Transsexualität-NIBD

Autor Thema: Streng religiöser Familienzweig  (Gelesen 2159 mal)

Offline Samu

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Streng religiöser Familienzweig
« am: 17.Sep 2015, 23:03 »
Hey!

Um mich kurz einmal vorzustellen: ich bin Samu, 16 Jahre alt und wurde leider als Mädchen geboren. Seit zwei Jahren weiss ich, dass ich TS bin und habe mich letztes Jahr vor meiner Mutter und ihrem Mann geoutet. Sie haben's auch ganz gut aufgenommen.
Nur habe ich ja noch meinen leiblichen Vater und meine Großeltern, die davon nichts wissen.
Das Problem: sie sind sehr, sehr religiös, sprich, so streng christlich, dass dies ein guter Grund wäre, mich nie wieder sehen zu wollen  :-\
Aber ich würde gerne noch die letzten Jahre meines dementen Opas erleben und natürlich auch meinen Vater & meine Oma gerne weiterhin sehen.

Hättet ihr vielleicht ein paar Tipps, wie ich ihnen das mehr oder weniger "schonend" beibringen könnte, ohne gleich von ihnen verstoßen zu werden?

LG
Samu

Offline selfmademan

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Streng religiöser Familienzweig
« Antwort #1 am: 17.Sep 2015, 23:48 »
Hi Samu,

herzlich willkommen bei uns. Schön daß Du soweit Rückendeckung hast.

Was Deinen leiblichen Vater und die Großeltern angeht, Du wirst es versuchen müssen, danach weißt Du es. Oft ist es so, daß gerade die Leute, von denen man das schlimmste dachte, am besten damit umgehen können. Aber davon ab, auch wenn es hart klingt, hinter Akzeptanz herzurennen ist nicht gut, weiß ich aus eigener Erfahrung, man macht sich abhängig vom Wohlwollen anderer Leute und ich kann niemanden dazu zwingen ich toll zu finden. Der Tag an dem keiner was dagegen hat und es in das Konzept aller Leute in Deine Umfeld passt, den wird es nie geben.

Du kannst ja eine Infomappe erstellen, druckst Dir die Sachen aus, die Dir wichtig sind. Wir haben ja auch noch die Seite ansich, nicht nur das Forum hier. Des weiteren haben wir sowohl auf der Seite als auch im Forum Links zu wissenschaftlichen Studien veröffentlicht, die klar belegen, daß Transsexualität angeboren ist, sich das niemand aussucht und das es bis in die strukturelle Gehirnanatomie auffindbar ist. Druck Dir diese Studien aus, wenn Dein Vater einigermaßen Englisch kann, ist das von Vorteil.

Ansonsten haben wir auf der Seite auch Outingbriefe.
Vielleicht inspirieren sie Dich ja.  :)

Da Du Dich vorgestellt hast, schalte ich Dich für die zu Deiner Vorstellung passenden Forenbereiche frei. Einmal der allgemein verdeckte Bereich, der auch unseren internationalen Chirurgenvergleich in Wort und Bild enthält (OP-Bilder, Blick zwischen die Beine, muß nicht jeder da draußen sehen), sowie der Bereich nur für Männer, egal wie weit auf dem Weg und den Bereich für U25.

Offline Nicole0601

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Re: Streng religiöser Familienzweig
« Antwort #2 am: 18.Sep 2015, 21:16 »
Hallo Samu :-)

erst einmal Herzlich WIllkommen hier  :daumenhoch:

Nun erzähle ich Dir mal aus der Sicht der Mutter von den Menschen die uns umgeben ;-)
Als klar war das mein Kind lieber ein Mädchen sein möchte ( damals war sie 7) dachte ich wir müssen auswandern, die Stadt nein am besten das Land verlassen.
Die beste Freundin meines Kindes ist Moslem und neben uns wohnt direkt unser Gemeindepfarrer ;-)

Es ist nichts passiert von dem was ich dachte!!!!!
Die Familie der besten Freundin stehen hinter ihr, ja sie sagen sogar das sie zur Familie gehört.
Der Pfarrer ist total entspannt und freut sich immer wenn er Leonie sieht.
Die KInder in der Klasse haben es alle gut aufgefasst und sie direkt wie ein Mädchen behandelt.
ALLE bis auf meine Mutter die etwas länger brauchte um es zu begreifen, haben nicht im Ansatz das verhalten gezeigt was ich befürchtet habe.

Habe keine Angst ich glaube Deine Familie liebt DICH als Mensch und nicht ob du männlich oder weiblich bist.
Klar ist es eine Umstellung das ist es für alle und es ist auch nicht immer easy going aber es ist DEIN Leben und Du hast nur das eine ;-)
Lebe es so wie Du damit glücklich bist und Dich identifizieren kannst alles andere würde auf die Dauer nichts bringen.

Ich wünsche Dir viel viel Glück ;-)
Glücklich ist, wer sein Schicksal nie als Schlag empfindet,
sondern als Chance, sein Leben zu gestalten.
So manches im Leben zwang mich
auf die Knie und riss mich zu boden.
So manches im Leben vergesse ich wohl nie.
Doch eines lehrte mich das Leben immer wieder neu,
es ist nicht wichtig, ob Dich etwas zu Boden drückt.
Wichtig ist, dass Du immer wieder neu das Aufstehen lernst.
Aufrecht gehen werde ich, wenn mir auch Tränen übers Gesicht laufen,
denn Tränen sind kein Zeichen von Schwäche.
Im Gegenteil - Es ist ein Zeichen von Mut, den Anderen zu zeigen, was man fühlt...

Offline Susanne35

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Re: Streng religiöser Familienzweig
« Antwort #3 am: 19.Sep 2015, 05:19 »
Hallo Samu ,
willkommen hier bei uns. ;)
weist du bei Ts weg , Ts sein, gibt es kein bisschen Ts, so wie es kein bisschen schwanger gibt ;)
ab dem Moment wo Du Dich Outest musst Du einfach selber zu Dir stehen,
dann wirst du ernst genommen. ;)
schonend beibringen? :kratz:
nee denn schonen wollen wir Menschen die uns was bedeuten.
so lange du nicht weis wie jemand reagiert , weist du nicht was für Ihm schonend ist, :kratz:
den es kann zum Beispiel sein, das es schonender ist wenn du jemandem die Wahrheit sagst
als wenn du Ihm belügst.......
Stehe zu Dir und werde Glücklich und damit machst Du Menschen um Dich glücklicher!
wenn du schlecht drauf bist weil Du unglücklich bist....meinst du , das ist schonend für deine
angehörige? :kratz: Nein sicher nicht........das kann Dir jede Mutter bestätigen....
Lebe, erlebe Dich und werde Glücklich!
alles andere wird sich ergeben. :beten:
ich habe auch mal versucht nachvollziehen, wie die Menschen- reagieren werden,
ich lag nur selten richtig mit meinen Vermutungen.. :kratz:
Viel Glück und Kraft auf allen deinen Wegen. :troest:
LG Susanne :) :friends:

Offline Samu

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Re: Streng religiöser Familienzweig
« Antwort #4 am: 20.Sep 2015, 19:30 »
So, das "Outing" vor meinen Großeltern (und meinem "glorreichen" Erzeuger) ist beinahe so gelaufen, wie ich es mir gedacht hatte.
Nur hatte meine Großmutter nicht einen ihrer vorgetäuschten Herzanfälle, sondern ist gleich in Schimpf und Schande verfallen.
Dabei bestand für mich ein winziger Hoffnungsschimmer, dass sie in mir nicht gleich die gesammelten Werke des Bösen und Unnormalen sehen, da sie der Episkopalkirche angehören (eigentlich das gleiche Riesendogma der Katholiken, nur light mit weniger Regeln), aber nein, ich bin, um es zu zitieren: "Der Schandfleck der Familie, ich solle mir ein Beispiel an (meiner lieben Stiefschwester ohne jeden Makel) nehmen und wiederkehren, sobald mir bewusst ist, was gut und rechtens ist".
Dabei kam ich mir seltsamerweise wie der letzte Spross kollektiver Humanität in diesem Haus vor, da ich mich nicht auf alles stürze, was von der Norm abweicht, um es niederzumachen, zu unterdrücken und den eigenen, fehlgeleiteten und hasserfüllten Regeln anzupassen.
Und mein Vater, der eigentlich zu seinem Kind stehen sollte, was er bisher noch nie getan hat, da es ihm schon reicht, Unterhalt für mich zahlen zu müssen (seine Antwort auf die Frage meiner Mutter kurz nach meiner Geburt, ob er das Sorgerecht auch haben möchte), steht seit seiner Geburt unter dem Pantoffel meiner Großmutter und traut sich durch ihre netten Kindergeschichten (Weltuntergangssachen, Bestie wird sich erheben, alle Menschen werden leiden, alle Gläubigen werden geköpft, et cetera.) anscheinend nicht, einen Schritt von ihren Regeln abzuweichen. Hoch lebe die Unfähigkeit, selbst zu denken.


Jedenfalls will ich mich jetzt nicht in in das Thema Religion oder wie Familienangehörige allgemein sein sollten, hineinsteigern und damit enden, dass sich das Wunschbild meiner akzeptanten Großeltern aufgelöst hat und sie für mich nun die fehlbaren, menschlichen Wesen sind, die sie nun einmal sind, und das sie nicht anders können, als an ihrem Hass vor dem "Unnormalen" festzuhalten, wobei sich dieser Hass aus nichts anderem bildet als aus ihrer Angst. Schließlich werden Narren nicht geboren, sondern von Institutionen wie dem Christentum gezüchtet und umhegt.

Offline Nicole0601

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Re: Streng religiöser Familienzweig
« Antwort #5 am: 21.Sep 2015, 21:34 »
Schade das tut mir Leid Samu aber Gollum hat recht jetzt weißt Du wo du dran bist und kannst nun ohne jedes versteck spielen Deinen Weg beginnen.

Ich wünsche Dir ganz viel Glück dabei  :knuddel2:
Glücklich ist, wer sein Schicksal nie als Schlag empfindet,
sondern als Chance, sein Leben zu gestalten.
So manches im Leben zwang mich
auf die Knie und riss mich zu boden.
So manches im Leben vergesse ich wohl nie.
Doch eines lehrte mich das Leben immer wieder neu,
es ist nicht wichtig, ob Dich etwas zu Boden drückt.
Wichtig ist, dass Du immer wieder neu das Aufstehen lernst.
Aufrecht gehen werde ich, wenn mir auch Tränen übers Gesicht laufen,
denn Tränen sind kein Zeichen von Schwäche.
Im Gegenteil - Es ist ein Zeichen von Mut, den Anderen zu zeigen, was man fühlt...

Offline LindaBadBerka

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Re: Streng religiöser Familienzweig
« Antwort #6 am: 23.Dez 2015, 14:52 »
Hallo Samu!
Ich weiß irgendwie was das ständig mit dem Christentum zu tun haben soll....
Ich meine, laut dem Christentum sollte jeder sich verwirklichen, wie er es will. Wenn das "streng religiöse" Eltern sagen, dann müssten sie den Hintergrund wissen, dass es auch von Gott so gewollt wurde. Aber erstmal sagen diese religiösen Eltern, Gott habe dich als Mädchen geboren und dann musst du so bleiben. Das stimmt aber nicht. Ich denke, es ist eher eine Ausrede, um es dir aus dem Kopf zu schlagen...
Das kannst du deinen Eltern auch so erzählen. Ist halt meine Meinung.
(Ich persönlich bin ja Atheist) Na gut, ich hoffe, ich konnte dir weiterhelfen.
LG Linda

Offline Luckygirl

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Re: Streng religiöser Familienzweig
« Antwort #7 am: 23.Dez 2015, 15:20 »
Bei den Eltern hat es nicht nur mit dem Glauben zu tun. Es war einfach eine andere Erziehung ,
streng nach dem Geschlecht. Ebenso die mangelnde Infos, die es halt nicht gab. Ich selbst hatte ja auch erst ab dem 30 Lebensjahr PC und I-Net . Seit dieser Zeit konnte ich auch erst mehr Infos über Transsexualität sammeln. Die letzten 5-10 Jahre ist hier eine ganz andere Vielfalt
geboten. Habt deshalb auch Nachsicht mit euern Eltern. Zuviel darauf einreden bringt da meist gar nichts, einfach versuchen einander zu respektieren.
Meine Mutter hat mich bisher auch mit meinem alten Namen angesprochen. Am Montag Nachmittag habe ich bei meinen Eltern einen kleinen Besuch gemacht . Jetzt nach der OP
nennt auch sie mich Hermine. Sie sagte , jetzt hat sie halt 2 Töchter. Manches dauert halt ein bisserl.
LG
GAOP :Dr Sutin/ Preecha Institute
                   Bangkok
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