Transsexualität-NIBD

Autor Thema: Trans oder nicht??  (Gelesen 2577 mal)

Offline LucaWay

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Trans oder nicht??
« am: 18.Mai 2016, 23:46 »
Huhu

Ich hab da mal ne Frage, undzwar wie ihr das Gefühl "Trans sein" beschreiben würdet. Weil so wie ich mich fühle, zweifle ich das ich Trans bin auch wenn ich mich definitiv nicht als weiblich wohlfühle.
Ich habs in letzter Zeit so Beschrieben das ich definitiv als Mann gesehen werden will, und auch, wenn möglich Testo möchte, aber ich mich nicht wirklich als Mann an sich identifiziere, falls dass so überhaupt Sinn ergibt.
Auf die Frage "Wie siehst du dich in Zehn Jahren" hab ich, als meine Freundin mich gefragt hat, geantwortet "Als extrem Femininer Mann"
Kann ich also doch Trans sein?

Danke schonmal im Vorraus

Offline selfmademan

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Re: Trans oder nicht??
« Antwort #1 am: 18.Mai 2016, 23:56 »
Also ich kann von mir berichten, daß ich mich nach meiner Selbsterkenntnis auch nicht als Mann empfunden habe, aber als Junge und männlich. Ist ja auch kein Wunder, wenn man bedenkt, daß der innere Junge nie erwachsen werden konnte, weil ja "Mädel" draußen unterwegs war. Mittlerweile ist es so, daß ich mich nicht mehr als Jungen, sondern als Heranwachsender empfinde, also ein Junge, der nun dabei ist, ins Jugendalter zu kommen um dann nach und nach erwachsen zu werden.

Als femininer Mann habe ich mich nicht empfunden und tue ich nachwievor nicht. Ich empfinde mich als stinknormal männlich, wenn auch mit einer etwas ausgeprägteren weicheren Seite als es Cis-Männer haben.

Offline AmberEyes

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Re: Trans oder nicht??
« Antwort #2 am: 29.Mai 2016, 22:11 »
Ich verstehe "Trans" so, dass man nicht das Geschlecht ist (sich als das Geschlecht identifiziert/fühlt - das wird ja verschieden bezeichnet), was bei der Geburt zugewiesen wurde. Dabei muss man aber nicht automatisch das andere Binär-Geschlecht sein. Auch alles dazwischen (non-binary, bigender, agender, genderfluid, etc.) ist valide trans.
Und deine Aussage "auch wenn ich mich definitiv nicht als weiblich wohlfühle" klingt für mich schon nach dieser Definiton von "Trans", und ob du dich als Mann oder doch was dazwischen identifizierst, macht zumindest dafür keinen Unterschied.

Ich habe lange, bevor ich bewusst verarbeitet habe, dass ich weiblich/eine Frau bin, schon festgestellt: Ich bin kein Mann. Damit war für mich klar: Ich bin nicht cis, also bin ich trans. Ich habe zwar noch ein bisschen gebraucht um zu merken, dass ich wirklich Frau und nicht non-binary bin, aber daran, dass ich trans bin, hatte ich selber keine Zweifel, habe den Begriff nur nach außen nicht benutzt, weil die meisten cis-Menschen "trans" als "binär-trans" verstehen.
29.02.2016 Psycho-Therapie (Geller, Bielefeld)
24.05.2016 Antrag auf VÄ/PÄ eingereicht
15.06.2016 Aufklärungsgespräch, damit Beginn Lasertherapie zur Bartentfernung (aus eigener Tasche)
19.07.2016 1. Gutachten für VÄ/PÄ (Geller, Bielefeld)
17.08.2016 2. Gutachten für VÄ/PÄ (Reimann, Bielefeld)
25.10.2016 erster Termin Endokrinologie zur HRT (Beginn 1 Tag später mit Gynokadin und Spiro) (Lederbogen, Essen)

Offline Anonym02

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Re: Trans oder nicht??
« Antwort #3 am: 22.Jul 2016, 19:40 »
Hallo

"gemerkt" hab ichs seit frühester Kindheit das etwas nicht stimmte. Das Anhängsel da unten störte mich und ich beneidete meine Schwester das sie es nicht hatte. Natürlich wusste ich nicht warum es so war. Mit 16 lebte ich über 2 Jahre als Mädchen an der Seite meiner damaligen Freundin die mir diesen Namen gab. Nun wusste ich Bescheid. Nach dem Abbruch lebte ich als Mann aber sah mich nie als Mann. Ich war für die anderen ein femininer Mann, einer der sich oft weiblich verhielt. Ich versuchte krampfhaft dem männlichen Rollenbild zu entsprechen. Die anderen wussten nicht was dahinter steckte, was mich trieb. Das führte in die Medikamentenabhängigkeit, nach dem Entzug kam TS richtig zum Vorschein. letztes Jahr CO, nun HRT und PÄ schon durch und es geht mir gut. Fühle mich wohl und möchte komplett als Frau leben. Der Weg zur Selbsterkenntnis war schwer obwohl ich es ja wusste aber ich wollte es nicht wahr haben das ich TS bin. Empfindungen sind stark unterschiedlich, wir sind nicht alle gleich.

LG Anonym02

Offline Lara

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Antw:Trans oder nicht??
« Antwort #4 am: 02.Mär 2023, 00:43 »
Hallo an alle in diesem Thread,

ich finde mich vor allem in dem wieder, was Anonym02 geschrieben hat. Nur bei mir hat es sehr viel länger gedauert. Ich bin jetzt 56 und erst am 23.02.2023 (also vor genau 1 Woche) habe ich den endgültigen Entschluss getroffen, die Frau in mir rauszulassen aus dem ewigen Gefängnis von männlichen Rollenerwartungen, die nie auf mich zugeschnitten waren. Das fühlt sich jetzt für mich unglaublich gut an, eine Befreiung, wie ich mir sie nie hätte vorstellen können. Es ist wie ein zweiter Geburtstag (oder gar der erste?).

In mir wurde über die 56 Jahre ein Fake-Mann aufgebaut, der mit viel Verkrampfung Unheil in meinem Leben anrichtete. Und diesem Fake-Mann habe ich auch die jahrzehntelangen Zweifel, ob ich wirklich "trans" bin, ob ich wirklich eine Frau bin, etc., zu verdanken. Heute erkenne ich: Es war ein Fehler, auf dieses Fake-Ich in mir überhaupt zu hören. Es hat überhaupt nichts mit meiner wahren Seele zu tun, sondern -- um es mit Freud zu sagen -- es bestand zu 100% aus dem Pappmachee des "Über-ichs", war nur ein Sammelsurium von Rollenerwartungen à la "Du musst", "Du sollst", "Du darfst nicht", etc.. Es hat überhaupt nichts mit meinem wahren "Ich" zu tun. Dies konnte ich aber nur aktiv erkennen, seit ich den Mut aufbrachte, mein wahres "Ich" endlich zu befreien, sprich: die Frau in mir.

Was ich mit alldem sagen möchte: Alle Selbstzweifel der Vergangenheit kamen bei mir immer von meinem Fake-Ich.

LG Lara

Offline selfmademan

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Antw:Trans oder nicht??
« Antwort #5 am: 03.Mär 2023, 18:25 »
Bzgl. unserer Betroffenheit und um Begriffsverwaschungen und Nebelbomben entgegenzugehen, vermeiden wir für uns die Bezeichnung "trans". Trans oder trans* ist alles, was keine klare Bezugslinie zu sich selbst und/oder kein klares Körperschema für sich selbst hat. Da ist von transgender über non-binär bis zu genderfluid alles drin.

Alle Betroffenen jedoch mit einem klaren Bezugsbild und einem klaren inneren Körperschema, also einer deutlichen Sexus-Sexus Diskrepanz sind originär transsexuell (NIBD). Und wir werden auch weiterhin mit den in diesem Abschnitt genannten Begrifflichkeiten agieren, da wir die "Einheitsbreisortierung" des ICD11 ablehnen. Wir wollen nicht mit anderen Phänomenlagen in einen Topf geworfen werden, die erstens völlig andere Hintergrundmotivationen haben und zweitens unseren transsexuellen Leidensdruck nicht im geringsten nachvollziehen können.

Je klarer die Begriffe und Definitionen sind, desto leichter wird es für "Frischlinge" sich selber zu erkennen und desto leichter auch die Suche nach Informationen.

Wie ich in meinem anderen Posting oben (bin dabei meine "verlorengegangenen" Postings so nach und nach wieder an die passenden Stellen zurückzuverfrachten) schon erzählt hatte, habe ich mich immer eindeutig männlich gefühlt, auch den Körper der Jungs wollte ich immer haben. Nur bis ich wußte was das tatsächlich war, daß man da was ändern kann und was man überhaupt ändern kann und das sowas nicht nur im Fernsehen möglich ist, mußte ich 21 Jahre alt werden. Aber ich hatte immer ein klares Bezugsbild und ein klares Körperschema von mir selbst.