Liebe Suparat,
Sorry ich wollte dich nicht ärgern und wollte nicht das es aussieht ich jammere, der Typ Mensch bin ich nicht!!
ich habe mich nicht geärgert gefühlt. Du hast mich doch gar nicht angegriffen, Du hast mir nur Deine Gedanken und Fragen mitgeteilt und ich habe drauf geantwortet. Für mich gibt es keinerlei Grund mich angegriffen oder geärgert zu fühlen. Mach Dir also da mal keinen Kopf über meine Gefühlswelt, für diese bin ich schon ganz allein verantwortlich. Gefühle macht sich jeder selbst.
Es ist nicht so, dass ich meinen Sohn nicht verstehe oder akzeptiere so wie er ist, ich habe es schon längst akzeptiert und wir telefonieren oft miteinander, da er weit entfernt von mir wohnt. Ich frage wie es ihm geht, er sagt mir gut und ich bohre nicht, wenn er mir was erzählen möchte kann er oder auch nicht. Ich meinte nur, da hast du mich vielleicht diesmal falsch verstanden, ich liebe mein Kind und habe es auch immer sehr geliebt und kann nur oft die Distanzierung nicht verstehen.
Das konnte ich z. B. nicht wissen, da Du bisher immer nur von der Distanz gesprochen hast, aber nie davon, wie und mit welchen Worten ihr tatsächlich kommuniziert (siehe unten). Ich konnte nur mit dem arbeiten, was ich hier gelesen habe und das waren nunmal die weiblichen Pronomen. Danke für die Erläuterung.
Ich war einfach sauer und eifersüchtig als er mir sagte sie fahern die Eltern von... besuchen, die sie ja fast jedes WE besuchen. Nun gut alle Entscheidungen liegen bei ihm egal in welcher Richtung aber mir tut es weh kannst du das verstehen?
Mir ist jetzt einiges klar geworden. Du schreibst, er wohnt weit weg von Dir. Räumliche Trennung schafft Distanz, aber eben nur geographisch gesehen. Ob man sich emotional eine Distanz schafft, dafür ist jeder selbst verantwortlich. Er für seine Gefühle, Du für Deine. Deine Eifersucht und Deine Sauerheit haben dazu beigetragen. Und solche Eindrücke verarbeitet man nicht mal eben innerhalb weniger Tage. Ich vermute mal, wissen tue ich es nicht, daß Dir der Gedanke unangenehm war, daß Du für Deinen Sohn nicht mehr die einzige Frau an seiner Seite bist, dem er sich nun auch in intimen Dingen anvertraut. Nicht umsonst sage ich immer wieder den Hilfesuchenden, daß sie ihre Gefühle kontrollieren und ihren Verstand einschalten sollen. Wut, Neid, Hass, Mißgunst und Eifersucht sind keine guten Ratgeber, sie verfälschen die Wahrnehmung und verursachen Wahrnehmungsstörungen. Und auch die Logik sagt, daß es doch verständlich ist, daß die Eltern seiner Freundin öfter mal mitkommen, weil sie eben in der Nähe wohnen, im Gegensatz zu Dir. Und ich glaube kaum, daß Dein Sohn Dir wegen jeder Nichtigkeit lange Fahrten zumuten will, die ja nun auch ins Geld gehen. An Deiner Stelle würde ich mich freuen, wenn er die Eltern seiner Freundin vor Ort hat. Im Notfall können sie helfend zur Seite stehen. Hier ist von Deiner Seite auch einfach mal Vertrauen gefragt. Vertrauen in Deinen Sohn, in seine Freundin und in den Eltern der Freundin.
Am Telefon spreche ich ihn mit Namen an und verhaspele mich nicht und in den E-Mails spreche ihn ihn auch mit Namen an
Es kommt nicht nur auf das "technische" an, sondern auch auf die leisen Zwischentöne. Meine Pflegemutter redet mich auch mit meinem richtigen Namen an, aber nur in meiner Gegenwart. Ihr bleibt ja auch nichts anderes übrig, weil sie es dann wäre, die sich vor allen Leuten blamieren würde (wenn Du Dir meine Person mal auf den Bildern und eingebundenen pdf's anschaust, weißt Du warum) Liebevoll allerdings kommen ihre Worte nicht rüber. Es kommt kein Gefühl der Akzeptanz und Liebe rüber, sondern eher Abneigung und Enttäuschung. Was ich damit sagen will, verwechsel Wortwahl nicht mit emotionaler Bindung. Wenn beides übereinstimmt ist es ok, wenn nicht, muß man suchen, wo die Ursache liegt. Und zwar jeder bei sich selbst.
Wenn er wie du schreibst was fühlen würde dan würde er auch über diese Dinge nicht sprechen oder?
Ich kenne Deinen Sohn nicht. Ich kann nur sagen wie ich reagiert habe. Ich habe meine Pflegemutter auch immer auf dem laufenden gehalten, aber das war eher "technisch", kaum mit emotionaler Bindung behaftet. Auf beiden Seiten schwingten negative Gefühle mit. Bei mir waren es Angst vor Ablehnung, die Suche nach Anerkennung und aufrichtiger Liebe, bei ihr waren es Enttäuschung und Ablehnung. Das hat sich bei ihr auch nicht geändert. Als ich das begriffen habe, habe ich den Kontakt nach und nach einschlafen lassen.
Enttäuschung entsteht übrigens aufgrund zu hoher Erwartungen, die das Gegenüber nicht erfüllen kann oder will. Stellt man jegliche Erwartungshaltung ab, aber wirklich JEDE, dann kann man nicht mehr enttäuscht werden. Seitdem ich es so handhabe, lebe ich viel lockerer und freier. Es hat nichts mit Resignation zu tun, sondern einfach mit der Kenntnis, daß ich nichts und niemanden auf dieser Welt kontrollieren kann. Ich lebe nun spontan und seitdem ist das Leben wieder spannend. Klar, die Berufswelt wird etwas geplant. Ich muß pünktlich sein, meinen Arbeitsablauf koordinieren und wissen, wie ich welche Arbeit am besten erledige. Verabredungen werden organisiert, Krankenhaustermine, aber ich konzentriere mich nur aufs wesentliche und nicht auf das Verhalten meines Gegenübers, das sind Nebenschauplätze und lenken ab. Ich konzentriere mich darauf, zur OP pünktlich zu erscheinen, gesund zu bleiben und mein Wissen zu erweitern. Wie mein Ergebnis letztendlich wird, habe ich nicht mehr unter Kontrolle, von daher lohnt es sich auch nicht hypernervös zu werden. Meine Nervosität kann nichts an dem Ergebnis ändern. Also kontrolliere ich meine Gefühle und mache mich nicht unnötig verrückt. Ich habe Hoffnungen ja, aber erwarten tue ich nichts mehr.
Wenn ich ein Bewerbungsgespräch habe, dann wird der Termin geplant, adequate Kleidung angezogen und Pünktlichkeit organisiert, ein klein bißchen auch thematische Vorbereitung, aber wie es tatsächlich dann abläuft habe ich nicht unter Kontrolle. Ich kann mich noch so gut vorbereitet haben, wenn dem Chef meine Nase nicht passt, passt sie ihm nicht. Ergehe ich mich in meiner Kontrollsucht und versuche wirklich jede Eventualität mit einzuplanen und die dazugehörige Lösungsstrategie gleich mit, versteife ich mich auf Nebensächlichkeiten und organisiere an der eigentlichen Sache vorbei. Man kann sich auch totorganisieren.
Ich konzentriere mich immer nur auf den Moment und die eigentliche Sache und das geht überall im Leben so. Beim Autofahren konzentriere ich mich aufs fahren, fahre vorausschauend ohne den Moment aus den Augen zu verlieren, aber ich konzentriere mich nicht auf die schöne Frau am Straßenrand, die gerade erotisch mit ihren Fingern durch ihr langes Haar fährt. Würde ich das tun, wäre ein Unfall vorprogrammiert.
Ich gebe mir wirklich viel Mühe und werde deinen Rat befolgen, (habe dich übrigens sehr ernst genommmen und habe auf deinen Rat gehört) und weiterhin viel lesen.
Du mußt das nicht machen um mir zu gefallen. Du machst das alles für Dich und Du entscheidest auch allein für Dich, ob Du es machen möchtest. Ich kann Dir Türen öffnen, entscheiden und hindurchgehen mußt Du allein. Ein kleiner Hinweis aber noch: Nur vom lesen ist es nicht getan, man muß es auch umsetzen.
Ich habe mir Gedanken wegen Deiner OP-Besuchsfrage gemacht. Kinder wollen nicht immer vorher gefragt werden. Sie hoffen drauf, daß die Eltern von sich aus kommen, denn genau das zeigt dem Kind, daß man hinter ihm steht und es aufrichtig liebt. Ich selber frage auch nicht vorher an, ob ich mein Gegenüber im KH besuchen darf. Ich tue es einfach, weil ich mein Gegenüber gern habe. "Spontanbesuche" kommen von Herzen.
Ein guter Freund will mich in München besuchen. Da er gut 600 km anreisen muß, muß er natürlich etwas organisieren und planerisch tätig sein. Aber ich versteife mich nicht auf den Besuch und erwarten tue ich auch nichts. Wenn es dann doch klappt, freue ich mich umso mehr und wenn nicht, ist es zwar schade, aber ich bin dann nicht enttäuscht, weil ich nichts erwartet habe.
Ich denke, Deinen Sohn wird es freuen, wenn Du ihn besuchst. Wenn es soweit sein sollte, laß Dir einfach den Termin geben, aber frage nicht ob Du kommen darfst und verspreche auch nicht zu kommen, Du wohnst ja eh weiter weg. Und wenn Du dann trotzdem da bist, wirst Du die wahre Realität erkennen, wie er dann zu Dir steht.
Viel Glück auf Deinem Weg.