Hallo,
ich bin eine mutter in der denkbar verzweifeltsten lage die man sich vorstellen kann, oder eben nicht vorstellen kann...
und genau diese verzweiflung treibt mich heute an.
ich möchte euch gerne von meinem sohn erzählen, er wird nächste woche 6 jahre alt.
kurz nachdem er mit 3 jahren zum ersten mal in den kindergarten ging, wurden wir mit zunehmender häufigkeit darauf
hingewiesen, dass er sich nicht so einfügt wie es sein sollte. er habe kein richtiges (seinem alter entsprechendes) körpergefühl,
seine soziale kompetenz ließe zu wünschen übrig, er könne sich nicht angemessen in die gruppe integrieren.
OMG mein armes kind was habe ich nur falsch gemacht... das kopfkarusell drehte sich sofort mit rasender geschwindigkeit
(ja, so bin ich eben) kaiserschnitt, einzelkind, verzogen, verhätschelt, verweichlicht...?! natülich habe ich sofort zugestimmt
ihm hilfe zu besorgen. also ging es ab zur frühförderung, d.h. psychiologische elterngespräche, psychiologisches gutachten,
ergotherapie, therapeutische betreuung in der kindergartengruppe usw. das alles ging etwa ein jahr lang. für mich stand danach
fest, ist er eben kein geborener wrestler oder fußballgott er ist sehr schlau kannte alle buchstaben mit 4 und fing an zu lesen mit
5 er muss nicht klettern wenn er lieber malt und er muss nicht bagger spielen wenn er lieber tanzen möchte.
die frage warum die kindergärtnerin auf diese art reagiert hatte ist ganz einfach beantwortet: dieses kind fügt sich nicht so leicht
in ein vorgefertigtes raster, die eltern sind nicht ü30 also stimmt doch da etwas nicht! keine zeit für ein kind zu zeigen was so alles
in ihm steckt, keine zeit sich die eltern etwas genauer an zu sehen, keine zeit, keine zeit...
heute fast drei jahre später, sieht die sache anders aus. mein sohn der anfangs besonders unangenehm war, ist nun besonders
besonders. er ist sehr freundlich, hilfsbereit, offen, sanft und sensibel. auch sehr klug und geschickt nur eben nicht typisch.
er malt und bastelt, putzt und kocht in der puppenecke, er bügelt und wäscht und er verkleidet sich gern. als flamenco-tänzerin
zum beispiel, oder als prinzessin, hexe und marienkäfer. am allerliebsten wäre er allerdings eine fee, so eine wie tinkerbell.
und wenn er groß ist, dann wird er eine frau.
tja, was soll ich sagen. warum schreibe ich hier in dieses forum, was geht in meinem kopf gerade vor... im moment weiß ich
ehrlich gesagt auch nicht genau was ich denken soll, es ist als gäbe es zwei welten die eine in der alles ganz normal ist so
wie es ist, unsere welt. und die andere in der mein sohn immer irgendwie anderes war, von dem moment seiner geburt an,
so scheint es mir fand jeder ihn atypisch, die welt aller anderen. was ist jetzt richtig, wie reagiere ich richtig, was ist das richtige
für meinen sohn? kann ich meinem sohn helfen, seine bedürfnisse in verständliche worte zu kleiden ohne ihn in eine richtung
zu drängen? wie helfe ich ihm seinen weg zu finden?
ich weiß auch nicht genau, was ich mir erhoffe, doch ich bin im moment so unwissend und völlig unbeholfen und ich habe
schreckliche angst einen fehler zu machen. genau, ich bin verzweifelt und brauche dringend hilfe!
vielen dank an alle die sich meinen verbalen erguss angetan haben. und noch größeren dank an jeden noch so winzigen
funken info der sich hier auftun mag.
Black Despair