Transsexualität-NIBD

Autor Thema: Dringend einen Rat benötigt!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!  (Gelesen 1938 mal)

Offline Julian oder Juliane?

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Hallo Ihr Lieben!
Ich bin Mutter eines knapp 7-jährigen Jungen und habe genau die Sorgen und Probleme, die Ihr hier schildert!
Ich kann mich nicht erinnern, dass er freiwillig mit Autos gespielt hätte. Mit Jungs kann er nix anfangen, Jungs sind doof und ärgern immer....Nagellack auch ein Thema bei uns, wir beschränken es seit dem Kindergartenwechsel auf die Fußnägel, Röcke, Barbie, Flug-und Wunschponys, Feen..........alles das macht mir Sorgen, weil er sehr sensibel ist, auffällig durch extremes Stottern, wenn es ihm nicht gut geht, wenn er unter Druck steht, wenn irgendetwas anders ist, als normal. Er hat bis 3,5 Jahre ganz normal gesprochen, seitdem stottert er mal mehr mal weniger. Er wurde letztes Jahr in die 1. Klasse eingeschult, wir haben auch einen relativ neutralen Schulranzen geachtet. Er sieht hellblau und orange aus, mit einem Wahl drauf und ein paar Klitzerblumen....Folge: Er wurde ausgelacht, hatte keinen Bock mehr auf die Schule, hatte keine Freunde, war ganz alleine. Ich habe ihn dann in die Grundschulförderklasse versetzen lassen, dort fühlt er sich zwar wohler, aber der Spruch mit dem Schulranzen kam da auch. Ich will ihn nicht verbiegen, er soll so sein, wie er ist!!!!! Doch wie kann ich ihm helfen? Er liebt Pink über alles, zum Fasching geht er natürlich als Fee mit Flügel und lila Rock. Wie kann ich ihm Selbstbewusstsein lernen? Die Kinder können grausam sein!
Problem ist dazu mein großer Sohn, der erst seit 2 Jahren täglich bei uns lebt, 14 Jahre. Er bezeichnet ihn als Pussy....., ich geht strikt dagegen vor und weise ihn in die Schranken, aber meine Sorge ist auch, dass er ihn nie akzeptieren wird. Es gibt regelmäßig Stress deswegen.
Wir haben noch eine Tochter, die ist etwas bissel über 5 Jahre, die ist mit Julian ein Herz und eine Seele! Sie schlafen auch zusammen in einem Bett, obwohl jeder ein Bett für sich hat. Er fragt sie, ob er von ihr ein Nachthemd anziehen darf, was er in den meisten Fällen auch darf. Er sagte mal zu mir: Mama, im nächsten Leben möchte ich als Mädchen auf die Welt kommen.
Ich habe immer gesagt, auch wenn er schwul werden würde, wäre es mir egal, aber auf Transsexuell bin ich noch nicht gekommen, erst als ich mit einer anderen Mutter gesprochen habe, hat sie mich auf die Idee gebracht. Und je länger ich darüber nachdenke, kann es natürlich sein. Aber was mache ich? Wie kann ich ihm helfen, ohne dass er ständig ausgelacht wird? Zu hause kann er das ausleben, den Raum hat er. Meine Mutter ist da auch der gleichen Meinung, aber meine Schwiegermutter sieht das total anders. Er ist ein JUNGE! sagt sie immer auch zu ihm. Sie ist auch schon über 80 Jahre, aber er liebt sie über alles, weil er bis 4 Jahre immer mit um sie herum war und wir jetzt 1000km weit weg wohnen.
Man steht in einem Zwiespalt, man liebt sein Kind so wie es ist, aber man möchte nicht, dass er gehänselt wird und ausgelacht. Wie soll man den Spagat hinbekommen? Könnt Ihr mir einen Rat geben oder auch einen Arzt oder Therapeuten nennen, an den ich mich mal wenden könnte?
Hinzu kommt auch noch, dass er einen angeborenen Herzfehler hat. Er ist operiert, erfolgreich Gott sei Dank! Aber ich denke oft darüber nach, ob das Hinweise sind, dass "bei ihm was nicht stimmt", dass was anders ist als bei anderen?
Über Eure Hilfe und Beiträge würde ich mich sehr freuen!
Liebe Grüße
Diana

Offline Johanna

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Re: Dringend einen Rat benötigt!
« Antwort #1 am: 15.Feb 2011, 09:25 »
Hallo Diana,

Die Kinder können grausam sein!
Ja, das können sie. Und du kannst nicht einmal selbst mit ihnen reden, weil du keine Vertrauensperson bist und sie zu jung sind.

Aber doch gibt es zwei Sachen, die du machen kannst:
Du kannst mit seinen Lehrern reden, damit die ein Auge darauf haben, dass dein Kind nicht zu viele Hänseleien einstecken muss.

Du kannst zusehen, das Selbstbewusstsein deines Kindes zu stärken. Da kann ein Kinderpsychologe gute Dienste leisten, ganz unabhängig vom Thema Transsexualität (er sollte nur nicht versuchen, den Wunsch, ein Mädchen zu sein, wegzutherapieren, denn das funktioniert nur kurzfristig, wird es langfristig aber schlimmer machen). Wenn Julian auf den Spruch mit dem Ranzen einfach selbstbewusst gesagt hätte "Der Ranzen ist toll, er gefällt mir", dann wäre das Ganze vermutlich überhaupt kein Thema gewesen und es hätte keine weiteren Sprüche gegeben.

Zitat
Problem ist dazu mein großer Sohn, der erst seit 2 Jahren täglich bei uns lebt, 14 Jahre. Er bezeichnet ihn als Pussy....., ich geht strikt dagegen vor und weise ihn in die Schranken, aber meine Sorge ist auch, dass er ihn nie akzeptieren wird. Es gibt regelmäßig Stress deswegen.
Es gäbe sicher auch Stress, wenn dein kleiner Sohn nicht mädchenhaft wäre. Dein großer Sohn ist erst vor zwei Jahren zu euch gekommen, was für ihn auch eine große Umstellung ist. Außerdem hat er wohl erlebt, wie seine Familie schon einmal zerbrochen ist. Weil euer Kleiner möglicherweise transsexuell ist, wird alles auf die Transsexualität  geschoben, aber das hat vermutlich nichts damit zu tun. Aus dem Bauch heraus, ohne die Situation zu kennen, würde ich sagen: Dein großer Sohn braucht jetzt Liebe, Zuneigung und Beachtung. Das kommt womöglich zu kurz, wo der Kleine dir so viel Kopfzerbrechen bereitet.

Zitat
aber meine Schwiegermutter sieht das total anders. Er ist ein JUNGE! sagt sie immer auch zu ihm.
Lass sie reden. Sie braucht einfach noch Zeit, mit der Situation klar zu kommen.

Zitat
Könnt Ihr mir einen Rat geben oder auch einen Arzt oder Therapeuten nennen, an den ich mich mal wenden könnte?
Wo wohnst du denn in etwa? Vielleicht kommt jemand aus deiner Nähe und kennt Adressen.
Ansonsten gibt es hier eine Adressenliste.

Wenn es um Fragen zu Transsexualität geht, könnte ein Besuch bei Dr. Bernd Meyenburg in Frankfurt sinnvoll sein, auch wenn ihr dafür durch die halbe Republik fahren müsst. Er ist in Deutschland einer der wenigen Experten für Transsexualität bei Kindern und Jugendlichen.

Offline Julian oder Juliane?

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Hallo Johanna,

vielen Dank!
Betreff den Schulranzen: Ich habe ihm gesagt, dass er sagen soll: ich find den schön und sonst müsst ihr den ja nicht ansehen. Julian sagt nur: weißt du Mama, ich habe ne bessere Idee: ich halt mir einfach die Ohren zu!
Heute morgen hab ich ihn gefragt, wenn er die Wahl hätte, was er lieber sein würde: prompte Antwort, ohne zu überlegen: ein Mädchen.
Das Thema lässt mich nicht mehr los. Er geht als Fee zum Fasching, das Kostüm hat er gestern wie selbstverständlich und das normalste von der Welt eingepackt, heute morgen sagte er, er hat Angst, dass ihn die anderen Jungs auslachen.
Ich empfinde es grausam und leide mit ihm, weil ich ihm in der Schule ja nicht helfen kann. Und er hat so viele Sachen zu verarbeiten, da auch der Papa sehr schwer krank ist und mit Schwellungsanfällen immer in Lebensgefahr schwebt.
Ich mache mir große Sorgen.

Offline Julian oder Juliane?

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wir wohnen in Tettnang am Bodensee, Nähe Lindau, Friedrichshafen

Offline Anonym01

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Hallo
Ich kann sehr gut verstehen in welch belastender Situation du und deine Familie sich gerade befinden. Es ist schon eine Menge die da auf euren Schultern lastet.
Ich kann dir nur raten - such dir Hilfe.
Sowohl bei der Schule, damit dein Kind sich nicht verstecken muss. Unsere Schulleitung hat mit allen Schülern in den verschiedenen Altersgruppen gesprochen und erklärt, was Sache ist und die Kinder und Mitschüler haben unerwartet grosses Verständnis gezeigt - vielleicht sogar noch viel mehr als die Eltern. Es ist halt schwierig das alles nachzuvollziehen - selbst als Mutter bin ich oft total überrascht wie stark meine Tochter sich damit beschäftigt ein Mädchen zu sein. Aber ich habe ja auch noch nie mein Geschlecht in Frage stellen müssen...
Wir haben z.B. einen Elternabend organisiert und eine tolle Fachfrau hat uns mit Rat und Tat zur Seite gestanden und den Eltern der Mitschülern, als auch den Lehrern etliche Fragen zum Thema Transsexualität beantwortet und mit Vorurteilen aufgeräumt. Unsere Tochter ist integriert und aktzeptiert. In deiner Gegend gibt es bestimmt auch Organisationen, Ärzte etc. die vielleicht bereit wären euch zu unterstützen. (Vielleicht können die Leute vom Forum hier auch mit Kontakten weiterhelfen).
Jedenfalls nutzt es nichts sich zu verstecken. Wir haben auch Familienmitglieder zwischen 70 und 97 mit sehr enger Bindung zu unseren Kindern und nach ein paar ernsten, aber guten Gesprächen ist die Situation geklärt und niemand meint mit Bemerkungen etwas ändern zu müssen. Da hängen die Bilder immer noch an der Wand - auch in dem Jahr der Wandlung vom Junge zum Mädchen. Und das wird auch vor dem Freundeskreis nicht verheimlicht.
Ich selbst habe am Anfang mit dem Begriff Tansidentität überhaupt nichts anfangen können. Und habe selbst erst einmal Rat und Information gesucht. Das hat mich nur darin bestärkt das Richtige zu tun. Ich liebe mein Kind  egal ob Junge oder Mädchen. Ich hoffe auch nicht, dass sie sich irgendwann mal wieder zurück besinnt. Wir werden immer unterstützen.
Natürlich habe ich auch Angst, dass unsere Tochter vielleicht doch einmal gemobbt wird und dergleichen - aber ich muss den Teufel ja nicht an die Wand malen.
Vielleicht kann dein grosser Sohn ja mit der Aufgabe betraut werden auf seine kleine Schwester aufzupassen ....manchmal hilft es ja, gebraucht zu werden...

LG
Obi Wan

Offline Sandra26

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@ Obi Wan

Ich muss dir da recht geben.
egal ob Junge oder Mädchen, man muss sein Kind lieben.
Diese Liebe bekam ich zum beispiel nicht.

LG Sandra
Die Natur gab ein Mädchen wie mich den falschen Körper bzw. das falsche Genital.