Hallo ihr Lieben,
Kommt allerdings von meiner Ehrlichkeit her, bei solchen "Extrembeispielen" gruselt es mich wirklich, und daher, dass (wie vor Monaten schon einmal) bei "durch die Blume gesagt" keiner versteht, was ich sage.
Mit der Türe ins Haus fallen, hat jetzt auch nicht so viel gebracht
Ich kann verstehen, dass
dich das gruselt. Das ist vollkommen okay. Es ist nur so, dass sich viele Menschen (allgemein) auch vor TSen gruseln. In beiden Fällen kann es nur die adäquate Reaktion sein, dass die Leute sich sagen: "Ich kann es nicht nachvollziehen, ich würde es nicht so machen, aber das muss jeder selber wissen." (Was in etwa die Reaktion meines Chefs war, auf mein (unfreiwilliges) Outing bei ihm.)
Ich glaube, wenn du sowas gesagt hättest, wie: "Wenn ich Transmann wäre, dann hätte ich keine Schwangerschaft durchgestanden. Da hätte ich mich vor mir selber geekelt.", dann hätte ich, glaube ich, besser verstanden, was du sagen wolltest. Und in dem Punkt sind wir ja auch garnicht so weit auseinander. Wir sind nur unterschiedlich mit diesem Gefühl umgegangen.
Aber wenige machen viel kaputt.
Das
kann so sein. Aber ich würde eher vom Beobachter (Therapeuten, Gutachter, etc.) erwarten, dass diese in der Lage sind zwischen Einzelfällen und der großen Masse (wenn man bei TSen da überhaupt von reden kann) zu unterscheiden.
Wir hatten ja über das "Blöd angemacht werden" gesprochen. Und ich muss sagen, dass sich die Anzahl der Personen, die mich schonmal blöd angemacht haben, sich besonders stark in einer bestimmten ethnischen Gruppe häufen. Aber man kann von mir als aufgeklärtem Menschen erwarten, dass ich weiß, dass sich ein Großteil der Menschen dieser ethnischen Gruppe vollkommen sozial verhalten. Da muss ich dann den Verstand einschalten und kann
nicht durch die Gegend laufen und "Ausländer raus" brüllen.
Und gerade diese Art von Differenzierung erwarte ich von Gutachtern und
besonders von Therapeuten.
Kannst du sonst meine Definitionen verstehen und grundsätzlich aktzeptieren?
Ich denke, ich verstehe dich jetzt und ich kann auch akzeptieren, dass
du diese Definition benutzt. Ich bin an der Stelle nur anderer Meinung. Wir müssen das
nicht weiter ausdiskutieren. Wir können auch diese beiden Meinungen friedlich nebeneinander existieren lassen. Ich möchte trotzdem einmal meine (wenn du so willst) Definition aufschreiben. Vielleicht kann der eine oder andere dieser Definition etwas abgewinnen.
Vielleicht zu Beginn, warum ich die ICD-10 Definition für eine Kapitulation an dem Thema an sich halte. Die ICD-10 soll ja (nur) dafür da sein, zu entscheiden, wer eine medizinische Behandlung bekommt. Und dann steht da:
Es besteht der Wunsch nach chirurgischer und hormoneller Behandlung, um den eigenen Körper dem bevorzugten Geschlecht soweit wie möglich anzugleichen.
Mit anderen Worten steht da, das derjenige eine Behandlung bekommt, der die Wünscht. Das wäre in etwa so -- ja okay... das mit den Analogien ist immer so eine Sache -- als würde man einen Bakteriellen-Infekt darüber definieren, dass der Patient Antibiotika bekommt. Diese Definition sagt halt nichts über die
Symptome oder
Ursachen an sich aus.
Ich verwende die folgende Definition:
Jemand ist transsexuell, wenn er sich mit dem anderen als dem Biologischen Geschlecht identifiziert und sich wünscht, in diesem geboren worden zu sein.
Ich würde jetzt mal behaupten, dass jeder von den hier anwesenden Jungs sich wünscht, er wäre mit Pillemann, und von den Mädels, sie wäre mit Mumu auf die Welt gekommen. Ich denke, wenn bei irgendjemandem von uns eine gute Fee klopfen würde, wir wüssten Alle wofür wir den Wunsch ausgeben würden. Und ich denke, dass gerade das Transsexualität
charakterisiert. Und die Tatsache, dass wir eben nicht so auf die Welt gekommen sind,
bereitet Schmerzen.
Ich finde, dass der Wunsch nach einer OP eben keine gute Charakterisierung ist, da die OP ja eigentlich niemand will. Ich will eine
richtige (funktionierende) Mumu haben und eben nichts, was irgendein Chirurg, heute in der Lage ist, herzustellen. Ich will auch nicht mein Leben lang Tabletten nehmen. Ich will Eierstöcke, die diese Hormone selber produzieren. Jetzt ist natürlich der Punkt, dass ich das niemals bekommen werde, was ich möchte. Deswegen sind für mich Hormone und eine OP der best
mögliche Kompromiss.
Jetzt könnte man sagen, dass aber doch der Wunsch nach einer OP ein guter Indikator sei. Aber an dieser Stelle würde man wieder die Behandlung als Charakterisierung für die "Krankheit" heranziehen. Die Art und Weise, wie jemand mit etwas umgeht, sagt aber nichts darüber aus, wie Derjenige darunter leidet. Und es gibt einige pragmatische Gründe (ich hatte ja schon mehrfach gesagt, dass ich die gesellschaftliche Seite im Blick habe), die Definition so zu wählen, wie ich das getan habe.
Zum einen ist da die gesellschaftliche Akzeptanz. Für mich bedeutet Transsexualität, dass da ein Mann im Frauenkörper oder anders herum steckt. Und wenn sich jemand outet und sagt, dass er trans ist, dann erwarte ich von der Gesellschaft, dass dieser Person sofort als Mann oder Frau
anerkannt wird. Und da finde ich die Frage danach, wie es bei jemandem in der Hose aussieht (oder aussehen wird) vollkommen deplatziert. Bei fast jedem Menschen würde man das als
sexuelle Belästigung auffassen,
aber bei Transsexuellen ist das okay?
Zum anderen wäre die medizinische Frage: Warum soll jemand, der die OP aus irgendwelchen Gründen (z.B. gesundheitliche) nicht machen möchte, keine Hormone und keine Epi bekommen können? Was aber der Fall wäre, wenn man die ICD-10 Definition präzise anwenden würde. Ich möchte, dass die Leute selber entscheiden können, welche Behandlung sie wollen und ich finde, dass aber die Behandlungsart das
das Problem an sich nicht ändert.
Und darum halt der Satz: "Eigendefinition vor Fremddefinition."
¹(Man kann vielleicht meine Definition noch besser formulieren, aber ich hoffe, ich habe in etwa erklärt, was mir wichtig ist.)
Was sind dann Transgender?
Eine Person ist transgender, wenn sie sich keinem der beiden Geschlechter zugehörig fühlt.
Ich finde es durchaus legitim, wenn sich jemand als Transgender (nach dieser Definition) sieht. Und es gibt auch sicher gute Gründe, dass auch diese Menschen bestimmte Behandlung brauchen und bekommen sollten. Aber an der
gesellschaftlichen Frage finde ich alleine entscheidend, wie sich die Person selbst definiert und danach sollte sie dann auch behandelt werden.
Und da gilt es der Gesellschaft klar zu machen, dass eben das Äußere nicht über das Innere entscheidet.
Liebe Grüße,
Hannah
P.S.:
"Treten" ist nicht meine primäre Absicht, obwohl wie gesagt, ich weiß, wie einen Lethargie, Schweinehund und Angst blockieren können, und viele Tritte Anderer in meine Blockaden haben mir geholfen.
Da stimme ich dir zu. Ich habe auch mal hin und wieder einen Tritt gebraucht und auch bekommen. Aber wir
müssen dabei vorsichtig sein, dass wir die Leute nicht verschrecken. Und es gehört auch dazu, dass sich hier jemand mal auskotzen/-heulen muss. Und da gehört einfach ein wenig Vorsicht dazu, zu entscheiden, wann man ein wenig schieben muss und wann man Jemanden einfach (virtuell) in den Arm nimmt.
Und ich wünsche mir einfach, dass auch hier Alle das Gefühl haben, sich einfach mal ausheulen zu können, wenn sie es denn brauchen.
Wie gesagt, bei mir müssten sich hier auch einige massiv entschuldigen, tut aber niemand, ich dagegen tue es, wenn ich die Möglichkeit sehe, dass was nicht okay war. Ich hoffe, du akzeptierst das.
Ist akzeptiert. Ich war mit meinen Aussagen nun auch nicht gerade zimperlich. Aber ich denke, so ist das halt, wenn es mal etwas
leidenschaftlicher wird. Ich möchte jetzt kein allgemeines "Entschuldigung" hinterher schieben, da ich dann ja überhaupt nicht wissen würde, wofür ich mich entschuldige. Darum würde ich dir anbieten, dass du mir eine PN schreiben kannst, wenn du mir sagen möchtest, an welcher Stelle du dich unangemessen behandelt gefühlt hast. Und wir reden da in Ruhe drüber. Ansonsten: Du und der Rest der Leute hier sind schon ganz okay.