Transsexualität-NIBD

Autor Thema: Uni-Vortrag "Transsexuelle in der heutigen Gesellschaft- Vorurteile und Aktzepta  (Gelesen 4908 mal)

Offline selfmademan

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Ich habe auch noch etwas beizutragen.

Heute habe ich bei der Arbeit erfahren, dass es die Pflegedienstleitung meint, es wäre illegal, am Arbeitsplatz als Mann aufzutreten, und mit entsprechendem Vornamen angesprochen zu werden, bevor ein gerichtlicher Beschluss vorliegt.  :doh:


Wenn man keine Ahnung hat, einfach mal Fresse halten. Solche Unwahrheiten werden nur aus Angst und Bequemlichkeit erzählt. Die sollen sich mal informieren, bevor die so einen Mist erzählen.

Laß Dich nicht abwimmeln und kontere damit, daß Du dann den einen oder anderen Kollegen ja nicht mal mehr mit Spitznamen anreden darfst und woher soll denn ein Außenstehender wissen, ob der Name ein Spitzname oder der neue selbst gewählte männliche Name ist? Kann keiner wissen und den Leuten ist es egal wie andere genannt werden. Also kann man Dich auch ruhig Patrick nennen. Dann ist es halt eben erstmal ein Spitzname, solange bis er offiziell ist.  ;) Dagegen kann auch die Pflegedienstleitung nicht mehr argumentieren. Solche Leute müssen mit Totschlagargumenten an die Wand geredet werden.

Ansonsten ihm anbieten, daß er sich ja in den Akten einen Vermerk machen kann und sich Deinen Ausweis sowie den dgti-Ausweis kopieren und zu den Akten legen kann. Somit kann er immer nachweisen, daß es sich bei Dir und den verschiedenen Namen um ein und diesselbe Person handelt. Dann ist er rechtlich definitiv auf der sicheren Seite.

Offline Patrick Atréju

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Hi Mihi,

klar, ihr habt Recht. Diese dumme Sichtweise der PDL ist mir auch heute erst bekannt geworden. Dagegen werde ich auf jeden Fall vorgehen, bzw. die Sache richtig stellen.

Ich empfinde es einfach als respektlos, wenn ich konsequent mit "falschem" Vornamen angesprochen werde, aus welchen Gründen auch immer.




22.05.2012 Beginn therapeutischer Begleitung wegen TS
22.08.2012 Testo-Start AndroTop Gel 50 mg

Offline mihi

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Mal eine Frage off topic: Wie bekommt man bei so einem Link eigentlich einen richtigen Text in den Text anstelle der Web-Adresse?

Mihi

Offline bea

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Indem Du den Text zwischen zwei URL-Tags schreibst und die URL dem Eingagstag als Parameter gibst. Mach am besten mal ein Zitat vom Beitrag - das siehst Du, wie einfach das kompliziert klingende in Wirklichkeit ist.
Anfang 2005: Versuch, als Crossdresser klarzukommen
Oktober 2005: HRT
Anfang 2006: weitgehend kompletter sozialer Wechsel
2007: VÄ, Orchiektomie und offizieller Beginn der Nadelepi
2008: GA-OP bei Dr. Rossi

Offline mihi

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Da will ich mal wieder zum Thema zurückkommen.

Ich habe großen Respekt vor jedem Einzelnen von euch...davor dass ihr euren Weg gefunden habt oder ihn noch findet.

Ich glaube, die rege Beteiligung zeigt, wie sehr sich jeder einzelne hier nach Verständnis und Akzeptanz sehnt. Gerade, wenn es bei nahen Angehörigen nicht funktioniert.

Ich habe das Gefühl, dass ihr euch eures Körpers und eurer Persönlichkeit besser bewusst seid, als viele viele "Normalsterbliche".
Ich habe durch eure Beiträge wirklich das Gefühl mehr über den Menschen an sich zu lernen.

Gerade die Älteren hier hatten natürlich viel Zeit nachzudenken. Erste erinnerliche Fragen stammen bei mir aus der Grundschulzeit. Warum bin ich ein Junge? Was ist das für ein komischer Zufall? Warum bin ich kein Mädchen? Dazu kommt, daß man den sexuellen Aspekt der Geschlechter in diesem Alter noch gar nicht betrachtet. Es genügt nicht, eine bestimmte körperliche Ausstattung zu haben, man muß damit auch etwas anzufangen wissen. Das lernt man nicht von den Eltern oder in der Schule, das ist ins Gehirn eingeprägt, das muß man einfach wissen. Psychologen sagen, daß der Mensch spätestens mit der Pubertät anfängt, seinen Körper und dessen Empfindungen zu entdecken. Man muß natürlich an der richtigen Stelle suchen. Ich bin gar nicht auf die Idee gekommen, bei mir dort anzufassen, wo bei biologischen Männern eine sexuelle Empfindungsfähigkeit besteht. Ich habe mich mit 40 noch gefragt, wie eigentlich Samenspenden funktionieren.

Manche Dinge habe ich auch gar nicht hinterfragt, über die sich andere vielleicht Gedanken gemacht haben. Warum brauche ich als biologischer Junge einen Mädchennamen? Die Frage habe ich mir damals gar nicht gestellt. Ich habe einfach gesucht.

Auch darüber, warum ich als Kind auf dem Klo sitzend die Beine zusammengedrückt habe, um mir vorzustellen, da ist nichts, habe ich mir damals keine Gedanken gemacht. Immerhin, ich habe nicht versucht, da unten mit dem Küchenmesser Hand an mich zu legen, was auch manche in ihrer kindlichen Verzweiflung machen. Aber ich fand meinen Penis immer eklig. Nun hat das ja auch was mit Ausscheidungen zu tun. Ich dachte also, das finden alle eklig, aber heute weiß ich, normale Jungs/Männer finden das nicht.

Wonach bestimmt sich eigentlich das Geschlecht eines Menschen? Es gibt mehrere Bereiche des Körpers, die sich nach dem Geschlecht unterscheiden:
- Gehirn (Gehirnstruktur, Identität)
- Hormone
- Hoden oder Eierstöcke
- äußere Geschlechtsmerkmale (Aussehen zwischen den Beinen,
  Brüste, Bart, Behaarung am Körper, Haarausfall auf dem Kopf)
- Knochenbau (Breite des Beckens und der Schultern, Schädel)
- Chromosomen
Glücklich ist, wer überall dasselbe Geschlecht hat. Die Hebamme guckt einfach zwischen die Beine, und nicht einmal das ist immer eindeutig. Ich glaube, Maßstab kann nur das Gehirn sein, und was dort drin ist, kann man nur feststellen, indem man fragt. Selbst kleine Kinder wissen das oft schon erstaunlich genau.

Also auch ein großes Dankeschön an dich, Mihi!

Positive Rückmeldungen tun halt einfach gut. Danke. :)

Mihi

Offline JulianNoah

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Zitat
Offiziell ist es eines der (oder das) transfreundlichsten Länder auf der Welt

das finde ich absolut nicht. argentinien ist das coolste land (das ich kenne) in transhinsicht.
ich muss mich mit therapeuten (die es nicht oft in der form 1. kinder&jugendlichen 2. transerfahren 3. in der nähe 4. einen platz frei haben und 5. dem "patienten" sympatisch und vertrauenswürdig ist) rumschlagen, um dann anzufangen, über eine bestimmte zeitspanne jemand anderem zu beweisen, was meine persönlichkeit ist.
für diese persönlichkeit gibt es eine sexistisches schema, fußball, schminke, autos und tanzen zur auswahl.
 :kratz:
ob und wie schnell man blocker und hormontherapie bekommt, hängt davon ab, wie sehr man in das schema passt und wie sehr man bereit ist, seinen persönlichkeitskern offenzulegen.

Offline selfmademan

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Die Hebamme guckt einfach zwischen die Beine, und nicht einmal das ist immer eindeutig.

Gut daß Du das erwähnst. Passt ja zum Thema Hebammenausbildung. Ich habe mal den holprigen Ausdruck "Hebammengeschlecht" gehört und gelesen. Ist zwar bissel komisch das Wort, aber ich denke, es beschreibt eigentlich sehr gut was gemeint ist, nämlich genau das was Du geschrieben hast. Hebamme guckt zwischen die Beine und gut ist.

Bei mir hat Madame Hebamme eben einen großen Fehler gemacht und sich nur auf das Aussehen meiner Genitalien konzentriert. Aber woher sollte sie es denn auch wissen? Rein äußerlich passte es ja, um mir das Hebammengeschlecht weiblich aufzudrücken und bei den meisten passt eben auch tatsächlich alles zusammen. Aber mein innerstes war und ist eben nicht weiblich.

Tja, die reine Fixierung auf genitale Äußerlichkeiten kann einen dermaßen langen Rattenschwanz nach sich ziehen und das Schicksal in eine fatale Richtung leiten, daß sich der Mensch später nur mühsam davon erholen kann, denn zu tief sind und sitzen die seelischen Schmerzen. Sowas dann aufzuarbeiten um wieder glücklich zu werden kann dann mitunter Jahre dauern.

Ich fände es besser, wenn das Geschlecht offen gelassen wird bis zu dem Zeitpunkt wo das Kind überzeugend von sich aus sagt was es ist. Dann einfach weiter beobachten und wenn sich das ganze nicht ändert sondern weiter festigt, wird dann zum passenden Zeitpunkt die Pubertätsblockung eingeleitet (was ja heute schon häufig der Fall ist), damit das Kind nicht in die falsche Pubertät kommt. Warum Merkmale mühsam durch die Medizin entfernen lassen wenn sie von vorne herein verhindert werden können? Gerade Transfrauen, die das Glück der Pubertätsblockung erleben, umgehen einen ausgewachsenen Spießrutenlauf im Erwachsenenalter. Mit der Pubertätsblockung gibt es dann keinerlei Durchschimmern der Vergangenheit mehr, wodrunter ja gerade viele "späte Mädels" leiden.

Allerdings müssen im Vorfeld (noch vor der Geburt) auch die zukünftigen Eltern aufgeklärt und sensibilisiert werden, daß sie beobachten sollen, daß sie sich nicht schämen brauchen, wenn sich das Kind tatsächlich entgegen der Anatomie entwickeln sollte (es muß nicht so sein aber es kann sein). Und daß die Eltern der bedingungslose Anwalt für ihre Kinder sein müssen, gerade dann besonders, wenn das Kind Opfer von Mobbingattacken und anderen traumatischen Erlebnissen wird. Eltern dürfen niemals die Erlebnisse der Kinder herunterspielen. Wenn das Kind eine Situation als traumatisch erlebt, dann muß ihm bedingungslos geglaubt werden. Ansonsten fühlt sich das Kind in seinem Erleben nicht ernst genommen und wird sich vor den eigenen Eltern verschließen. Lieber hält es dann Mobbing aus bevor es sich auch nur ein zweites Mal seinen Eltern anvertraut. Und eine aufkeimende bewußt werdende TS wird dann ebenfalls verschwiegen, aus Angst von den eigenen Eltern verstoßen zu werden. Ein Kind kann nicht relativieren, ein Kind hat eine einfache Denkstruktur: "Wenn mir meine Eltern schon die Mobbingattacken nicht glauben, dann glauben sie mir erst recht nicht meine TS! Also wozu outen, es bringt doch eh nichts!" - Und schon erziehen wir uns einen Menschen, der vor lauter Selbstzweifel und Minderwertigkeitskomplexen geplagt ist. Sich zurückzieht und sich seine TS aus Angst vor Ablehnung nicht eingestehen kann und auch nicht will. Das Eingeständnis kommt dann, wenn es denn kommt und nicht vorher ein Suizid passiert, wenn das Leid die Grenze des Erträglichen überschreitet. Aber soweit muß es erst gar nicht kommen.

Eltern müssen begreifen, daß TS keine Schande ist. Die Hebammen sollten ihnen einfach nur das nötige Handwerkszeug mit auf den Weg geben. Die "Erlaubnis", daß die Eltern ihrem Kind erlauben dürfen, sich in jeder Hinsicht ausprobieren zu dürfen, experimentieren zu dürfen und die Mitgabe einer Adresssammlung von TS-Fachleuten, die dann zum gegebenen Zeitpunkt das noch minderjährige, im besten Falle präpubertäre Kind untersuchen und ebenfalls mit beobachten falls der Verdacht auf TS aufkeimt. - Wenn dieses Vorgehen flächenweit und bundesweit praktiziert wird und zwar lückenlos bei allen Eltern, bei allen schwangeren Müttern, erst dann können wir nach und nach eine bedingungslose Akzeptanz erreichen. Die bedingungslose Akzeptanz beginnt bei den eigenen Eltern, in der eigenen Familie.

Es wäre schön wenn dieses Vorgehen Schule machen würde.

Apropo: Die Chancen zwischen "alles passt", intersexuell und transsexuell betragen statistisch gesehen pro Anteil gerade mal 33,33.... %. Nicht wirklich viel. Nimmt man Transgender/geschlechtsvariantes Verhalten ((teilweise) in der Rolle des anderen Geschlechts lebend und medizinisch bis maximal Teil-OP) als eigenständige Diagnose mit hinzu, sinkt die Chance auf ein "Cis-Kind" auf 25%.

Laut Statistik ist es also wahrscheinlicher, ein Inter- oder Transkind zu bekommen als ein Cis-Kind. Die Praxis sieht oftmals anders aus. Aber dennoch sollte eine solche Statistik endlich mal aufrütteln.



PS: Das transfreundlichste Land ist Thailand. Da gehören vor allem die prä-OP Transfrauen zum normalen Straßenbild. Sie werden dort Katoeys genannt oder Ladyboys. Nach der OP sind sie dann ganz einfach nur Frauen.

Offline triona

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Zitat
Apropo: Die Chancen zwischen "alles passt", intersexuell und transsexuell betragen statistisch gesehen pro Anteil gerade mal 33,33.... %. Nicht wirklich viel. Nimmt man Transgender/geschlechtsvariantes Verhalten ((teilweise) in der Rolle des anderen Geschlechts lebend und medizinisch bis maximal Teil-OP) als eigenständige Diagnose mit hinzu, sinkt die Chance auf ein "Cis-Kind" auf 25%.

Laut Statistik ist es also wahrscheinlicher, ein Inter- oder Transkind zu bekommen als ein Cis-Kind. Die Praxis sieht oftmals anders aus. Aber dennoch sollte eine solche Statistik endlich mal aufrütteln.



PS: Das transfreundlichste Land ist Thailand. Da gehören vor allem die prä-OP Transfrauen zum normalen Straßenbild. Sie werden dort Katoeys genannt oder Ladyboys. Nach der OP sind sie dann ganz einfach nur Frauen.


Diese "Statistik" glaubst du doch selber nicht.
Da ist doch vom Ansatz her der Wurm drin.

Und das mit Thailand stimmt auch nicht ganz. (siehe Gollums Beitrag)


liebe grüße
triona

Offline selfmademan

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Hi Triona,

war ja auch nur ein Versuch.  ;) Aber generell würde mich da mal eine fundierte Wahrscheinlichkeitsrechnung interessieren. Ich selber habe einfach nur 100 durch 3 bzw. 4 geteilt.  ;)

Wegen Thailand. Dies habe ich von jemand anderem gehört und auch gelesen. Aber stimmt, man soll nicht alles so leichtgläubig glauben. Ich werde mal denjenigen, von dem ich das gehört habe, anschreiben und ihn auf die Umstände hinweisen.

Offline AnniBu

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Ich bin echt überrascht über die jetzt doch entfachte Diskussion über das Thema.

Zum Thema Aufklärung in der Hebammenarbeit: ich finde das auch prinzipiell eine gute Idee, jedoch muss man auch schauen, mit welchen Informationen man die Frauen und Familien noch "zuschüttet". Wenn man sich die Vorsorgeuntersuchengen beim Frauenarzt heutzutage anguckt, dann kriegt man das kalte Grausen. Den Frauen wird jede Menge Mist erzählt und jede Menge unnötige Untersuchungen aufgedrängt. Schwangere Frauen sind heutzutage absolut überfordert.
Vielleicht kann man das als Teil der Wochenbettbetreuung (also nach der geburt) eingliedern. Wobei auch da die Eltern extrem viele Informationen bekommt...und ganz davon ab erzählt auch jeder was anderes...
Ich schätze, dass für eine solche Aufklärung auch die Frauen daran Interesse haben müssen, sonst geht das ins eine Ohr rein und ins andere wieder raus. Und das vielleicht nicht mal aus Gründen der Diskrimminierung, sondern einfach weil es im Moment unter der Füller der Informationen als nicht wichtig ausgefiltert wird. Ihr würdet euch wundern, wie viel die Frauen noch wissen wenn sie einen Geburtsvorbereitungskurs hatten und dann in die Klinik kommen...Eigentlich kann man oft von Null anfangen ;)

Ich fänd es vll sinnvoll wenn das Thema in der Grundschule behandelt wird, wenn das Thema Sexualkunde behandelt wird. Dazu paralell könnte es Elternabende geben, die sich komplett mit dem Thema auseinander setzen...Das halte ich in anbetracht meiner bisherigen Erfahrungen mit Schwangeren und Wöchnerinnen als sinvoller.

Aber natürlich gebe ich dir recht, das Thema ist noch ein großes Tabu-Thema...Dabei sollte man sich über die Vielfalt in einer Gesellschaft eigentlich freuen und nicht alles stigmatisieren oder in eine Schublade stecken wollen...aber das ist wohl leider etwas utopisch gedacht ;)

Offline selfmademan

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Den Frauen wird jede Menge Mist erzählt und jede Menge unnötige Untersuchungen aufgedrängt. Schwangere Frauen sind heutzutage absolut überfordert.

Da steckt eine große Geldmaschinerie dahinter. Auch bei den sogenannten IGEL-Leistungen können Ärzte sehr penetrant werden. Wenn man sich stabile Naturvölker anschaut, diese haben nicht so ein Brimborium und dennoch kommen die Kinder gesund zur Welt. Aber eines haben sie dem Kreissaal voraus: Eine Geburtshaltung die die Geburt des Kindes wesentlich weniger schmerzhaft werden läßt. Die Geburtsmethode der zwei Bäume. Besonders praktiziert in Afrika.

Zitat
Die Schwangere bereitet sich so früh wie möglich auf die Geburt vor. Sie trägt keine Hosen mehr, mastubiert täglich und beginnt damit, die Vagina nach und nach zu dehnen. Einige Frauen machen dies mit den Händen, andere nutzen einen aufblasbaren Bougierstab. Kann man z. B. in Apotheken bekommen.

Wenn die ersten Wehen auftreten, stellen sich die Gebärende und die Hebamme in einem Türrahmen gegenüber. Dies funktioniert im Krankenhaus aber auch zuhause. Die Türrahmen ersetzen die hier fehlenden Bäume.

Die Gebärende legt ihre Stirn auf das Brustbein der Hebamme. Die Hebamme legt ihre Hände rechts und links auf die Hüften der werdenden Mutter. So kann sich die werdende Mutter am Türrahmen abstützen und gegen die Hebamme. Dadurch hat die werdende Mutter die Möglichkeit, dem Schmerz auszuweichen. Die Hebamme kann durch die Verlagerung ihrer Händeposition die Gebärende unterstützen. Der Muttermund kann sich so in kurzer Zeit öffnen. Wenn das Kind dann kommt, geht die werdende Mutter in die Hocke und die Hebamme geht ebenfalls in die Hocke. Das Kind wird dann von einer anderen Hebamme in Empfang genommen.

Gebärende mit dieser Methode berichten, daß sie kaum Schmerzen hatten und die Geburt viel schneller vonstatten ging, als bei klassischen Geburten im Kreissaal. Auch der Ausstoß der Plazenta dauerte nicht lange. Des weiteren verkürzt sich das Wochenbett, also die Rückbildungszeit der Gebärmutter, um ein Vielfaches.

Diese Methode ist sehr schonend für Mutter und Kind, allerdings sollte vorher abgeklärt werden, ob eine solche Geburt möglich ist. Bei Komplikationen, Steißlage z. B. sollten Fachleute hinzugezogen werden.

Diese Info stammt aus dem Buch "Ayur veda - Der Weg zu einem langen, glücklichen und gesunden Leben", Seite 40, ISBN-13: 9783839117675

Offline mihi

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Ich bin echt überrascht über die jetzt doch entfachte Diskussion über das Thema.

Da haben wir wohl einen Bereich gefunden, der nun Dich berührt...

Ich schätze, dass für eine solche Aufklärung auch die Frauen daran Interesse haben müssen, sonst geht das ins eine Ohr rein und ins andere wieder raus. Und das vielleicht nicht mal aus Gründen der Diskrimminierung, sondern einfach weil es im Moment unter der Fülle der Informationen als nicht wichtig ausgefiltert wird. Ihr würdet euch wundern, wie viel die Frauen noch wissen wenn sie einen Geburtsvorbereitungskurs hatten und dann in die Klinik kommen...Eigentlich kann man oft von Null anfangen ;)

Ich muß auch manchmal Leuten etwas beibringen, und mich wundert Deine Aussage überhaupt nicht. Man muß an einem Problem wenigstens schon einmal ein bißchen geschnuppert haben, sonst merkt man sich die Lösungsmöglichkeiten nicht. Das ist jedenfalls meine Erfahrung. Ohne Wiederholung geht gar nichts.

Wichtig ist doch eigentlich, daß die Eltern ihr Kind vorbehaltslos annehmen, wie es ist, es ernst nehmen, als richtigen Menschen sehen, ohne es dafür gleich als kleinen Erwachsenen zu behandeln. Das hat nichts speziell mit Transsexualität zu tun, es gibt so viele Probleme, vor die Eltern gestellt sein können, aber Respekt und unbedingtes Angenommensein brauchen die Kinder immer. Die Liebe der Eltern darf nicht von Gegenleistungen abhängen.

Warum muß man das eigentlich erzählen?

Ich fänd es vll sinnvoll wenn das Thema in der Grundschule behandelt wird, wenn das Thema Sexualkunde behandelt wird. Dazu paralell könnte es Elternabende geben, die sich komplett mit dem Thema auseinander setzen...Das halte ich in anbetracht meiner bisherigen Erfahrungen mit Schwangeren und Wöchnerinnen als sinvoller.

Es mag ja sein, daß ich besonders schlechte Erfahrungen gemacht habe, aber ich kann mir nicht vorstellen, daß Lehrer ein sensibles Thema, welches es auch immer ist, angemessen vermitteln können. Da ist viel zu viel Verbohrtheit verbreitet. Ich habe mich als Kind von den Lehrern immer als Sache und nicht als Mensch behandelt gefühlt. Aufklärung brauchen erst einmal die Lehrer selber. Zum Glück kümmert sich da auch jemand darum.

Und man sollte dabei auch die Kindergärtnerinnen nicht vergessen. Die sind noch vor den Lehrern mit dem Problem konfrontiert.

AnniBu, verrätst Du uns am Ende, was Du in Deinem Vortrag erzählst?

Mihi

Offline AnniBu

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Ja das mit den IGEL-Leistungen ist mir bekannt und unter Hebammen bereitet das stets und ständig kaltes Kotzen...

Generell sind aufrechte Gebärpositionen immer förderlich...Leider haben das viele Hebammen noch nicht verstanden...

Also ich denke, wenn Eltern ihrem Kind gegenüber offen sind und immer hinter ihm oder ihr stehen, ist es wahrscheinlich völlig egal, ob das Kind transsexuell, homosexuell, auf irgendeine geistige oder körperliche Art krank, egal wie es aussieht. Zwar ist es gut, wenn alle aufgeklärt sind, aber ich schätze *verbohrten* Eltern hilft auch die beste Aufklärung nicht. Das liegt halt wirklich an der Persönlichkeit, aber ich denke, je präsenter ein Thema in der Gesellschaft ist, umso besser wird es irgendwann als "normal" angesehen...

Ich muss am 14.1. mein Abstract abgeben, also meine Zusammenfassung von dem Vortrag. Wenn ich das fertig hab kann ich das gerne hier rein stellen. Das werden etwa 1-1,5 Seiten.

lg Anni

PS: entschuldigt meine wenigen Antworten, ich habe 2 schreckliche 10 Stunden Dienste hinter mir und bin gestern um 3 und heute um 4 aufgestanden und war erst zwischen 5 und 6Uhr abends wieder zuhause...

Offline triona

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Eltern müssen begreifen, daß TS keine Schande ist. Die Hebammen sollten ihnen einfach nur das nötige Handwerkszeug mit auf den Weg geben. Die "Erlaubnis", daß die Eltern ihrem Kind erlauben dürfen, sich in jeder Hinsicht ausprobieren zu dürfen, experimentieren zu dürfen und die Mitgabe einer Adresssammlung von TS-Fachleuten, die dann zum gegebenen Zeitpunkt das noch minderjährige, im besten Falle präpubertäre Kind untersuchen und ebenfalls mit beobachten falls der Verdacht auf TS aufkeimt. - Wenn dieses Vorgehen flächenweit und bundesweit praktiziert wird und zwar lückenlos bei allen Eltern, bei allen schwangeren Müttern, erst dann können wir nach und nach eine bedingungslose Akzeptanz erreichen. Die bedingungslose Akzeptanz beginnt bei den eigenen Eltern, in der eigenen Familie.

Es wäre schön wenn dieses Vorgehen Schule machen würde.

Hier stimme ich Annis Meinung darüber, was werdenden Müttern an Informationen während der Schwangerschaft und nach der Geburt zugemutet werden kann und soll, uneingeschränkt zu. Gerade das Thema Transsexualität ist da wohl das letzte, was überhaupt für die von Bedeutung ist. So etwas sieht man ja erst Jahre später. Und dann hat die Hebamme nichts mehr damit zu tun. TS läßt sich an einem Neugeborenen und auch an einem Kleinkind überhaupt nicht feststellen.

Intersexualität
hingegen ist sehr wohl ein wichtiges Thema für Hebammen. Wenn diese das sogenannte „Hebammengeschlecht“ bestimmen, dann ist es ggf schon wichtig, wenn sie darüber Bescheid wissen. (Zumindest, wenn die IS äußerlich sichtbar ist.) Und hier ist ein wichtiger Ansatz für richtiges oder falsches Verhalten der Hebamme gegenüber den Eltern, und wie diese ggf über eine IS ihres Kindes denken mögen. Und hier kann die Vermittlung von entsprechenden Informationen schon einen positiven Einfluß ausüben auf Eltern, die damit ja meist völlig überfordert sind.

Zum Glück wird die bisher meist übliche verbrecherische operative „Angleichung“ intersexueller Kinder an ein „eindeutiges Geschlecht“ heute auch in ärztlichen Kreisen zunehmend kritischer gesehen und nicht mehr in jedem Fall gleich angeraten oder gar einfach ohne Kenntnis der Eltern durchgeführt.

Hier sehe ich einen gewissen Bedarf in der Hebammenausbildung. Denn es kann schon nützlich sein, wenn in einem Fall von äußerlich erkennbarer Intersexualität die Hebamme einen positiven Einfluß auf die Eltern nehmen kann. Und dazu muß sie natürlich erst mal selber etwas darüber wissen.

Und deine Forderung nach Offenlassen des Geschlechts und Warten mit medizinischen Eingriffen, bis das Kind selber dazu entscheiden kann, sind im Falle von IS unbedingt richtig.
Auf die Akzeptanz einer evtl vorliegenden TS haben sie allerdings direkt nach der Geburt wohl kaum Einfluß.
Hier wäre der Hebel sinnvoller bei der Ausbildung von Kindergärtnern, Lehrern, Ärzten und auch Psychologen anzusetzen.

Die Abschaffung des höchst überflüssigen juristischen Geschlechts wäre eine weitere Maßnahme. Doch dies erfordert wahrscheinlich noch einen weit längeren Atem und wesentlich stärkere Bewußtseinsbildende Maßnahmen bei den meisten Menschen.



liebe grüße
triona

Offline triona

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Apropo: Die Chancen zwischen "alles passt", intersexuell und transsexuell betragen statistisch gesehen pro Anteil gerade mal 33,33.... %. Nicht wirklich viel. Nimmt man Transgender/geschlechtsvariantes Verhalten ((teilweise) in der Rolle des anderen Geschlechts lebend und medizinisch bis maximal Teil-OP) als eigenständige Diagnose mit hinzu, sinkt die Chance auf ein "Cis-Kind" auf 25%.

Laut Statistik ist es also wahrscheinlicher, ein Inter- oder Transkind zu bekommen als ein Cis-Kind. Die Praxis sieht oftmals anders aus. Aber dennoch sollte eine solche Statistik endlich mal aufrütteln.


Da hast du wohl irgend was durcheinandergewürfelt.
Nicht die Zahl der Möglichkeiten ist entscheidend, sondern wie häufig diese in der Praxis vorkommen.

Über die statistische Wahrscheinlichkeit von TS gibt es keine belastbaren Zahlen. Wird es wohl auch so bald nicht geben. Aber die Häufigkeit von TS bei allen Geburten (also in Bezug auf die Gesamtbevölkerung) dürfte nach allgemeiner Erfahrung irgendwo im Bereich von Promille bis kleinere einstellige Prozentwerte liegen. Ähnliches dürfte wohl auch für IS zutreffen. Dunkelziffer ist darüber hinaus noch erheblich, besonders im Falle von TS.

Da genaue Zahlen nicht verfügbar, lohnt es sich auch nicht, darüber zu streiten. Auf jeden Fall sind die Zahlen recht weit von 50 oder 33% entfernt. Und ich will das auch nicht herunterspielen. Ein Promille wären allein in Deutschland über 80 000 Menschen. Aber es dürfte bei den meisten Menschen der Fall sein, daß "Hebammengeschlecht" und "gefühltes", "inneres" Geschlecht übereinstimmen. Bloß halt nicht bei allen. Und vorbeugende Belehrungsmaßnahmen bei allen, die vor allem gerade ganz andere Probleme haben und mit großer Wahrscheinlichkeit auch nie direkt davon betroffen sein werden, dürfte bei den meisten Menschen möglicherweise eher Ablehnung hervorrufen, als Akzeptanz fördern. Alles zu seiner Zeit und am richtigen Ort.


liebe grüße
triona