünschenswert, aber wie bitte soll die denn lauten, für ein Problem, was weder juristisch noch kulturell noch biologisch passt?!? Es gibt KEINE Formulierung whatsoever, die Transsexuelle ins Zweigeschlechtermodell eingliedern kann, bevor die Transition ganz durch ist, ohne damit entweder Transsexuelle zu diskriminieren oder Cissexuelle. Und aus der eventuellen bisherigen Diskriminierung Transsexueller (die nur in den Köpfen existiert!) nun als Umkehrschluss Diskriminierung Cissexueller ableiten zu wollen, kann es ja wohl auch nicht sein.

Intersexuelle haben im TSG nichts zu suchen und brauchen ein ISG. Körperliches Zwittertum hat mit geistigem Zwittertum keine gemeinsame Ursache und damit auch nicht dieselbe juristische Grundlage. Intersexuelle brauchen ihren Status eigentlich nicht gutachterlich nachweisen, da ihn jeder sehen kann. Die Grundlage sind Genaberrationen, die bekannt sind und objektiv auffindbar, wogegen die Grundlage von Transsexualität genetisch im Dunkeln liegt, da man die Gene für pränatale Identitätsprägung bei Gehirngenese noch nicht kennt. Intersexuelle soweit ich Kontakt hatte, leiden massiv unter der juristischen Zwangstranssexualisierung. Das aber spricht nicht gegen das TSG, sondern gegen das Fehlen eines ISG.

Ich kann das ganze Identitätsgeheule nicht mehr hören. Ja, Identität ist das mit höchste menschliche Gut, juristisch auch, kulturell auch (sollte es, real oft nicht so). Daher darf ja auch jeder Betroffene so leben, wie er mag, hat das Recht zu ändern etc... Aber dass viele die Transition am grünen Tisch über Paragraphenkipperei machen wollen, statt mal real Passing zu kriegen und dem Folge zu leisten, was sie behaupten "ich bin ein normaler Mann / eine normale Frau", das kotzt mich mittlerweile an. Und das ganze "uuuuh, jetzt hat man mich aber diskriminiert" Geheule macht es nicht besser. Wo bitte wird wer vom TSG diskriminiert? Weil das TSG ihm/ihr die Chance gibt, das innere Geschlecht beweisen zu können? Weil es hilft, psychische Krankheiten auszusortieren, die einem Transsexualität irrtümlich einreden können?!? Und es gibt auch keinen OP-Zwang und hat es nie gegeben, denn niemand muss sich operieren, jeder hat das freie Recht, es zu lassen. Und nein, all das hat rein gar nichts mit der Antastung der Würde zu tun und bei allen anderen Krankheiten, wo man einen Arzt aufsucht und beansprucht (und genau das tun Transsexuelle) heult auch keiner rum, weil er das betroffene Organ mal vorzeigen muss.... Bei jedem, der lieber wegen sowas rumheult, statt einfach die Hose runter zu lassen, und Hormone, Behandlung und neuen Körper abzugreifen, kann der Leidensdruck nicht sonderlich hoch sein, sonst wären die Prioritäten da anders.
Da ich meine Genitaloperation im Ausland hatte, bei einem "in der Szene" weltweit bekannten Chirurg, habe ich nicht nur zu dutzenden deutschen Betroffenen Kontakt, sondern auch zu dutzenden internationalen Transfrauen. ALLE haben sich dahingehend geäußert, dass die deutsche Lage im Vergleich supergut ist. Wir kriegen Behandlung und Kostenübernahme und dürfen Name und Geschlecht ändern, wogegen anderswo Betroffene auf Name und Titel zeitlebens sitzen bleiben, keine Behandlung existiert, Betroffene Eigenbehandlung und chemische Selbstversuche machen müssen, oder Transsexualität steht sogar unter hoher Strafe. WAS bitte wollen wir eigentlich? Und ja, die haben sich auch alle mehr als genug damit beschäftigen müssen, welche Tragweite ihr Gang in den OP hat, und waren auch alle dankbar um JEDE auf dem Weg verfügbar gewesene Hilfe. Dass Leute am Anfang des Weges, teils vor Passing und Gang vor die Tür in der neuen Rolle, das besser wissen wollen, ist schlicht lächerlich. Und höchstgradig gefährlich.

Offline Claudia

  • Eltern
  • Internationaler Chirurgenvergleich
  • *
  • Beiträge: 48
Hallo ihr,

mir erscheinen Forderungen aus dem AK TSG-Reform ausgesprochen sinnvoll.

Aufgrund meiner eigenen Lebensgeschichte (Dystonie seit meinem 20. Lebensjahr, über viele jahre als psychisch verursacht "fehldiagnostiziert") habe ich das Vertrauen in die Ärzteschaft verloren. Dafür habe ich schon zu viele unfähige ignorante Mediziner (Allgemeinmediziner, Orthopäden, Psychiater oder Neurologen) kennengelernt.

So braucht es heutzutage für eine Schwangerschaftsunterbrechung auch nur 1 Gutachten, bzw. Gespräch, und letzten Endes wissen doch nur transsexuelle Menschen selbst, dass sie transsexuell sind. Das kann doch kein Arzt diagnostizieren. Warum geht man/frau so oft davon aus, dass die Mitmenschen unverantwortlich mit ihrem Leben umgehen?


Die u.a. aufgelisteten Forderungen sind ausführlich nochmals begründet /sh.

http://www.tsgreform.de/wp-content/uploads/2012/06/Forderungspapier_AK-TSG-Reform_1.6.201211.pdf

Wir,
 die 
Unterzeichnenden, 
habe uns
 auf
folgende
 zentralen
 Forderungen

verständigt:
1.Verwirklichung
des
 Selbstbestimmungsrechtes
 von
 Trans*‐Personen 
durch
 Abschaffung der 
Begutachtung 
und 
des
 gerichtlichen
 Verfahrens

(derzeit
 geregelt 
in
 §
4
Abs.
3
 in
 Verbindung 
mit
 §
1
Abs.
1
Nrn.
1
und
2
TSG);
2.Aufhebung
 des
 TSG
 als
 Sondergesetz
 und
 Integration
 notwendiger
 Regelungen
 in

bestehendes
Recht;
3.Anstelle
 des
 gerichtlichen 
Verfahrens
 Änderung 
des
 Vornamens
 und
 des 
Personenstandes

auf
 Antrag 
bei
 der 
für das 
Personenstandswesen 
zuständigen
 Behörde;
4. Ausbau 
des 
Offenbarungsverbots;
 Einbeziehung in 
das Ordnungswidrigkeitenrecht;
5.Rechtliche
Absicherung
der
Leistungspflicht
der
Krankenkassen


LG
Claudia

Offline Claudia

  • Eltern
  • Internationaler Chirurgenvergleich
  • *
  • Beiträge: 48
Hallo,

ich stelle hier nicht die Kompetenz aller Ärzte in Frage. Das Begutachtungsverfahren im TSG scheint mir aber sehr willkürlich.

Ich habe durchaus aus wirklich sehr gute Ärzte und Therapeuten kennengelernt und von deren Unterstützung profitiert.

Und ich freue mich wirklich mit dir, dass du dein Leben, auch Dank der absolut großartigen Fähigkeiten von Ärzten wie Dr. Liedl, lebenswert leben kannst. Auch sehe ich meine Erkrankung, die mich nicht daran hindert glücklich und schmerzfrei ohne wirkliche Einschränkungen zu leben, in keiner Relation zum Erleben und eines TransMenschen. Ich habe sehr große Achtung vor allen, die einen so schweren Weg gehen. Besonderen Dank empfinde ich nach wie vor dir gegenüber und auch Gollum gegenüber, da ihr mit eurem Engagement so vielen Betroffenen eine große Hilfe seid.

Auch wenn ich nicht selbst betroffen bin, darf ich mir Kritik an TSG erlauben.
(Während die Forderung von zwei Gutachten, welche die „Transsexualität“ und die „hohe Wahrscheinlichkeit“, dass sich daran nichts mehr ändern wird, bestätigen, durchaus sinnvoll erscheint, haben sich in der Praxis vielerorten Verfahren entwickelt, welche zu einer hohen Belastung der betreffenden Transsexuellen, sowohl psychisch als auch finanziell, führen und welche den Sinn der Begutachtung häufig ad absurdum führen).

Auch die Einordnung im ICD-10 unter Kapitel V F00-F99   Psychische und Verhaltensstörungen ist doch äußerst fraglich.

Einordnen könnte man Trans* z.B. auch hier.Z70-Z76
   Personen, die das Gesundheitswesen aus sonstigen Gründen in Anspruch nehmen

und somit die Betroffenen nicht als psychisch krank oder verhaltensgestört zu benennen.

Liebe Grüße
Claudia











Offline Gollum

  • Ex-Member
  • Fest verwurzelt
  • *******
  • Beiträge: 4.475
letzten Endes wissen doch nur transsexuelle Menschen selbst, dass sie transsexuell sind. Das kann doch kein Arzt diagnostizieren.

Medizin findet nichts, wie schon gesagte, Psychologen finden. Wenn sie denn Ahnung vom Thema haben (90% leider nicht, aber die müsste deren Berufsstand intern rausfiltern, Betroffene müssten sie einfach anzeigen, oder die Prüfungsstandards müssten geändert werden).
Jedenfalls, ein Psycho, der Ahnung hat, kann annähernd sicher feststellen, ob man sich Transsexualität nicht nur einredet, weil er dann eine andere diagnostizierbare Krankheit, andere Erklärungen oder eine generelle Vollmeise findet. Erklärt das alles nicht das Gefühl trans zu sein, ist man in aller Regel trans. Wie man damit dann umgehen will, muss man eh selber wissen.

Gutachten bevormunden einen nirgendwo und sie verbieten auch nicht. Sie sortieren lediglich irrtümliche Transsexuelle aus, die in Wahrheit ein anderes Problem haben wie geleugnete Homosexualität, Substanzmissbrauch, Psychosen, Neurosen, Borderline Syndrom, Strukturschäden usw... Wäre das nicht so, würden die Leute auf falschen Eigenverdacht den Körper kaputt machen lassen, was sie freilich dann bereuen, sobald das eigentliche Problem weg und der Verstand wieder klar ist.
Beispiel: Ich bin zum Psycho, habe geschildert, dass ich innerlich schon immer eher Frau bin, den Körper dazu irgendwie spüre, aber egal, wie sehr ich mir das wünsche, er wird einfach nicht zur Frau, ich vermute aber, dass ich trans bin, habe gehört, dass man den Körper ändern kann, also bitte zügig.... Sowas ist 1:1 real, Psycho hat nichts gefunden sonst, sieht meine Selbstdiagnose genau so, hat mich betreut, zwei Gutachter sahen es auch so, ich bin den Weg gegangen. Scheinbar war es richtig, denn ich lebe noch. Anderes Beispiel, so habe ich mal ein Beispiel in der Literatur gefunden, aber Psycho hatte ähnliche Vögel da sitzen, die sich total verrannt haben: Herr Psycho, bitte helfen Sie mir, ich glaube, mein Körper verwandelt sich langsam in eine Frau, helfen Sie mir, mich auch so zu benehmen, denn sonst passt das ja bald nicht mehr... Fällt jedem auf: Da ist einer total neben sich und hat massiv psychotischen Realitätsverlust. Solche Leute werden von Gutachtern daran gehindert, sich unglücklich zu machen, mehr nicht.
Beispiel geleugnete Homosexualität... meinen einige, sie mussten ja innerlich dann Frau sein, wenn sie doch auf Männer stehen, oder zumindest würde Transition ja dann helfen, denn wäre man nur Frau, dürfte man ja Männer lieben... Natürlich genauso auf dem Holzweg, die Person, denn ist man Mann und liebt als Mann Männer, kann man mit einem Frauenkörper nichts anfangen, Transition wäre total falsch, aber da hat sich wer wegen Stigma verrannt.
Anderes Beispiel... vor allem in Richtung Transmann oft vorkommend: Eine Frau lehnt Körper und Rolle ab und meint, als Mann wäre alles besser. In der Therapie kommen dann Szenarien raus, die mit "als Mann wäre mir das nicht passiert" zu tun haben. Meist Ursache: Sexuelle Belästigung oder Misshandlung, die nicht verarbeitet wurde, und dann tickt das Innere à la "als Mann passiert das nicht", und der geschändete Körper, der die Opferrolle gebracht hat, soll gegen den Täterkörper getauscht werden. Auch hier ist Transition falsch wie nur was...
Solche Sachen und nichts anderes suchen Gutachter da. Plus, es ist leider schon vorgekommen, Straftäter, die trans vorlügen wollen, denn nirgendwo sucht die Polizei einen männlichen Straftäter weniger als unter weiblichen Passbesitzerinnen, oder anders herum.

1.Verwirklichung
des
 Selbstbestimmungsrechtes
 von
 Trans*‐Personen 
durch
 Abschaffung der 
Begutachtung 
und 
des
 gerichtlichen
 Verfahrens

Das Recht auf Selbstbestimmung ist doch da. Jeder trans Person steht es völlig frei, ab eigenem Verdacht zum Psycho zu gehen oder nicht, danach zum Arzt zu gehen oder nicht, Hormone zu wollen oder nicht, Operationen zu wollen oder nicht, Name und Personenstand zu ändern oder nicht. Das war anders, bevor das TSG Transsexuellen das überhaupt erlaubt hat.
Zudem bedenke, dass der Schritt am Amtsgericht (um den geht es ja hauptsächlich) auch deshalb begutachtet wird, weil dem Änderungsrecht Transsexueller gegenüber eben das öffentliche Interesse zurückzustehen hat, was nur geht bei geregelten Ausnahmefällen, die dann freilich auch zu beweisen sind. Und es handelt sich um einen Eingriff in den juristischen Stand einer Person mit weitreichenden Konsequenzen (Sachen wie Ehe, Scheidung, Unterhalt, Wehrpflicht etc).

2.Aufhebung
 des
 TSG
 als
 Sondergesetz
 und
 Integration
 notwendiger
 Regelungen
 in

bestehendes
Recht;
Transsexualität ist eine biologische geschlechtliche Besonderheit, die zum Glück sehr selten ist. Daher alleine bedarf es keines Gesetzes für alle. Davon ab, was sagt denn das übrige bestehende Recht? Das Namensänderungsgesetz regelt, dass Namen nur dann änderbar sind, falls man heiratet, bei Einbürgerung, oder bei Unzumutbarkeit. Und alle diese 3 Fälle muss der Antragsteller auch beweisen. Wer einbürgert, kann einen alten Pass vorzeigen, wer einen unzumutbaren Namen hat, kann den nennen und den Antrag begründen, wer heiratet, kann Unterlagen dafür vorlegen. Das NamÄndG hat eben keine Ausnahme für Transsexualität vorgesehen. Das tut NUR das TSG. Und na klaro muss der Antragsteller den Antrag begründen und beweisen, denn der stellt ja den Antrag...

3.Anstelle
 des
 gerichtlichen 
Verfahrens
 Änderung 
des
 Vornamens
 und
 des 
Personenstandes

auf
 Antrag 
bei
 der 
für das 
Personenstandswesen 
zuständigen
 Behörde;
Auf Grund welcher anderen Erkenntnisse, als das, was jeder sieht und der Arzt nach der Geburt schon gesagt hat, sollte man denn so einen Antrag stellen oder begründen, außer, dass man sagt, dass man das anders sieht und das auch belegen kann? Und wie außer mit einem Gutachten oder wie auch immer man es nennt soll man das tun? Nur, weil wer gerade mal meint, Mann oder Frau zu sein? Wenn also alle hungernden Schwarzafrikaner träumen oder behaupten, sie wären Deutsche, gibst du denen dann allen sofort vorbehaltlos ohne Prüfung einen Pass?

5.Rechtliche
Absicherung
der
Leistungspflicht
der
Krankenkassen
Die Kostenübernahme regelt sich darüber, dass Transsexualität eine anerkannte Krankheit oder ein anderes anerkanntes gesundheitsrelevantes Problem ist, weil es im ICD10 steht und von der WHO so eingestuft wird.

Auch die Einordnung im ICD-10 unter Kapitel V F00-F99   Psychische und Verhaltensstörungen ist doch äußerst fraglich.

Einordnen könnte man Trans* z.B. auch hier.Z70-Z76
   Personen, die das Gesundheitswesen aus sonstigen Gründen in Anspruch nehmen
Es steht unter F, weil es ein psychisch relevantes Problem ist, welches momentan nur psychisch diagnostizierbar ist. Eigentlich aber, da hast du völlig Recht, wäre es ein medizinisches Problem. Die Medizin aber findet nichts, die Ursachen von Transsexualität sind nicht im Detail geklärt und auslösende Gene dafür kennt man gar nicht. Unter welcher medizinischen Kennung willst du es dann listen? Transsexuelle wurden doch genau deswegen für balla gehalten, weil Medizin nichts findet. Da traue ich Psychologen allemal mehr. Davon ab, die Diagnose macht der Psycho, die Hormone ein Arzt, den neuen Körper die Chirurgie. Fällt dir da was auf? Das Problem tickt ganz massiv interdisziplinär, das ICD10 denkt so aber nicht. Also kann auch gar kein Buchstabe passen. Z böte sich dem Titel der Kategorie nach an, war ich auch schon einmal dafür. Aber wenn du guckst, was unter Z dann wirklich gelistet wird, ist das so weit weg, wie nur was. Davon ab, es ist doch nur ein scheiß Buchstabe, genau wie eine ungrade Hausnummer, ein amtliches Nummernschild mit einem E und einer 1, völlig schnurz. Ich dachte, da leidet wer unter dem falschen Körper... dann ist doch wohl egal, wie der Kennbuchstabe heißt, da nimmt man, was man an Körper kriegen kann....

Zitat
Oder meine Freundin. Deren Chirurg ist absolute Oberklasse, ich habe ihr Ergebnis gesehen, authentischer in Funktion und Optik geht es nicht mehr. Meine Freundin ist mittlerweile glücklich und froh bei ihrem Chirurgen gewesen zu sein und auch ihren Therapeuten kenne ich, ein sehr beruhigender einfühlsamer Mann.
Da ich besagte Freundin zufällig kenne...  :) Der Chirurg hat etwa 2000 Patienten zur Frau operiert. Nur eine davon hat sich nach bestem Wissen der Klinik bisher umgebracht, weil sie die Operation danach bedauert hat und alles war falsch. Nummer zwei ist gerade dabei. 100% Sicherheit gibt es also nicht, obwohl der Arzt nur operiert, wenn ein qualifizierter Psychologe, Psychiater oder Sexualtherapeut zum nationalen Weg (bei mir: Psycho, 2 Gutachter) noch einmal schriftlich bescheinigt, dass die Diagnose stimmt und die Operation für das Langzeitwohl absolut nötig ist, 3fach gemoppelt deutsches Recht, internationale Behandlungsstandards, thailändisches Recht, dort nochmal Gespräch mit einem Psycho obendrauf. Dennoch ist 1 Fall unter 1000 dabei, wo es falsch war. Was meinst du, wie hoch die Quote wäre, wenn jeder, der gerade mal ein Genital probieren will, da völlig frei von Diagnose und Vernunft einen Termin machen könnte und dann operiert, bevor er denkt...
Dazu kommt noch, dass Transsexuelle auch eine Verantwortung denen gegenüber haben, die helfen. Besagte Nummer 2 auf der Selbstmordliste ist seit einigen Wochen übrigens der Ansicht, dass der Chirurg ihr was angetan hat (obwohl sie da schriftlich erlaubt drum gebeten hat), all das war der größte Fehler ihres Lebens und vorher war sie komplett und glücklich. Kann ja nicht, und wenn doch, dann frage ich mich, welcher Volltrottel der ein Eignungsschreiben für die Operation unterschrieben hat. Aber was meinst du, wie viele sich dann vertun, wenn gar niemand mal eben ein Auge drauf hat... Verschlimmernd kommt hinzu, dass man zumindest hierzulande bei bestimmten Voraussetzungen dann wenn man sich selber vertan hat, sogar noch den Chirurg verklagen kann. Dann bleiben bald keine Chirurgen mehr für die, die wirklich betroffen sind.

Ich kann dir nur sagen, wie es mir auf dem Weg in den Operationssaal ging, Minuten bevor der Penis weggemacht wurde. Ich war total hilflos ob der Tragweite dessen, was ich da tue, völlig verzweifelt, dass das nötig ist, den Tränen nah, da ein Organ abschlachten lassen zu müssen, nur, weil es anders nicht geht und Körperchen kann es selber nicht reparieren, und ich wusste, wenn das falsch ist, bleibt mein Sitz auf dem Rückflug leer, und falls ich mich vertue, habe ich meinen Körper gebeten, mir zu verzeihen (nur, damit ich ihn dann auch noch umbringen müsste)... Ich konnte es, weil ich an meinen Psycho gedacht habe (der zu Hause gerade noch im deutschen Tiefschlaf war) und an alles, was wir in über 3 Jahren Therapie besprochen haben, immer und immer wieder, und ich habe an die zwei Gutachter gedacht, die das auch so sahen, wovon einer übrigens ein Arsch mit Ohren war!!, aber umso wertvoller war seine gleiche Ansicht sogar. Und ich wusste, dass ich ALLES erdenklich Mögliche getan habe, um bei nicht existenter 100% Sicherheit wenigstens soweit sicher zu sein, wie rational eben machbar.

Offline mihi

  • Frau nach NIBD
  • Inventar
  • *
  • Beiträge: 848
Diese Seite tsgreform ist doch schon älter? Beim kurzen Draufgucken hatte ich auch nicht den Eindruck, daß sich da jüngst etwas geändert hat.

Ich wiederhole jetzt mal nicht, was er und Gollum an wichtigen Kommentaren dazu gegeben haben, sondern beschränke mich mal auf einzelne Punkte.

Ich bin absolut uneingeschränkt FÜR Begutachtung.
Ich nicht. Bei dem Begutachtungsthema geht es zuerst einmal ums Geld. Es ist völlig überteuert. Die Kosten sind nicht vorhersehbar und übersteigen übliche Verwaltungskosten bei weitem.

Ich habe eine Kostenübernahmezusage für die gaOP von der Krankenkasse. Dafür habe ich mich auch von einem Gutachter untersuchen lassen müssen. Nur hat das eben die Krankenkasse bezahlt. Und es reichte einer.

Jetzt muß ich wegen der VÄ/PÄ zu zwei weiteren Gutachtern. Gut, der eine war mit dem für die Krankenkasse identisch, und er hat auch seine Akte wiedergefunden. Das geht noch. Der andere hat angeblich gerade keine Zeit zum Begutachten, und da muß ich warten. Womöglich so lange, daß ich dann schon operiert bin, wenn ich dort hingehe.

Es ist nicht falsch, wenn die Leute zum Arzt/Psychologen müssen, bevor etwas unwiederbringliches passiert, aber 1000 bis 5000 EUR dafür müssen nicht sein.

Ich bin ganz ausdrücklich noch viel mehr FÜR Begutachtung im Anblick von Genitaloperation und das unter dem Hinweis darauf, dass ich den Schritt hinter mir habe, die meisten "Aktivisten", die Regelungen lockern wollen, aber eben nicht -oder die sind selbst gar nicht betroffen. Genitaloperation ist ein Schritt so immens groß in der Tragweite, dass jedes gesund tickende Gehirn über jede Möglichkeit der weiteren Absicherung nur froh sein kann. Wer es nicht ist, der tickt nicht sauber und ist für diese Operation in keinster Weise geeignet. Weshalb diese Leute sich ja auch darüber nicht mit ihren Zweifeln beschäftigen wollen, indem sie Regelungen kippen wollen. Und hinterher ist das Genital weg und das Geheule groß...

Hier ist Begutachtung (oder besser Diagnostik) schon eher sinnvoll. Da kann ich nur zustimmen. Leute mit Psychosen sind typischerweise nicht einsichtig. Und das sind die, die es irgendwann bereuen könnten.

Es gibt nur zwei Geschlechter, Mann und Frau. Dass die Natur da Fehler macht, körperlich (Zwittertum) wie seelisch (Transsexualität), ist schlimm genug, aber den Fehler noch kulturell weiter spinnen bin ich ganz massiv dagegen.

Die Natur an sich kann keine Fehler machen. Es kommt da nicht auf den Einzelnen und seine Probleme an, es genügt, wenn die Menschheit insgesamt überleben kann. Aber Du bist ungerecht, Gollum. Du beanspruchst Akzeptanz für Deine Transsexualität, gewährst das aber Menschen mit unklarer Geschlechtszuordnung (körperlich oder geistig) nicht. Es gibt nun mal Menschen, die können sich weder mit dem Mannsein noch mit dem Frausein identifizieren. Auch das muß man respektieren.

Meinetwegen können wir gerne 4 Geschlechter raus machen, Mann, Frau, dazwischen (Körper), dazwischen (Psyche). Mann und Frau sollte sich nur der nennen, der sich auch im gebürtig unterschiedenen Sinne mit dem Wort identifiziert, und das tun "Shemales als Endziel" und "Hefemales als Endziel" nicht.

Du bist doch Biologin? Du weißt doch, daß es Grenzbereiche gibt, wo das Einordnen schwierig wird.

Intersexuelle haben im TSG nichts zu suchen und brauchen ein ISG. Körperliches Zwittertum hat mit geistigem Zwittertum keine gemeinsame Ursache

Das sehe ich anders. Körperlich intersexuell kann man aus ganz unterschiedlichen Gründen sein. Die verschiedenen Ursachen dort haben so schon kaum etwas miteinander zu tun. Dagegen haben nicht wenige Transsexuelle auch irgendwelche körperlichen Auffälligkeiten. Die für Transsexualität möglicherweise relevanten Genfehler werden nicht untersucht. Es wird auch kein Monatsprofil der gnRH-Ausschüttung gemacht. Nichtmal bei allen wird eine Chromosomenanalyse durchgeführt. Als transsexuell gelten einfach alle die, bei denen man mit billigen, leicht verfügbaren Untersuchungsmethoden keine köperlichen Symptome gefunden hat.

Intersexuelle brauchen ihren Status eigentlich nicht gutachterlich nachweisen, da ihn jeder sehen kann.

Ich kenne zwei Leute, die von sich sagen, daß sie einen XXY-Chromosomensatz haben, und "jeder" sieht da nichts. Die sind auch als Transsexuelle behandelt und operiert worden.

Wo bitte wird wer vom TSG diskriminiert?

Wenn ich einen Waffenschein will, brauche ich nicht einmal ein Gutachten. Und ist es normal, eine Flinte haben zu wollen? Eher nicht, wenn man nicht gerade Jäger ist.

Diskriminiert wird man durch den entwürdigenden Ablauf, durch die Tatsache, daß man zwei Gutachten anstelle eines medizinischen Befunds braucht, und durch die Kosten.

Jeder weiß außerdem, daß die Gutachter die laut TSG zu klärenden Fragen bei wirklich ehrlicher Betrachtung nicht beantworten können.

ALLE haben sich dahingehend geäußert, dass die deutsche Lage im Vergleich supergut ist. Wir kriegen Behandlung und Kostenübernahme und dürfen Name und Geschlecht ändern, wogegen anderswo Betroffene auf Name und Titel zeitlebens sitzen bleiben, keine Behandlung existiert,

Daran wiederum zu erinnern, kann auch nicht schaden. Im Gegenteil, man sollte sollte diese Tatsache immer mal wieder betonen.

Mihi

Offline Gollum

  • Ex-Member
  • Fest verwurzelt
  • *******
  • Beiträge: 4.475
geht es zuerst einmal ums Geld. Es ist völlig überteuert.
Ist es auch. Das spricht aber nicht gehen die Idee, sondern nur dagegen, wie sie vom Staat und von Kostenverordnungen pervertiert wird. Alleine schon falsch ist, dass Gutachter per Seite Text bezahlt werden. Und auch 10 Seiten davon können keine 1000€ wert sein... Aufgeräumt werden muss hier aber die Gebürenverordnung und nicht das TSG. Genauso überteuert ist auch der sogenannte "Streitwert" von mehreren Tausend Euro. Als ob, wenn sich zwei streiten "ich bin Frau - nein, bist du nicht - doch - nein - doch" so ein "Sachschaden" entstünde...

Aber Du bist ungerecht, Gollum. Du beanspruchst Akzeptanz für Deine Transsexualität, gewährst das aber Menschen mit unklarer Geschlechtszuordnung (körperlich oder geistig) nicht. Es gibt nun mal Menschen, die können sich weder mit dem Mannsein noch mit dem Frausein identifizieren. Auch das muß man respektieren.
Wenn sich jemand ausdrücklich nicht eindeutig mit den Titeln identifiziert,
warum zum Henker will er dann auf einen eindeutigen Titel pochen?!? ;)
(vor allem noch, vom einen falschen zum anderen eindeutigen, auch falschen)

Zitat
Intersexuelle brauchen ihren Status eigentlich nicht gutachterlich nachweisen, da ihn jeder sehen kann.
Ich kenne zwei Leute, die von sich sagen, daß sie einen XXY-Chromosomensatz haben, und "jeder" sieht da nichts. Die sind auch als Transsexuelle behandelt und operiert worden.

Ist mir gerade entgangen, aber Mihi hat recht. Es gibt intersexuelle "Phänomene", die eben nach außen nicht sichtbar sind und sich nur im Chromosomensatz widerspiegeln.
Ein Chromosomensatz ist doch ein für jeden sichtbarer Beweis ! ;)

Offline Aurora85

  • Ex-Member
  • Profi
  • *****
  • Beiträge: 371
Huhu,

stören mich andere Sachen viel mehr, wohl wissend, dass mich das unbeliebt macht
warum denkst du das eigentlich immer? Selbst wenn man mal abweichende Meinungen hat, Meinungsfreiheit und Meinungspluralismus sind wohl die Grundlagen eines jeden funktionierenden Forums.

In diesem Sinne folgt jetzt meine bescheidene Meinung zum Thema. Ich schreib auch über einige Dinge, die im TSG gar nicht geregelt sind. Aber irgendwie hängt ja alles miteinander zusammen. Ums mir einfacher zu machen, hab ich die ganze Betrachtung auf Transfrauen eingeschränkt. Seht es mir nach Jungs ;).

1. Das Recht auf Selbstbestimmung
Das Recht auf Selbstbestimmung ist ein elementares Menschenrecht. Ich habe zunächst einmal das Recht, mit meinem Körper zu tun und zu lassen, was ich will, so wie mich auch niemand an Schönheits-OPs oder sogar irgendwelchem skurilem Body Modification-Kram hindern kann. Das Recht auf Selbstbestimmung darf auch nicht dadurch ausgehebelt werden, dass im Vorhinein implizit erst mal in den Raum geworfen wird, die betreffende Person könnte ja psychisch krank sein. Zum Recht auf Selbstbestimmung gehört es im Übrigen auch, Fehler machen zu dürfen. Ein TSG muss sich an diesen Prämissen orientieren.

2. Therapeutische Begleitung
Eine therapeutische Begleitung ist erforderlich, um differentialdiagnostisch verborgene psychische Krankheiten auszuschließen, die potentiell tatsächlich eine TS vorgaukeln können. Wobei ich der Meinung bin, dass die Anzahl an solchen Fällen nicht so hoch ist. Wichtig ist die therapeutische Begleitung aber auch aus folgendem Grund: TS, die soweit sind, die Thera zu beginnen, sind aufgrund des Leidensdrucks und der damit einhergehenden psychischen Probleme nicht selten psychisch angeschlagen. Die therapeutische Begleitung kann dann zur Stabilisierung beitragen und die notwendige Transition in geregelte Bahnen lenken. Eine gewisse psychische Stabilität ist für die HRT erforderlich (v.a. mit Androcur kann es zu Problemen kommen).

3. Alltagserprobung/Beginn der HRT
Die Rahmenbedingungen für die Alltagserprobung können vom Psycho ja sehr variabel (man kann auch sagen: willkürlich) gestaltet werden. Ob die Alltagserprobung positiv oder negativ ausfällt, hängt meines Erachtens auch sehr mit der Lesart von Alltagserprobung (und damit wieder dem Psycho) zusammen. Ich schreibe daher auch immer Alltagserprobung und nicht Alltagstest, weil "Test" meiner Meinung nach negativ konnotiert ist. Für mich geht es in der Alltagserprobung darum, mich als Frau zu erfahren und auszuprobieren, und einen gewissen Teil des Alltags zu leben, soweit es in der derzeitigen Situation sinnvoll ist. Eine fein dosierte, schrittweise Alltagserprobung ist meiner Meinung nach die beste. Es darf meiner Meinung nach nicht darum gehen, mit dem anfangs meist limitiertem Passing einen großen Teil des Alltags als Frau zu leben, Stigma, Gafferei und evt. auch Pöbeleien wegzustecken und dem Thera damit die Lebbarkeit zu beweisen. Was die Alltagserprobung angeht, scheint sich in den letzten Jahren aber einiges zum Positiven entwickelt zu haben. Dass TF mit mauem Passing zum Fulltime-Alltagstest gedrängt werden, scheint nicht mehr vorzukommen.

Meiner Meinung nach ist es wichtig, dass TS möglichst rasch die Möglichkeit erhalten, ein möglichst gutes Passing zu erzielen. Bei Hormonen darf man nicht erwarten, dass nach der Beginn der HRT die gute Fee vorbeikommt und in wenigen Wochen einen weiblichen Körper zaubert. Eine TF, die das denkt, gibt sich Illusionen hin. Nichtsdestotrotz ist die HRT ein wichtiges Puzzlestück, was der wahrscheinlichen TF nicht ewig vorenthalten werden darf. Daher halte ich einen Jahr Alltagstest für zu lang. Die HRT sollte zu dem Zeitpunkt beginnen können, wo eine "scheinbare TS" halbwegs sicher ausgeschlossen werden kann. Dabei sollten auch folgende Dinge bedacht werden:

- Das durch TS ausgelöste Missempfinden entsteht auch durch ein empfundenes hormonelles Ungleichgewicht, eine HRT wird daher als seelisch harmonisierend empfunden. Dies wiederum kann zur seelischen Stabilisierung beitragen und damit auch die Transition erleichtern. CIS-Menschen würden nicht so empfinden, wenn sie eine HRT verpasst bekämen. Eine HRT induziert somit keine TS, kann aber ein ergänzender diagnostischer Indikator für TS sein.
- Die Wirkung der HRT ist eine gewisse Zeit lang reversibel. Bis zu ernsthaftem Brustwachstum dauert es etwas und v.a. eine Lipomastie kann sich nach Stopp der E2-Gabe gut zurückbilden. Auch bis zum Eintritt der Zeugungsunfähigkeit dauert es seine Zeit. Davon ab hat der Staat nicht das Recht, meine Zeugungsfähigkeit sicherzustellen (siehe Selbstbestimmung)
- In der Praxis dauert es einige Nachlaufzeit, bis nach der Überweisung an den Endo überhaupt Hormone eingenommen werden können. Wenn es dumm läuft, werden beispielsweise aus 12 Monaten schnell 15 Monate.

Generell denke ich, dass man bei der HRT vom binären Denken wegkommen sollte, also Hormone/Androgenblocker ja oder nein. Es kann durchaus Sinn machen (auch im Sinne der diagnostischen Absicherung), die HRT mit geringeren Dosen und zunächst ohne Androcur zu beginnen und dann schrittweise zu steigern. Im Gegenzug wäre es gut möglich, die HRT früher anzufangen. Es macht evt. auch aus medizinischer Sicht Sinn, mit geringeren Dosen zu beginnen, als den Körper mit E2 zu fluten und sich damit evt. die Rezeptorsensibilität zu ruinieren (übertrieben ausgedrückt).

4. Begutachtung für PÄ und GaOP
Halte ich nicht prinzipiell für falsch und sollte Bestandteil der PÄ bleiben. Ich finde die Haltung aber falsch, so zu tun, als könne da ein Gutachter mal eben in uns hineinsehen und glasklar die Frau erkennen. Das hat etwas von Halbgott in weiß, nur dass der Kittel fehlt. Der begleitende Psycho kann das beurteilen, denn der kennt seine "Patientin" an dem Punkt schon eine lange Zeit und hat auch die Entwicklung miterlebt. Externe Gutachter sehe ich hingegen etwas skeptisch. Und wie hier schon angeklungen ist: Es darf nicht der Anspruch sein, eine absolute Sicherheit sicherzustellen, denn die kann es aus Prinzip nicht geben. Letztlich kommt hier wieder das Grundprinzip der Selbstbestimmung und Eigenverantwortung zum tragen. Sicherheit erhalte ich nur durch die Bereitschaft, fortlaufend über mich nachzudenken und die eigene Entwicklung zu reflektieren. Dass wir (sofern keine Prozesskostenhilfe greift) nicht unerhebliche Kosten für die PÄ tragen müssen, ist diskriminierend und ein Unding.

5. OP-Zwang für PÄ
Würde ich persönlich für falsch und einen Rückschritt halten und zwar aus einer Menge an Gründen:

- Auch eine Neovagina ist nur ein Kompromiss. Wie man diesen Kompromiss bewertet ist letztlich subjektiv. Da fixe Maßstäbe anzulegen, würde in Willkür enden. Gollum würde sicherlich sagen, dass eine penile Inversion ein NoGo ist, Suporn einer nativen Vagina aber ausreichend nahe kommt. Ist auch völlig ok, so zu denken. Man darf aber zum Beispiel nie vergessen, dass eine Neovagina lebenslang dilatiert werden muss, wenngleich später mit größeren zeitlichen Abständen. Aber allein diese lebenslange Dilatierpflicht kann eine Transfrau daran hindern, die Neovagina als Teil ihrer Selbst und passende physische Entsprechung ihres inneren Empfindens zu akzeptieren. Ich jedenfalls könnte ihr nicht ins Gesicht sagen: Tja, wenn du damit nicht klarkommst, dann bist du keine Frau. Solange wir nicht eine Vagina bekommen können, die einer Frau mit totaler Androgenresistenz entspricht (natürliche, blind endende Vagina), solange wird eine Neovagina immer ein Kompromiss sein, der subjektiv bewertet wird.

- Es gibt viele weitere nachvollziehbare Gründe, eine GaOP nicht durchzuführen. Natürlich vor allem gesundheitliche Gründe, aber auch andere. Sollte eine GaOP den aktuellen Job gefährden, so ist auch das ein Grund, die GaOP mitunter längerfristig aufzuschieben. Es ist nun mal gesellschaftliche Realität, dass man häufig nicht mal eben einen neuen Job in vergleichbarer Position findet. Vor solchen Dingen darf man nicht die Augen verschließen. Auch OP-Angst kann ein Grund sein...es gibt sicher viele weitere.

Daraus resultiert folgendes Problem, über das ich vor einigen Wochen schon mal eine interessante Diskussion hatte: Wie soll man objektiv bestimmen, was davon nachvollziehbare und was nicht nachvollziehbare Gründe sind? Soll der Staat da als moralische Instanz fungieren? Die Abgrenzung würde zwangsläufig willkürlich werden.

- Eine zu starke Fokussierung auf das primäre Geschlechtsorgan als Determinante für die Geschlechtszugehörigkeit. Damit möchte ich ausdrücklich NICHT sagen, dass diejenigen, welche für einen OP-Zwang sind, eine Genitalfixierung haben. Ich tu mich sehr schwer, die rechtliche Geschlechtszugehörigkeit am genitalen Geschlecht festzumachen. Mal ein Beispiel: Ihr seht eine hübsche Transfrau welche nach ihrem Aussehen und der Stimme problemlos stealth leben könnte, die aber keine GaOP hat machen lassen. Fändet ihr es passend, wenn dieses Mädel dann als Herr Clara Mustermann angesprochen wird? Genau das wäre die Konsequenz aus einem OP-Zwang. Polemisch gesprochen hätten dann diejenigen Transfrauen Recht, welche ihr Passing vernachlässigen und sich nach der GaOP adhoc mal eben als Frau sehen.

Es ist nun mal so, dass unsere Sprache nur eine binäre Geschlechtszugehörigkeit kennt. Entweder man ist Frau, oder man ist eben Mann. Eine TG mit super Passing fällt mit der Gesamtheit ihrer körperlichen Attribute eindeutig in die weibliche Ecke, wenngleich sie nicht eindeutig ist (und das auch nur ohne Kleidung, gesellschaftlich also nicht relevant). Im Inneren sind TS auch nicht eindeutig weiblich, denn genetisches und gonadales Geschlecht werden nie passen. In der Gesellschaft (Spezialfälle wie Schwimmbad mal außer Acht gelassen) werden TG und TS mit gleichem Passing-Level auch gleich weiblich wahrgenommen.

So far my 2 cents... ;)

Liebe Grüße
Isa

Offline mihi

  • Frau nach NIBD
  • Inventar
  • *
  • Beiträge: 848
Was Isa schreibt, sehe ich genau so.

Es würde vollkommen genügen, wenn man sich zu einem Facharzt/Psychologen mit TS-Kenntnissen begeben müßte, der entsprechende Krankheiten ausschließt und dann ein Attest ausstellt, wie es auch genügt, um sich beispielsweise von der Teilnahme an einer Gerichtsverhandlung zu entschuldigen. Mit diesem Attest begibt man sich dann zum Standesamt und läßt den Eintrag gegen eine normale Gebühr ändern. Bei Hartz-IV gibt das Amt etwas dazu.

Die meisten Dinge kann man doch auch so ändern. Manchmal ist Glück erforderlich. Wo es geht:
- Vereinsmitgliedschaft
- Krankenkasse
- Bank (mit Glück)
- Lohnunterlagen, Visitenkarte, Türschild
- Steuererklärung (nur die Antwort kommt auf den alten Namen)
- alltägliche Verträge
- Rentenversicherungsnummer (mit Glück)

Was bleibt?
- Ausweis
- Fahrerlaubnis

Und für diese letzten beiden brauchen wir unbedingt zwei Gutachten und 1200,-- bis 5000,-- EUR?!

Ach so, die Fahrerlaubnis. Ich fahre ja nun sehr gesittet, aber ab und zu gerate auch ich in eine Radarfalle. So haben im Laufe der letzten vier Jahre einige Behörden vergeblich nach der Freundin des Herrn R. gesucht, die gefahren ist.

Und denken wir mal an die Transvestiten. Das betrifft uns zwar nicht direkt, aber man kann es ja mal betrachten. Was die tun, liegt vollkommen im Rahmen des Grundgesetzes. Aber sie werden erheblich darin eingeschränkt, weil sie z.B. eine Kredit/EC-Karte mit männlichem Namen vorzeigen müssen. Und es ist ungerecht (Gleichheitsgrundsatz Art. 3 GG), denn ein Schriftsteller kann sich problemlos eine Kreditkarte auf sein Pseudonym ausstellen lassen. Eine Diva kann das auch. Auch wir hätten es am Anfang unseres Weges einfacher, wenn das auch für "normale" Leute ginge.

Was die ICD-Einordnung betrifft: Ich würde Transsexualität nicht komplett streichen. Es ist nun einmal eine Situation, wo man medizinische Behandlung braucht. Ich würde es auch nicht unter Z einordnen, wie hier vorgeschlagen wurde. Ich finde, es gehört unter Q, weil es angeboren ist. Und wenn ihr mich fragt, so glaube ich (oder besser: würde vermuten), daß es zwei Arten von Transsexualität gibt, die mit denselben Symptomen einhergehen: zum einen eine embryonale Entwicklungsstörung (wie es auch bei anderen Organen gibt; evt. bedingt durch Abweichungen in der Hormonkonzentration in bestimmten Entwicklungsabschnitten) und zum anderen ein Chromosomenfehler (verdächtig sind da die Hormonrezeptorengene).

Mihi

Offline Gollum

  • Ex-Member
  • Fest verwurzelt
  • *******
  • Beiträge: 4.475
Huhu,

stören mich andere Sachen viel mehr, wohl wissend, dass mich das unbeliebt macht
warum denkst du das eigentlich immer? Selbst wenn man mal abweichende Meinungen hat, Meinungsfreiheit und Meinungspluralismus sind wohl die Grundlagen eines jeden funktionierenden Forums.
Ich denke das, weil es so ist. Und wenn du dieses Forum als funktionierend ansiehst, dann, weil du nicht lange genug hier bist, um das "alte Admin Team" zu kennen, das bestand nämlich aus ihm und einen Möchtegerne-Diktator, der Meinungen editiert hat, Information blockiert hat, mich aus dem Forum raustreiben wollte, bei einem Login-Problem geholfen hat, dass sich mein Login-Problem auch ja nicht so schnell behebt, damit ich auch ja weiter nicht rein komme, und schließlich wollte besagte Person mit sperren, weil ich sie darüber aufgeklärt habe, dass sie über bestimmte OP-Techniken Unsinn erzählt. Warum das alles? Erstens weil ein Quacksalber als dumm entlarvt wurde, sobald mal wer Ahnung hat, und zweitens aus purem Neidhass, weil da wer mit seinem OP Ergebnis nicht im Reinen ist, weil sie selber nach Thailand wollte und nur zu dumm dazu war. Weil man sich auch auf diesem Forum bis vor einem Jahr noch als OP-fixiert titulieren lassen musste, wenn man ganz ändern will, wie in vielen Foren. Frag ihn mal, wie viele Themen er schon im f2m Portal geblockt gekriegt hat oder wie oft er da schon rausgeflogen ist, für seine legale Meinung, nur, weil bestimmte "Tendenzen in der Szene" bestimmte Ansichten nicht wollen. Genauso habe ich in einer bestimmten Support Gruppe, wo eine Patientin eines Arztes auf einmal abstruse Beschuldigungen dem Chirurg gegenüber äußert, ein Jahr nach ihrer freien Entscheidung, die OP zu machen und ein halbes Jahr nach ihrer freien Entscheidung, die Vagina zuwachsen zu lassen., ganz glasklar gesagt, dass es so eine dumme Scheiße bei mir nicht gibt, weil ich sie vor Halbjahresfrist glasklar darüber aufgeklärt habe, was die Konsequenzen sind (keine Vagina, Körper irreversibel geschädigt, inkomplett außer über chirurgisches Opfern weiterer Organe). Nun behauptet sie, ihr Chirurg hätte ihr was gegen ihre Überzeugung angetan und macht einen auf Mitleid und Aufmerksamkeitshure (Zitat "now I lay me down to sleep, pray my lord my soul to keep" - kein Witz), und sie behauptet, sie war vorher komplett und glücklich. Darauf habe ich ihr gesagt, dass sie ihren dummen Arsch zum Psycho schwingen soll, und sich überlegen kann, a) den inkompletten Zustand zu akzeptieren einschließlich Verursacher der Lage, oder dass b) mindestens 2 OP-Methoden eine verlorene Vagina ersetzen können und dann soll sie sehen, wie sie diesmal besser auf das Organ aufpasst, oder wenn sie c) "vorher glücklich und komplett" war, soll sie den Transmann Weg gehen. Alles 1:1 die Lage, aber glaube mal, dass du dafür massive Anfeindungen kriegst, von anderen Leuten, die sich auch nicht sicher sind und nur einen Sündenbock brauchen für das Selbstbelügen. So sieht die Wahrheit über die "Szene 2014" aus. Jede Wahrheit ist unpopulär in einem Milieu, wo sich 80% selbst betuppen und dann von Heilung, Suizidgefahr oder sonstwem dabei ertappt werden, dass was nicht läuft, und dann alle Regeln abschaffen wollen, als hätte das irgendwas besser gemacht.

Aber wir kommen hier vom Thema ab....

Es darf meiner Meinung nach nicht darum gehen, mit dem anfangs meist limitiertem Passing einen großen Teil des Alltags als Frau zu leben, Stigma, Gafferei und evt. auch Pöbeleien wegzustecken und dem Thera damit die Lebbarkeit zu beweisen.
Wobei ich mehrere Leute kenne, denen das wenn dann nur deshalb passiert, weil sie diesen Weg selber wählen à la "ich mache mal erst die OPs und Passing kümmere ich mich später drum", was genau das ist, wie man es nicht tun sollte. Aber letztendlich muss das jeder selber wissen, ich würde es nicht riskieren und zumindest mein Psycho würde da auch nicht mitspielen.

Die HRT sollte zu dem Zeitpunkt beginnen können, wo eine "scheinbare TS" halbwegs sicher ausgeschlossen werden kann.
Ja, weshalb ja auch das Probejahr nur Richtwert ist und frei vom Psycho verhandelbar. Normal reicht einem erfahrenen Psycho soweit probeleben, dass er sieht, dass es in anderer Rolle und anderem Körper (egal wie echt) besser geht. Das übrigens ist auch der einzige effektiv halbwegs greifbare Positiv-Beweis für Transsexualität, wenn man es mal so sieht.

Es würde vollkommen genügen, wenn man sich zu einem Facharzt/Psychologen mit TS-Kenntnissen begeben müßte, der entsprechende Krankheiten ausschließt und dann ein Attest ausstellt, wie es auch genügt, um sich beispielsweise von der Teilnahme an einer Gerichtsverhandlung zu entschuldigen.
Wobei Transsexualität eben daher anders ist, als dass es die einzige Krankheit ist, deren Heilung(?) einen Personstandsentscheid bedarf.... und nur da kommen ja die beiden Gutachter und das Amtsgericht ins Spiel

wenn ihr mich fragt, so glaube ich (oder besser: würde vermuten), daß es zwei Arten von Transsexualität gibt, die mit denselben Symptomen einhergehen: zum einen eine embryonale Entwicklungsstörung (wie es auch bei anderen Organen gibt; evt. bedingt durch Abweichungen in der Hormonkonzentration in bestimmten Entwicklungsabschnitten)
Wahrscheinlich gibt es auch verschiedene Ursachen, die Transsexualität auslösen können. Auch, wenn man eine pränatale Prägung als gesichert ansieht, an der Dutzende oder tausende Gene beteiligt sein mögen, gibt es logisch betrachtet viele Gene oder Kombinationen, die dazu sorgen können, dass was nicht passt. Und ob es vererbt wird oder spontan mutativ immer neu entsteht, weiß ja auch keiner, weshalb es auch so schnell keinen Gentest geben kann...

und zum anderen ein Chromosomenfehler (verdächtig sind da die Hormonrezeptorengene).
Kann schon sein, wobei ich nicht auf kaputte Chromosomen als solches tippen würde, die sind recht leicht aufzufinden, teils reicht dafür schon ein Karyogramm wie zu AnnoTobak. Ich würde eher auf einzelne Gene tippen. Und ja, genau an bestimmten Androgenrezeptoren ist man längst fündig geworden, denn da haben Transfrauen an bestimmten Genen signifikant auffällig oft bestimmte repetitive Gensequenzen, die da einfach nicht hingehören. Nur solange man nicht weiß, was das genau ändert, oder wofür so ein Gen überhaupt da ist, geschweige denn, wie es mit dem Rest der DNA harmonieren muss....

Offline mihi

  • Frau nach NIBD
  • Inventar
  • *
  • Beiträge: 848
Ich würde eher auf einzelne Gene tippen.
Das meinte ich. Ich bin da halt nicht so ein Spezialist mit diesen Begriffen.

Mihi

Offline Kim_90

  • Intersex
  • Fuffi
  • *
  • Beiträge: 75
Tolle tiefgründige Diskussionen!


Ich konnte nicht alles tiefgründig lesen, aber in wenigen Punkten möchte ich als IS-Mensch schon etwas dazu schreiben:

Grundsätzlich bin ich auch für ein TSG Gutachten, denn eine wilde rechtliche Geschlechtswechselei würde das Geschlechtsein in Frage stellen.

Allerdings sind die Hürden, die auch TS gehen müssen, zum teil unverschämt teuer und belastend!
1) Ich kenne einige TS, die psychisch fertig sind (logisch bei TS Leiden möglich) und denen das alles eine riesen Hürde ist!!!

2) Vorallem für Transfrauen, finde ich es unverschämt, dass vieles, was für ein nötiges Passing wichtig ist, nicht von der Krankenkasse übernommen wird. Ich denke an FFS (Gesichtsfeminisierung, die sogar ich als IS an einer Stelle vermutlich bräuchte!).

Eine Transfrau, die den Weg soweit geht, wie es ihr von der Krankenkasse bezahlt wird, hat a) nicht mal eine GaOP bestmöglicher medizinischer Technik! Bessere GAOP müssten ja zubezahlt werden...
b) wenn eine Transfrau das durchzieht, kann sie phänotypisch vorallem im höheren Alter immer noch sehr maskulin aussehen, was oft zu RIESEN Gesellschaftlichen Problemen führt!
Sie lebt gefährlich!

Gerade auch du, schwörst auf deine Stealth-Lebensweise.

Das ist für eine Transfrau kaum möglich, wenn sie sich keine FFS und Stimmop leisten kann!

Die Hürden sind teils so teuer und gesundheitlich (manchmal unnötig) belastend, wie es auch Gollum zu ihrer Stimband-OP beschrieb, dass der derzeitige Standartweg absolut
- unzureichenden Support bietet
- Die Transsexuellen manchmal phänotpisch damit NUR so verändert werden, dass sie eigentlich nach beiden Geschlechter phänotypisch aussehen, weil z.B. FFS nicht bezahlt wird. Damit können sie sich in gefährlichen Situationen nicht mal hinter ihrem falschen Körpergeschlecht "verstecken", um Diskriminierung, Morddrohungen, etc. zu entweichen.

Die Umwelt erkennt dann die TS zum Teil.


Bei all den Schwierigkeiten gibt es Transfrauen, die sich das Ziel des TSG Weges sehnlichst wünschen - einen angeglichenen passenden Körper, ABER sie sehen bei ihrer schon psychisch labilen Fassung keine Kraft dazu, haben kein extra-Geld, wenn sie obendrein wissen, dass sie dann das Passing danach nicht erreichen können; dadurch jahrelang einsam und Arbeitslos enden und pleite sind!
"Trümmertransen", den Begriff kennt ihr. Solche echten TS tun mir sehr leid, denn hier hat der Standartweg versagt!

Da spielen dann manche weiter "Mann", um Stulle und Apfel auf dem Teller zu haben!

Und als IS weiß ich, wie scheiße es ist, wenn man weder als Mann, noch als Frau wirklich stealth untergehen kann!



Desweiteren hat Gollum schon recht, dass TS und IS "Fehler" der Natur sind. Man darf nicht vergessen, dass nur gesunde Männer und Frauen miteinander sich fortpflanzen können, etc.

Aber dann wäre auch Homosexualität kein optimaler Zustand. Ist das deshalb krank?

Müssen alle Menschen Kinder bekommen?

Nein! Ergo ist auch IS und TS nicht "krank", aber es ist ein suboptimales Sein, was zu Leiden führen kann und Behandlung bedarf!


Aber genau deshalb spreche ich mich hier gegen eine binäre Geschlechternorm aus! Solange nur zwei Geschlechter angeboten werden, haben auch alle Menschen dazwischen oder TG das Recht, sich einem anderen untern Begutachtung, dass sie diese Eigenschaften (TG/IS) dauerhaft haben, einmalig zuzordnen.

Die Gesellschaft fordert eine zuordnung in einer der Geschlechter, was ich als IS nur zu gut erlebe!

Auch ich muss mich einem zuordnen, egal als was ich mich tatsächlich fühle!


Ergo bin ich grundsätzlich für mehr, als 2 Geschlechter. Natürlich sind Tg dann als etwas anderes einzuordnen, als TS und natürlich sind Vätterinen und Mütterer unter TS nicht zu dulden und gleichzusetzen!

Aber niemand darf es einem IS oder TG verwehren, eine PÄ anzustreben, wenn sie ihre von Geburt an zugeschriebenen Eintag ablehnt!

Man müsste nur endlich mal mehr, als zwei Kategorien anbieten!

Mindestens: Andere, Sonstige oder Keine!
- bis 2014 Leben als androgyner "Junge" bzw. Zwischengeschlecht. Teils schwule Lebensweise angestrebt. Dabei Aufschiebung von Untersuchungen und Leben in eindeutiger weiblicher Rolle.
- seit 2014 im Alltag als Frau, dabei mehr und mehr Unisex und Damensachen und weiblicheres Styling.
- seit 2015 Jobs als Frau, erstmalig vieles Arbeiten
- seit 2015 hin- und wieder Ausprobieren von Hormonen
- seit Frühling 2016 erste Alltagstage, an denen keine fragende Blicke mehr kommen, was ich sei. Somit erstmalig eine eindeutige Rolle und Passing

- aktuell: konstante HRT einstellen
- geplant: leichte Anpassung Kinn und bei sicherem Passing heranwagung GaOP

Offline Tilly Anna

  • Frau nach NIBD
  • Inventar
  • *
  • Beiträge: 626
  • Frau mit TS Vergangenheit
Hallo Kim.

Ich bin bei Deinen Gedankengängen voll mit Dir!
Und ich freue mich, dass du als IS ganz klar sagst wie du die Sache siehst und was du brauchst.

Eines ist doch vollkommen unstrittig, ohne medizinische Hilfe, rechtliche Anerkennung und gesellschaftliche Akzeptanz hätten wir alle lebensbedrohliche Probleme.

Wobei man das ganze sehr vielschichtig sehen muss.
Es fängt schon bei DWT an, Menschen die ihren Fetisch haben und den zu Recht auch ausleben wollen.
Das führt dann weiter zu bunten Vögeln die sich in der Medienwelt und in entsprechenden Clubs tummeln. Natürlich pochen auch die auf gesellschaftliche Akzeptanz.
Weiter dann Menschen die ein Leben mit einer dem Körper entgegengesetzten Geschlechtsrolle brauchen. Was dann aber oft schon äußerliche medizinische Maßnahmen erfordert.
Dann natürlich Menschen die sich klar wurden, dass sie mit dem falschen Geschlecht geboren wurden. Die dann die Last auf sich nehmen das volle Programm durchzuziehen!

Und damit das Ganze nun nicht zu einfach ist, führt für einige der Weg zur Klarheit über die Zwischenstufen.
Und natürlich gibt es Menschen die körperlich, und, oder vom Kopf her dazwischen stehen.
Was anerkannt werden muss!

Das ganze erscheint als ein Gordischer Knoten der kaum zu lösen ist.
Von außen betrachtet "Spinner im Röckchen"! Und ich kann es meinen einfach denkenden Zeitgenossen nicht einmal übel nehmen, wie sollen die da durchblicken?

Ich halte es daher für sehr wichtig, zum einen die Unterschiede klar zu benennen, und zum anderen ein für alle passendes Recht zu haben. Was natürlich auch medizinische Maßnahmen garantieren muss.

Somit will ich auf die Stuttgarter Erklärung verweisen!

Mit liebem Gruß   Tilly Anna



 
2013 Ein schweres Jahr, mit der Erkenntnis: Ich bin eine Frau

12. 2013  Outing in der Familie
 1. 2014  Erste Schritte in die Öffentlichkeit
 3. 2014  Laserepi  Laserzentrum Dr. Raulin Karlsruhe
 5. 2014  Hormone
 7. 2014  Begleitende Therapie  Dr. Nezold Reutlingen
 4. 2015  Rechtlich Frau  Amtsgericht Stuttgart
12. 2015 Nadelepi  Katharina Wolff Bretten
22. 1. 2016  GaOp  Dr. Amend Tübingen
21. 3. 2017  Korrektur Dr. Heß Essen

Lennilein

  • Gast
Irgendwie habe ich den Verdacht, es wird angenommen, diejenigen wie ich zum Beispiel, welche an dem Zweigeschlechtlichen System festhalten, es nicht abändern wollen, es genau so belassen wollen, sind gegen andere Geschlechtlichkeit, was immer unter Geschlechtlichkeit zu verstehen ist.

Dazu positioniere ich mich jetzt. Nein, Intersexuelle Menschen werden nicht von mir weg gestoßen. Voll akzeptiert, Du Kim_90. Kann sein, es liegt an der DDR. Da gab's von vorn herein einen anderen Bezug. Nein Kim, Du must Dich nicht dem binären Zweigeschlechtlichen System anpassen. Du bist da genau so geachtet, wie auch andere Intersexuelle, welche ich persönlich kenne. Ich kenne genug Schwierigkeiten welche IS haben.
Nein, Du musst Dich nicht einordnen. Wozu auch. Dich in irgendeiner Weise irgendwas abzuerkennen, irgendwo hinein zu pressen, fehlt in meiner Psyche.
Bei mir geht es um das Miteinander.
Nein, Du musst überhaupt keine Gefühle unterdrücken. Darfst sein, was Du für dich entscheidest. Da gibt es überhaupt keine Abwertung.

Mir schreibt auch keiner vor, in welche Katekorie ich mich einzuordnen habe, bis auf die Psychiater.
Jede Angleichungsmaßnahme kommt von mir, es ist meine Entscheidung und diese überlasse ich nicht irgendeinem Dritten. Es geht mir nicht darum, mich der Gesellschaft anzupassen. Es geht darum mich anzupassen, wegen des wie es Gollum ausdrückt, inneren Körperlandkarte. Meiner inneren Körperlandkarte. Eine Körperlandkarte, welche mit dem Zweigeschlechtlichen System zu tun hat. Es ist trotzdem mein Bild.
Das zweigeschlechtliche binäre System kennt schon lange andere Geschlechter als nur zwei.
Wie gesagt, ich bin in der DDR aufgewachsen.
Es ist der Kampf von Fanatikern, welche auf der einen Seite alles ablehnen, was irgendwie auch nur den Hauch des anderes seins spüren und der Kampf der anderen Seite welche fanatisch mit dem Zerstören des Zweigeschlechtersystem jede Geschlechtszugehörigkeit auslöschen wollen.

Ganz nach dem "wir sind doch alle gleich", ausradieren jeglichen Unterschieds.

Mein Kampf ist das nicht. Ist es Deiner?

Ziel ist nicht die Angleichung, sondern das Leben selbst.

Ansonsten kann ich zu Deinem Beitrag sagen, es stimmt sehr viel, was Du da schreibst. aber nicht alles.

Es gibt viele TS welche eigene Kinder haben. TS bedeutet nicht zwangsläufig, dass der Körper nicht funktionstüchtig ist. Sexuelle Gelüste gibt es auch bei TS.

Nun einem Transgender mit der Personenstandsänderung die gleichen Rechte auf allen Ebenen zu zugestehen, das wird sehr problematisch.
Zum Beispiel einem Mann den Status Frau anzuerkennen. Bedingungslos, wie es gefordert wird. Einem Mann, welcher den sozialen Status ändert in Frau.

Glaubst Du, seine männliche Sexualität, egal welche Ausrichtung ändert sich, sein sexuelles Verlangen?
Ich jedenfalls habe was dagegen, wenn aufgrund der Personenstandsänderung von Mann in Frau dieser Mann Zutritt zu den Gemächern von Frauen hat. Diesem voll funktionsfähigen männlichen Körper alle Rechte eingeräumt werden. Sexuelle Gelüste sind nicht per Gesetz regelbar. Bei der Sexualität hört die sogenannte Zivilisation auf.

Was dich angeht, da lasse ich dich entscheiden. Es ist praktisch nicht möglich für die nun sich selbst benennenden 60 Geschlechter eigene Toiletten und Umkleideräume zu schaffen.

Welches Geschlecht hättest Du den gern für Dich? Es ist Deine Entscheidung und diese wird akzeptiert, ohne wenn und aber. Egal für was du dich entscheidest, einschließlich der nicht Entscheidung.

Was IS angeht, da gibt es doch seit ein paar Jahren eine Gesetzesänderung. Für IS gibt es von vorn herein mehr als zwei Geschlechter.

Ziel ist nicht die Angleichung, sondern das Leben selbst.

Ja, es gibt die "Trümmertransen", schrecklich. Ja, Dank des Standartweges, Dank der fehlenden begleitenden Psychotherapie.

Weggeschmissen von der Gesellschaft, davon gejagt von Selbsthilfegruppen.

Und da ist noch die Sache mit der Kriminalität. Dazu die sexuelle Kriminalität.

Jeder Person ohne jegliche Beschränkungen den Personenstand und Namen wechseln zu lassen, das wäre bei so mancher Person so richtig willkommen. Ein Freifahrtsbrief. Die Gefängnisse sind voll, und die forensischen Psychiatrien auch.

Auch wenn gesagt wird, es gibt keine perverse Sexualität, ich hab mich überzeugen lassen, es gibt sie.