Ich bin vor 25 Jahren als weiblicher Humanoid geboren worden.
Dass ich "anders" bin, als meine äußerlich gleichen Kameraden, habe ich schon früh erkannt - jedoch nie wirklich zuordnen können.
Ich würde jetzt auch nicht sagen, dass ich typische Jungenspiele bevorzugte, jedoch fällt rückblickend auf, dass ich, ob es Rollenspiele, Lego oder Plüschtiere waren, immer eine männliche Rolle annahm - ganz selbstverständlich.
Sportlich betrachtet habe ich viel durch: von Ballett [6 Jahre], Handball, Leichtathletik, Fußball...
Dabei war ich immer bedacht, mit meinen männlichen Konkurrenten gleichzuziehen, was auch bis zu deren 15. Lebensjahr kein Problem darstellte.
Da ich immer schon klein und eher schmächtig war, haben die mich irgendwann ganz einfach größen- und kräftetechnisch überholt - und so war ich eben nur "die" Beste der Mädchen. -.-
Bis ich 13 wurde, war es für mich ehrlich gesagt überhaupt kein Thema, ob ich Junge oder Mädchen bin - bis sich mein Körper veränderte...
Dies bedeutete für mich, die alten Pullover meines Vaters doppelt und dreifach übereinander zu tragen, Baggyjeans [hat man damals so getragen] und den radikalsten Kurzhaarschnitt, den ich jemals hatte.
Ich schätze, um der Veränderung entgegenzusteuern...
Das ging in sofern nach hinten los, dass ich früh verspottet wurde - von den Jungen, mit denen ich vorher kumpelmäßig gut zurecht kam.
Ich war eben nicht das typische "Mädchen", dass sie umschwärmen konnten, was ich auch überhaupt nicht wollte.
Das lag/liegt einerseits an meiner generellen Abneigung körperlichen Kontaktes - zu jedem - und andererseits eben daran, dass ich mich als einer von ihnen betrachtete, was nun auf den Kopf gestellt wurde.
Bedeutet: Ablehnung früherer Kameraden.
Die Verwirrung war vorprogrammiert.
Und da ich von den Jungen verachtet wurde, hielt ich mich ziemlich bald nur noch an meine Rasse, und ich habe echte Freunde gefunden, oder eher gesagt - EINE richtige Freundin.
[sie weiß von meinem Zwiespalt und versucht mich so gut es geht zu unterstützen]
Weiter geht´s in meiner Geschichte:
Mit 15 Jahren fing ich an, zu denken, dass ich mich äußerlich anpassen muss, dann würde sich der Zwiespalt schon lichten...
Also ließ ich meine Haare wachsen, färbte sie blond und zog Mädchensachen an.
Für mein Umfeld schien ich so attraktiv und begehrenswert, in mir drinnen sah das ganz anders aus: ich habe es gehasst, dachte eben, es würde Klarheit in meinem wirren Sein schaffen - das Gegenteil war der Fall:
Ich zog mich immer weiter zurück, kapselte mich von meinen früheren Weggefährten ab und verbrachte meine Freizeit fortan alleine mit Video-Spielen, Zeichnen, Musik hören [Punk, Metal] und dem Gucken von Filmen, die Leid oder Zorn wiedergaben [Psycho, Horror] - um vor der Realität zu entfliehen.
Dennoch hatte ich bis zu meinem 19. Lebensjahr keinerlei Ahnung WAS genau dieses innere Gefühl des Selbsthasses/des Falschseins zu bedeuten hat.
Der Grund hierfür liegt evtl. an den zahlreichen Therapiebesuchen, die ich, seit ich 16 war, erdulden musste.
"Erdulden" deswegen, da ich quasi gezwungen wurde...
Lehrern und auch meinen Eltern fiel auf, dass irgendetwas nicht stimmte - seit Jahren zwar schon - aber anscheinend wurden die Symptome immer deutlicher.
Also ging es von einem Therapeuten zum nächsten, mit immer wieder neuen Diagnosen: Depression, Magersucht [da ich, aufgrund meines Selbsthasses kaum aß], Borderline, Schizophrenie [ich habe eben viel Phantasie und ein viel zu gutes Gehör - na ja - und glaube an Übernatürliches --- was nun aber wirklich nicht hierhin gehört ^^], etc.
Und dann, mit 19, hatte ich das erste Mal eine Psychiaterin, die das Thema "Transsexualität" ansprach - SIE WAR SOWAS VON MEIN FEIND!
Das Thema war mir so unangenehm, dass ich alles abstritt und nie wieder zu ihr hin bin.
Ich habe gedacht: "Zur Hölle - NEIN - ich doch nicht - das kann nicht sein - das darf nicht sein..."
Zum Durchdrehen - wenn ich jetzt darüber nachdenke: WIE kann man nur so bescheuert dumm sein!!! Ich meine - da hatte ich die Chance mich zu "outen" und habe es nicht, weil es mir zu peinlich war mit jemandem darüber zu sprechen, und vllt auch es MIR SELBER einzugestehen...
*ARGGGHHHHH*
"Witzigerweise" hatte ich genau 3 Monate später die Erkenntnis, dass sie recht gehabt haben könnte - da war es nur leider zu spät - in meinem Ermessen zumindest -.-
Da ich mein "Problem" als Hoffnungslos empfand, versuchte ich oft mir das Leben zu nehmen - das letzte und wahrscheinlich krasseste Mal 2007:
´bin kopfüber von unserem Dach gesprungen, was mir fast die Wirbelsäule durchtrennt hätte [mich nur nicht umbrachte] und mich 1 Jahr zuhause ans Bett fesselte.
[danach wieder Laufen lernen [habe in sofern "Glück" gehabt], Wiedereingliederung, neue Ausbildung, Job]
Und so lebe ich bis jetzt irgendwie so vor mich hin - werde von Tag zu Tag unglücklicher - bin mittlerweile der Freak der Nation [da ich mein Äußeres weitgehend männlich gestalte, mit einer undefinierbar-schrägen Frisur und weißem Makeup-ähnlichen Zeug]
Ich würde behaupten ich bin ein Zwischending - weder Mann noch Frau - ein "DING" eben.
Erlebe es sehr oft, dass mich Leute auf offener Straße fragen, ob ich Junge oder Mädchen bin.
Und ganz ehrlich - die Frage stelle ich mir mittlerweile auch: Bin ich vllt ein innerlicher Zwitter?
[Gibt es so etwas überhaupt?]
Denn - durch meine sexuelle Abneigung, ist es mir sehr unwichtig, wie ich meinen Urin absondere [auch wenn es im Stehen schon cooler und leichter wäre] - der Oberkörper stört mich nur - und das jeden Tag mehr, den ich auf Erden verweile!
Es wiedert mich an, einen BH o.ä. tragen zu müssen, auch wenn ich nicht viel habe - und es stört mich keinen zu tragen, denn dann merkt man, dass etwas vorhanden ist, was man so nie wollte...
Ich überlege ernsthaft seit 1 Jahr, endlich mit jemandem [Psychologe] offen darüber zu sprechen, damit ich mich operativ so anpassen kann, wie ich es gerne hätte.
Das hört sich jetzt makaber an - aber - manchmal, wenn ich nachts im Bett liege, überlege ich mir wie einfach es doch wäre, wenn ich Brustkrebs hätte, die Dinger loszuwerden - ganz egal wie unästhetisch es aussehen würde.
- Eine Entschuldigung an jene, die so etwas durchmachen mussten -
Es wäre wirklich genial, wenn jemand einen Kommentar schreiben könnte - bin gerade wieder akut in der Krise - hasse mich 100%ig, gehe kaum hinaus, drohe meinen Job zu verlieren und denke langsam wieder, wie es wäre "nicht da zu sein", obwohl ich mich eigentlich FÜR das Leben entschieden habe...
Mit freundlichen Grüßen
Kantaro [der makabere Absonderling]
Ps.: Ich entschuldige mich für meine reichlichen Worte - das kurze Zusammenfassen ist nicht meine Stärke...