Hallo miteinander...ich weiß nicht weiter und daher suche ich nun verzweifelt nach dem rettenden Strohhalm. Ich schreibe jetzt einfach drauf los was Sache ist und hoffe, dass mir Jemand helfen kann.
Meine kleine Schwester (******) hatte schon immer Probleme mit ihrem Umfeld zu interagieren. Das ging eigentlich schon in der Grundschule los, wo sie schwer Anschluss fand. Dennoch hatte sie immer ihren kleinen Freundeskreis. Mit zunehmenden Alter wurde für sie das Thema Anime, Manga immer wichtiger, darüber hinaus Computerspiele an der Playstation. Sie war schon immer eher ein Stubenhocker, aber mit ca. 14 Jahren wurde das immer extremer. Zu dieser Zeit nahm sie auch ein Schönheitsideal an, dass recht mangageprägt war: Androgynität, vermischte Geschlechter...da fing sie auch mit dem Cosplayen an und spielte u.a. männliche Charaktere, so dass sie sich den Busen abband. Parallel dazu entwickelte sie jedoch auch eine Anorexie, welche zeitweise wirklich bedrohlich war. Darüber hinaus ist sie absolut unempathisch, neigt zu Ausrastern besonders meinen Eltern gegenüber. Sie be- und verurteilt andere Menschen sehr hart, niemand ist gut genug für sie, alles nur "Idioten" und Schlimmeres. Da liegt so viel Hass drin...dass ich es kaum glauben kann.
Teilweise kam und kommt es zu selbstverletztendem Verhalten, dies meist in einer Situation, in der sie sich bei meinen Eltern durchsetzen will - so wirkt es jedenfalls sehr oft.
Die Anorexie ist mittlerweile etwas besser geworden, auch wenn sie immer noch furchtbar dünn ist. Die Ausraster sind nach wie vor da, besonders in Prüfungssituationen.
Mit ca. 16 Jahren war sie mit einem netten Jungen zusammen, das hielt dann auch etwa ein Jahr. Sie machte Schluss, weil der junge Mann sie nach einem Jahr zu intimen Zärtlichkeiten drängte, sie fühlte sich jedoch nur bereits fürs Küssen, nicht mehr.
Kurz darauf kam sie mit einem anderen Mädchen zusammen. Ich muss betonen, dass es für meine Eltern nie ein Thema war...denen ist wichtig, dass ***** glücklich ist. Das Mädchen kommt aus einer schwierigen Familie, hat selbst eine ordentliche Essstörung, Depressionen, Schule abgebrochen etc. Meine Eltern nahmen sie auf, sie wohnte regelrecht bei uns. Diese Beziehung hält bis heute fort, wenn auch mit Unterbrechungen und heute eher inoffiziell...eine Art romantische Freundschaft, wobei meine Schwester wohl auch hier keine Intimitäten zulässt. Diese Freundschaft führte jedoch dazu, dass die beiden Mädels sich ins gemeinsame Hungern hineinsteigerten. Dazu kam noch, dass die Freundin einen besten Freund hatte, der wohl mal ein Mädchen war, Prä-OP, aber Post-Hormonbehandlung. Ich denke, dass da eine Art Faszination für das Thema aufkeimte.
Meine Schwester machte ein sehr gutes Abitur (1,1) und studiert nun Mandarin Übersetzen. Auch hier erzielt sie beste Ergebnisse, glatte Einsen, dennoch rastet sie im Prüfungsstress regelmäßig aus.
Sie ist sehr mutterfixiert, sehr unselbstständig, sogar einfache Telefonanrufe machen ihr zu schaffen. Ich musste mit ihr ihre Bewerbungen fürs Studium schreiben, sie fühlte sich davon überfordert. Im Rahmen des Studienbeginns zog sie dann auch in eine wunderschöne Wohnung im Studienort. Dort hielt sie es nur eine Woche aus, war dann öfter bei meinen Eltern (die wohnen nicht weit von der Uni), bis sie dann nach einem Monat, sagte, dass sie allein wohnen nicht erträgt. Also mussten die Eltern die Wohnung unter nicht geringen finanziellen Einbußen wieder auflösen. Dazu muss man sagen, dass meine Eltern ihr empfohlen haben vor Studienbeginn Pause zu machen und eine stationäre Therapie durchzuziehen. ****** weigerte sich!
Zum Thema Therapie:
Meine Schwester war bei mittlerweile 3 Therapeuten. Keiner hat Zugang gefunden, zumindest nicht langfristig. Diagnostiziert wurde eine Borderline Störung, Anorexie, Depressionen, da waren sich alle drei Therapeuten einig. Die Empfehlung war sie erst stabil zu bekommen (also Essstörung therapieren, Antidepressiva nehmen) und dann an den Kern zu gehen. ****** weigert sich jedoch Antidepressiva zu nehmen, da sie Angst hat dick zu werden (wenn sie die Pillen mal ne Weile nimmt, dann bessert sich der Zustand und ihr Umgang mit anderen erheblich!) und isst immer noch nicht normal, wenn auch nun immerhin ein bisschen.
Seit ca zwei Jahren hat sie sich nun in den Kopf gesetzt, dass alles besser wäre, wenn sie ein Mann wäre. Sie gibt sich auf Facebook als Mann aus, lässt sich "*****" nennen und tritt überall als Trans auf. Im Zuge dessen hat sie sich im Internet eine "Therapeutin" gesucht, die wohl bekannt dafür ist ganz easy Rezepte für Hormone und Empfehlungen auszustellen (da war sie so 19). Nach nur einem 45 Minütigen Termin bekam sie tatsächlich ein Rezept für Hormone!!!! Einfach so. Das endete in einem großen Eklat im Zuge dessen mein Vater das Rezept vernichtete(worüber ich mich ärgere, da ich bei der Ärztekammer Beschwerde gegen die Dame einlegen wollte).
Meine Eltern sind durch das Unglück meiner Schwester so traumatisiert, dass beide dauernd weinen. Ich wohne in einer andere Stadt, bin zu weit weg um täglich abfangen zu können. Aber ich merke, wie sie beide zerbrechen.
Sie würden es auch akzeptieren, wenn ****** wirklich als Mann glücklich werden würde, wir bezweifeln das leider jedoch sehr. Zumal man ja nicht einfach mit den Fingern schnippt und ein Kerl ist und auch nicht wieder zurückschnippen kann.
Sie ist nun 20, sehr intelligent und kann auch liebenswert sein, was sie erstaunlicherweise auch ist, wenn sie bei mir und meinem Mann zu Besuch ist. Dann versteht sie sich mit allen unseren Freunden, macht jeden Spaß mit, lacht...sobald jedoch meine Eltern kommen um sie zb abzuholen etc dann ist es als würde ein Schalter schnappen und sie wird giftig wie eine Natter. Von jetzt auf gleich. Daher war ich anfangs sehr froh, dass sie ausziehen wollte, weil ich schon den Eindruck hatte, dass meine Eltern und sie in einem Kreislauf stecken, wo sie sich dauernd gegenseitig triggern. Und das obwohl grade meine Mama und ******* sich unglaublich lieb haben.
Mein Vater hat über die ganzen Probleme mittlerweile eine Art Alkoholsucht entwickelt. Er wird nicht aggressiv oder ähnliches, nur furchtbar traurig und weint sich dann betrunken die Augen aus. Er "funktioniert" schon noch auch im Beruf, aber seine Gesundheit leidet zunehmend und das obwohl er immer sehr fit und gesund war. Er selbst hat auch nur noch auf wenig Lust, ich denke, dass auch er mittlerweile mitten in einer Depression steckt.
Mittlerweile ist es so, dass meine Eltern mich bitten ihnen ****** "abzunehmen". So hat sie letztes Jahr einige Wochen bei uns verbracht, als meine Eltern im Urlaub waren, weil a. sie einfach mal allein in Urlaub wollten um Kraft zu tanken und b. ******* es nicht ertragen würde alleine zu bleiben die drei Wochen. Die drei Wochen waren super, kein einziger Streit, ******** konnte die Zeit für sich nutzen, hat viel Sport getrieben, ich hatte den Eindruck, das tat ihr gut. Wir haben sie überall hin mitgenommen, Konzerte, Radtouren, Freunde...alles prima!
Meine Eltern brauchen Pause von ihrer eigenen Tochter. ****** terrorisiert sie regelrecht. Hat sie Sorgen, wirds an den Eltern ausgelassen. Hat sie schlechte Laune, wird es an den Eltern ausgelassen. Hat sie Angst vor einer Prüfung wird Stress gemacht, bis es zur Eskalation kommt. Da wird berüllt, beleidigt und in letzter Konsequenz (wenn meine Mama nämlich noch nicht heult) auch selbstverletzt. Dieser Wunsch b esteht auch dieses Jahr, wir wurden gebeten meine Schwester in unseren Urlaub mitzunehmen...dass das für ein junges Pärchen nicht ideal ist ist klar, wir würden das dennoch mitmachen...aber das ist doch dauerhaft nichts...sie muss sich ein eigenes Leben aufbauen.
Alle Freundinnen von ****** scheinen psychische Probleme zu haben. Das ist eben erwähnte Freundin, die mehrfach eingewiesen wurde, da ist eine andere Freundin, die wegen Borderline grade eine ambulante lang ausgelegte Therapie macht, auch ihr Freund war depressiv...und ihre neuen Bekannten an der Uni scheinen mir aus der Ferne auch ziemlich problembeladen zu sein. Die scheinen sich gegenseitig anzuziehen. Das macht die Sache nciht einfacher, Normalität ist bei ******* einfach Ausnahme!
Ich selber schwanke auch immer zwischen "ich muss mich abgrenzen" und "ich will helfen". Ich bin ziemlich verzweifelt und weiß nicht mehr was ich raten oder nicht raten soll. Oft lande ich dann auch im Schussfeld, weil ich zB die Idee unterstützt habe das ******* auszieht...jetzt bin ich indirekt Schuld an dem Schlamassel gewesen. Ganz abgesehen davon, dass ich mich auch zurückgesetzt fühle, auch wenn ich es eigentlich nicht will. Als wir unsere Hochzeit geplant haben rief meine Mama jedenfalls nicht an um zu fragen wie es läuft oder ob sie helfen kann, sondern nur um über ****** zu klagen und sich auszuweinen. Ich brauche keine große Unterstützung meiner Eltern, komme sehr gut so zurecht, aber grade in der stressigen Zeit vor der Hochzeit hätte ich mir gern gewünscht, dass es mal um mich geht...aber es ging nur darum, dass ******* im Anzug kommen wollte, dass ****** sich zeitweise weigerte überhaupt zu kommen, dass *****...*****...*****. Das frustet auf Dauer schon. Ich sage mir aber, dass es halt ist wie bei der Geschichte mit dem verlorenen Sohn aus der Bibel...Eltern kümmern sich halt mehr um die Sorgenkindern und verlassen sich darauf, dass ich schon so zurecht komme - was ja auch stimmt!
Vielleicht kurz zu mir: Ich bin Ende 20, verheiratet, habe einen Magister in Kulturwissenschaften und einen Master in BWL abgeschlossen und arbeite nun im Management - 60-Stunden-Woche keine Seltenheit. Dabei kommt die Zeit für Familie oft zu kurz, ich möchte mich manchmal zerreissen, um gleichzeitig im Job zu funktionieren und meine Familei zu unterstützten.
Meine Familie ist aus Russland imigriert, meine Eltern sehr fleissige Leute, sowohl meine Schwester als auch ich recht ehrgeizig, wobei bei meiner Schwester das nur durch Stress, Druck und Selbstgeisselung funktioniert. Die Familie mütterlicherseits hat eine Geschichte der Depressionen. Meine Oma leidet darunter, meine Mutter eigentlich auch, nur unterdrückt sie alle derartigen Gefühle um für ***** da zu sein. Sprüche wie: "Ich lebe nur noch für *****." sind an der Tagesordnung.
Meine Schwester steigert sich immer mehr in die Idee hinein, dass ein Penis alle ihre Probleme lösen würde. Und das obwohl sie keinerlei sexuelle Erfahrungen gemacht hat und so viel anderes im Argen liegt. Sie will aber auch nicht den Weg gehen sich langfristig auf eine Therapie einzulassen, welche dann ihren Wunsch bestätigen oder auch widerlegen würde. Immer in dem Augenblick wo ein Therapeut etwas gesagt hat, was ihr nicht passt, hat sie sich geweigert die Gespräche fortzusetzen. Ich nehme an, sie will sich konkret nicht einlassen, weil sie Angst hat, dass man ihr nicht Recht gibt.
****** Launen sind unglaublich. Bei ihr gibt es nur Extreme: Total glücklich, himmelhochjauchzend, oder todunglücklich, alles ist scheiße...jeder ist scheiße.
Ich weiß jetzt gar nicht, was ich erwarte...
Ich habe solche Angst meine Eltern und meine Schwester zu verlieren. Meinen Eltern würde ich mittlerweile sogar einen Suizid zutrauen...sie klammern sich an den Gedanken, dass es irgendwann besser wird...nur wann?
***** droht oft und gerne mit Selbstmord...aber mein Gefühl sagt mir, dass sie es als Druckmittel benutzt und nicht ernst meint. Ein Zweifel bleibt natürlich...was ist, wenn sie es doch tut! Diese Angst ist es auch, die dazu führt, dass meine Eltern alles mit sich machen lassen. Sie wehren sich gar nicht mehr, wenn ihre eigene Tochter sie als "Arschlöcher", "Wichser" und "Schlampen" bezeichnet. Mir gegenüber ist besonders mein Vater umso strenger. Er kritisiert mich und meine Lebensführung dauernd (obwohl ich objektiv betrachtet nun wirklich nichts sonderlich Kritisierenswertes vorlege), beurteilt meine Freunde und Bekannten, hat selten ein gutes Wort für mich, auch wenn ich immer eher ein Papakind war (war und bin auch eher burschikos) und mir seine Anerkennung mal sehr wichtig war. Mittlerweile nehme ich das Kritisieren nicht mehr so ernst...er scheint damit zu kompensieren.
Ich könnte ewig so weiterschreiben...aber vielleicht reicht das um einen kleinen Einblick zu geben. Ich weiß nicht weiter...
Was tun?