So, das "Outing" vor meinen Großeltern (und meinem "glorreichen" Erzeuger) ist beinahe so gelaufen, wie ich es mir gedacht hatte.
Nur hatte meine Großmutter nicht einen ihrer vorgetäuschten Herzanfälle, sondern ist gleich in Schimpf und Schande verfallen.
Dabei bestand für mich ein winziger Hoffnungsschimmer, dass sie in mir nicht gleich die gesammelten Werke des Bösen und Unnormalen sehen, da sie der Episkopalkirche angehören (eigentlich das gleiche Riesendogma der Katholiken, nur light mit weniger Regeln), aber nein, ich bin, um es zu zitieren: "Der Schandfleck der Familie, ich solle mir ein Beispiel an (meiner lieben Stiefschwester ohne jeden Makel) nehmen und wiederkehren, sobald mir bewusst ist, was gut und rechtens ist".
Dabei kam ich mir seltsamerweise wie der letzte Spross kollektiver Humanität in diesem Haus vor, da ich mich nicht auf alles stürze, was von der Norm abweicht, um es niederzumachen, zu unterdrücken und den eigenen, fehlgeleiteten und hasserfüllten Regeln anzupassen.
Und mein Vater, der eigentlich zu seinem Kind stehen sollte, was er bisher noch nie getan hat, da es ihm schon reicht, Unterhalt für mich zahlen zu müssen (seine Antwort auf die Frage meiner Mutter kurz nach meiner Geburt, ob er das Sorgerecht auch haben möchte), steht seit seiner Geburt unter dem Pantoffel meiner Großmutter und traut sich durch ihre netten Kindergeschichten (Weltuntergangssachen, Bestie wird sich erheben, alle Menschen werden leiden, alle Gläubigen werden geköpft, et cetera.) anscheinend nicht, einen Schritt von ihren Regeln abzuweichen. Hoch lebe die Unfähigkeit, selbst zu denken.
Jedenfalls will ich mich jetzt nicht in in das Thema Religion oder wie Familienangehörige allgemein sein sollten, hineinsteigern und damit enden, dass sich das Wunschbild meiner akzeptanten Großeltern aufgelöst hat und sie für mich nun die fehlbaren, menschlichen Wesen sind, die sie nun einmal sind, und das sie nicht anders können, als an ihrem Hass vor dem "Unnormalen" festzuhalten, wobei sich dieser Hass aus nichts anderem bildet als aus ihrer Angst. Schließlich werden Narren nicht geboren, sondern von Institutionen wie dem Christentum gezüchtet und umhegt.