Moin!
Ich bin Mutter eines Transjungen. Jedenfalls gehe ich stark davon aus, offiziell von psychologischer Seite ist noch nichts bestätigt. Auf jedenfall ist die Geschichte meines Kindes sehr ähnlich wie die der anderen hier. Seitdem sie drei Jahre alt ist trägt sie nur Jungenkleidung, spielt mit Jungskram, zum schwimmen trägt sie ne Badeshorts, bei rosa und Lillyfee kriegt sie das
und und und... Lediglich über Penisbaupläne (die hat sie mit 4 gemacht und waren sehr durchdacht!) habe ich hier noch nichts gelesen.
Am letzten Wochenende kam es bei uns zum Eklat. Wir haben sie nie gezwungen, etwas anzuziehen oder zu tun, was sie nicht wollte. So durfte sie auch immer eine Badeshorts zum Schwimmen anziehen. Die Meinung der anderen Mädchen hat sie herzlich wenig interessiert; zum Glück ist dieses Kind mit einer gesunden Portion Selbstbewusstsein gesegnet.
Wir haben von vornherein abgemacht, das sie besagt Shorts so lange anziehen darf, bis sie anfängt, sich körperlich zu entwickeln. Sie war damit einverstanden, wahrscheinlich, weil es sich noch so weit weg für sie angefühlt hat. Aber nun fängt es so langsam an...
Ein cooler Badeanzug wurde besorgt (schlicht schwarz mit weißen Streifen, also RICHTIG cool!) und das Kind brach weinend zusammen... Sie wolle kein Mädchen sein, keine Brüste bekommen, ihr würde schlecht bei dem Gedanken. Und weinte und weinte und weinte...
Was tut man da als Eltern? Keine Ahnung, auf so eine Situation wird man nicht vorbereitet. Dass einzige, was uns einfiel, war sie in den Arm zu nehmen, sie zu trösten und ihr zu sagen, wie lieb wir sie haben.
Nachdem sie sich ein wenig beruhigt hatte, haben wir sie gefragt, ob es für sie in Ordnung wäre, einen Arzt aufzusuchen, der sich mit Lebenssituationen wie der ihren auskennt und ihr sicherlich auch helfen kann, solche Situationen wie zum Beispiel die "Badeanzug-Affaire" leichter zu meistern. Ihr könnt euch sicherlich das Leuchten auf ihrem Gesicht vorstellen! Wir haben noch eine Menge gesprochen und auch eine Menge geweint. Allerdings nicht aus Trauer, sondern aus Erleichterung. Ich kann nicht mal erahnen, wie viel Ballast ihre kleine Seele nun abwerfen konnte. Am allermeisten berührt hat mich aber, dass sie eine Weile später, nachdem sie noch einmal alleine über alles nachgedacht hat, zu uns kam und sich aus tiefstem Herzen bei uns bedankt hat. (Ich muss schon wieder weinen, wenn ich nur daran denke). Ich wünschte, wir hätten schon früher Hilfe gesucht und uns nicht von unserer Umwelt und Ängsten einlullen lassen...
Wir bemühen uns zur Zeit um einen Termin bei Frau Fahrenkrug. Leider hat sie auch in der nächsten Woche noch Urlaub; es kann also noch dauern, bis wir einen Termin bekommen. Alle Betroffenen hier können sicherlich nachfühlen, wie zermürbend das Ganze vor allem für das Kind ist.
Ich würde ihr gerne erzählen, was dort passiert, wie es ungefähr abläuft, aber habe noch nicht wirklich was gefunden außer dem ganz allgemeinen Kram. Muss man öfter zu ihr? Wird man weiter verwiesen? Kann mir da vielleicht jemand etwas erzählen? Über Antworten würde ich mich wahnsinnig freuen!!
Samsa
PS: Wie sagen immer noch "sie" und ihren Geburtsvornamen. Wir haben sie gefragt, es ist ihr egal. Sie legt keinen Wert darauf, dass wir sie anders nennen.